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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gewohnheit und um irgendetwas zu tun zu haben, griff Corvus hinauf und veränderte die Lage des Dochts. Eine Spirale von Rauch stieg auf, um einen Fleck an der Decke zu hinterlassen, doch danach leuchtete das Licht stärker, so dass die beiden Männer etwas mehr voneinander sehen konnten. Der Präfekt war offensichtlich erst vor kurzem aufgestanden: Sein braunes Haar war noch feucht von einer hastigen Morgenwäsche und nicht ordentlich gekämmt. In Wirklichkeit war es nie ordentlich gekämmt. Am Hinterkopf war sein Haar vorschriftsmäßig kurz geschnitten, aber vorne wuchs es in einem lockigen, widerspenstigen Schopf, der ihm mit ungebärdigem Schwung in die Stirn fiel und den Bogen seiner Augenbrauen widerspiegelte. Es sagte alles, was man über den Mann und seine Einstellung zur Obrigkeit wissen musste. Die Narben und die wettergegerbte Haut erzählten dieselbe Geschichte, fügten jedoch nichts Neues hinzu. Nur seine Augen konnten noch mehr über ihn verraten, wenn es ihm beliebte, doch sie waren im Schatten verborgen. Derselbe Schatten verbarg auch seinen Mund, als er schließlich das Wort an Valerius richtete.
    »Wie soll ich dich nennen?«
    Bei ihrer letzten Auseinandersetzung, der schädlichsten und zerstörerischsten, war es um Corvus’ Gebrauch eines alten Namens gegangen, den Valerius seit langem abgelegt hatte. Sie hatten diesen Streit nie beigelegt.
    »Ganz wie du möchtest«, erwiderte Valerius. »Im Legionsregister bin ich Julius Valerius, wie du ja weißt. Meine Männer nennen mich Duplikarius oder Oberstallmeister. Beide Bezeichnungen sind mir recht.«
    »Gut. Ich werde versuchen, mir das zu merken. Wie geht es ihm?«
    »Wem?«
    »Deinem Killer-Hengst. Diesem menschenfressenden Ungeheuer, dessen Herr und Meister du bist.«
    In Corvus’ Stimme schwang eine Spur von Humor mit. Valerius, völlig davon überrumpelt, antwortete im gleichen Ton: »Gut. Es geht ihm gut. Du wärst stolz auf ihn. Heute Morgen hat er es doch endlich geschafft, mich zu beißen. Der Schreck hätte uns beide beinahe umgebracht.«
    Vage war er sich bewusst, dass seine Schulter wehtat, doch er hatte den Schmerz noch nicht ganz verinnerlicht. Genau wie es damals bei der Brandmarkung der Fall gewesen war, so sehnte er sich auch jetzt danach, dass der Schmerz vollends zu ihm fand und ihn regelrecht einhüllte, als ob Schmerz etwas Reales wäre, in dem er sich verstecken konnte. Versuchsweise drehte er seinen Arm hin und her und zuckte prompt zusammen. Er hatte ganz vergessen, wen er vor sich hatte. Corvus hatte bereits eine Hand nach seinem, Valerius’, Umhang ausgestreckt und den Kragen zurückgeklappt, noch bevor irgendeiner von ihnen sich daran erinnerte, dass Corvus eigentlich kein Recht mehr dazu hatte - und sich dann wieder daran erinnerte, dass er schließlich ein Präfekt war und mit dem Umhang und der Person eines rangniederen Offiziers tun konnte, was er wollte. Valerius schwankte unter Corvus’ Berührung unwillkürlich rückwärts, richtete sich jedoch sofort wieder zu einer militärisch steifen Haltung auf.
    Corvus sog zischend den Atem ein und zog seine Hand zurück. »Tut mir Leid.«
    »Ist nicht weiter schlimm.« Valerius glaubte tatsächlich noch immer, dass Krähes Biss keinen sonderlich großen Schaden angerichtet hatte. Sein Umhang mochte zwar zurückgeschoben sein, aber darunter trug er eine eng anliegende Tunika, die seine Schulter bedeckte, daher hatte er das Ausmaß des Schadens noch gar nicht gesehen. Erst später entdeckte er, dass der sich langsam ausbreitende Bluterguss seinen Hals hinaufgekrochen war, um das Fleisch von der Schulter bis zum Ohr und vom Schlüsselbein bis zum Schulterblatt blauschwarz zu verfärben, und dass ein großer, schmetterlingsflügelähnlicher Teil davon deutlich im Licht der Lampe zu erkennen war. Longinus musste den gewaltigen Bluterguss ebenfalls gesehen haben, war jedoch so klug gewesen, sich nicht dazu zu äußern.
    Corvus starrte geradeaus, ohne ein Wort zu sagen. Es kam nur selten vor, dass sie so steif und förmlich miteinander umgingen. Es tat ihnen beiden nicht gut, und es machte all das zunichte, was sie einmal füreinander gewesen waren.
    »Entschuldige, aber ich war mit meinen Gedanken für einen Moment woanders«, sagte Valerius, während er seinen Umhang zurechtzog. »Einer der thrakischen Kavalleristen kam vorhin mit der Nachricht, dass die zum Badehaus führenden Wasserrohre eingefroren sind. Longinus Sdapeze. Er ist ein kluger Kopf. Er sieht die Probleme, noch

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