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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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unverblümten Worten - erwidert, dass ein wahrer Soldat und Offizier der Legionen keine protzige Zurschaustellung nötig hatte.
    Diese Antwort hatte dem Gerede zwar ein Ende gemacht, aber die Fronten waren geklärt worden, und die Gegner waren nicht ganz ohne triftigen Grund erzürnt. Es hatte etliche gegeben, darunter auch Valerius, die der Meinung waren, dass die eine oder andere bunt bemalte Fliese - oder wenigstens ein einzelnes farbenprächtiges Mosaik im Atrium - nicht hätten schaden können. Sie sagten dies aber nicht, und Corvus selbst fuhr fort, so zu tun, als ob die Angelegenheit für ihn nicht existierte. Der größte Vorteil an der kürzlich erfolgten Abkommandierung des früheren Statthalters lag darin, dass auch die Mehrzahl der Legionstribune ihre Dienstzeit abgeleistet hatte und zusammen mit ihm nach Rom zurückfuhr und dass somit die Hauptquellen der Feindschaft beseitigt waren. Ob Corvus den Frieden mit ihren Nachfolgern wahren konnte, blieb allerdings noch abzuwarten.
    Auf seinen Gongschlag hin erschien - wie Valerius nicht anders erwartet hatte - Mazoias, der Babylonier, an der Tür. Der Vorsteher von Corvus’ Haushalt war ein weißhaariger alter Mann mit einer schiefen Schulter. Wenn er betrunken war, behauptete er von sich, mit der Prinzessin von Babylonien und dem persischen Königshaus verwandt zu sein. In nüchterner Verfassung war er ein ehemaliger Sklave, den der Präfekt auf einem Markt in Iberien gekauft und anschließend freigelassen hatte, der es jedoch vorzog, weiterhin bei Corvus in Stellung zu bleiben, denn ein Leben in Corvus’ Diensten war besser als jedes andere, das Mazoias sich vorstellen konnte. Der alte Mann erkannte Valerius auf Anhieb wieder. Seine zerfurchten Züge erstarrten mitten in ihrer Willkommensbotschaft, und die Tür, die bereits aufgeschwungen war, begann sich wieder zu schließen.
    Hastig klemmte Valerius seinen Fuß zwischen Tür und Pfosten. »Das solltest du besser nicht tun. Ich habe eine dringende Nachricht für den Präfekten. Sag ihm, dass der Schnee auf dem Dach der Versammlungshalle vier Fuß hoch liegt und dass mehr Männer nötig sein werden, als ich befehligen kann, um ihn wegzuräumen. Wenn der Präfekt möchte, dass der Statthalter seine erste öffentliche Ansprache an seine Legionen an einem warmen, gefahrlos betretbaren Ort halten kann, sollte er mindestens eine volle Schwadron von Männern zum Schneeräumen abkommandieren. Und sag ihm auch, dass die zu den Hauptlatrinen führenden Wasserrohre eingefroren sind. Ich habe einen Mann damit beauftragt, sich auf die Suche nach Bassianus zu machen, aber vielleicht wünscht der Präfekt...«
    Jeder Mann hat seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Geruch. Dieser Körpergeruch mag vielleicht ein bisschen schwächer sein, wenn die Haut noch warm vom Baden ist und frisch eingeölt oder wenn er in einer Schlacht gekämpft hat und noch mit dem Blut anderer Männer besudelt ist, aber er verschwindet niemals gänzlich. Wenn er eine Nacht lang unter einem dicken Schaffell geschlafen hat, um sich vor Kälte zu schützen, ist der Geruch so ausgeprägt, wie er überhaupt nur sein kann - es sei denn, er hätte diese Nacht in Gesellschaft verbracht; in diesem Fall ist der ihm anhaftende fremde Geruch stärker. Corvus, so dachte Valerius, hatte die Nacht allein verbracht, aber vielleicht nicht jenen letzten Teil seit dem Aufwachen. Es war eine Erkenntnis, die unerwartet heftige Gefühle in Valerius wachrief, Gefühle, vor denen ihn keine noch so große Menge an Arbeit oder Verantwortung oder Gebeten an den Gott vollständig schützen konnte. Valerius zog seinen Fuß von der Türschwelle zurück, heftete seinen Blick auf die gegenüberliegende Wand und salutierte.
    »Danke, Mazoias«, sagte Corvus. »Ich werde mit dem Offizier sprechen.«
    Es kam zu einer kurzen Kollision, als der Wille des Dieners auf den des Herrn prallte, eine Kollision, deren Ausgang jedoch von vornherein feststand. Mit einem letzten finsteren Blick auf Valerius, der ihm ewige Verdammnis versprach, falls er Mazoias’ Herrn in irgendeiner Weise die Laune verhagelte, zog sich der alte Mann schließlich zurück.
    Sie waren allein. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Schnee saugte das beklommene Schweigen auf, milderte es ein wenig. Die Lampe in der Nähe der Tür war aus Ton, die Schale mit dem in grober Lasur aufgemalten Tierkreiszeichen des Steinbocks geschmückt. Die Lampe hatte noch nie gleichmäßig gebrannt, und sie tat es auch jetzt nicht. Aus

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