Das Schwert der Keltin
hatte Macha einen mit Stacheln bewehrten Eisenhammer auf den Kopf der Stute niedersausen lassen, um sie schnell und schmerzlos zu töten, bevor sie sie aufgeschnitten hatte, um das Fohlen - lebend und unversehrt - aus dem Mutterleib herauszuziehen.
Nach der nächsten, überaus schmerzhaften Wehe stieß Breaca keuchend hervor: »Benutze den Hammer. Töte nicht das Kind.«
»Nun hör aber auf! Wir wollen euch beide lebend haben.« Das war das Schöne bei Airmid, dass man ihr nie etwas erklären musste. Zugleich aber konnte die Träumerin nicht die Besorgnis in ihrer Stimme verbergen, so wie sie es vielleicht gegenüber einer anderen Gebärenden vermocht hätte; und da sie dies wusste, versuchte sie es auch gar nicht. Stattdessen sagte sie: »Ich brauche Efnís, damit er mir hilft. Oder Luain mac Calma. Kannst du so lange hier mit Hail warten, während ich einen von ihnen holen gehe?« Und schon eilte sie davon, denn es hatte niemals Zweifel daran gegeben, wie die Antwort lauten würde.
Eine Woge von Schmerz rollte über Breaca hinweg, ein Schmerz, der sie auseinander zu reißen und dann wieder zusammenzudrücken schien. Auf dem Höhepunkt der Wehe hörte sie plötzlich drei Stimmen, dann fühlte sie Hände auf ihren Schultern, die sie etwas aufrichteten. Eine männliche Stimme, in der der typische Tonfall der nördlichen Eceni mitschwang, sagte: »Breaca, du musst dich hinstellen, damit wir dir helfen können. Kannst du das für uns tun? Lass die Pfähle nicht los, sondern richtete dich einfach zwischen ihnen auf, damit das Kind nach unten hängt. Hail wird bei dir bleiben. Ich werde unterdessen das Stutenfell wegziehen.«
Eine andere Männerstimme, mit einem kaum merklichen irischen Akzent behaftet, sagte - nicht zu ihr, sondern zu den anderen: »Dieses Kind ist Nemains Jüngerin, daher wird es nur kommen, wenn es ihr Licht erblickt. Ich werde eine Schale mit Wasser holen, dann werden wir ihm das Spiegelbild der Göttin zeigen. Auf diese Weise wird es bereitwilliger zur Welt kommen. Könnt ihr sie so lange ruhig halten?«
Ein mörderischer, durch Mark und Bein gehender Schmerz nahm plötzlich von Breaca Besitz. Er endete ebenso jäh, wie er gekommen war, begleitet von einem silbrigen Plätschern, das in der Nacht verhallte.
Graine, Tochter von Breaca, Enkeltochter von Graine, der erstgeborenen Tochter der Herrscherfamilie der Eceni, kam unter der Aufsicht und Obhut der drei mächtigsten Träumer des Landes zur Welt und glitt blutbeschmiert zwischen ihren Händen hindurch auf eine Schale voll matten Mondlichts zu. Ihre Mutter erlebte ihre Geburt bei vollem Bewusstsein und blieb auch danach noch lange genug wach, um zu der Hütte zurückzugehen, die für frisch entbundene Frauen errichtet worden war. Kurz darauf versank sie jedoch in tiefen Schlaf, ihre neu geborene Tochter nackt an ihrer Brust. Eine Weile später wachte sie auf und ließ sich hinausführen zu der vereinbarten Stelle, um geronnenes Blut und Schleim und die Nachgeburt auszuscheiden, dann kehrte sie wieder in die Hütte zurück, um ihr Kind zu stillen und danach abermals zu schlafen. Das Neugeborene war krebsrot im Gesicht und glatzköpfig, sein Schädel wies Druckstellen von dem mühsamen Weg durch den engen Geburtskanal auf, und seine großen, noch etwas verschwommen dreinblickenden Augen waren von dem Blau des Himmels nach einem Regenschauer. In den Augen seiner Mutter jedoch war das kleine Mädchen vollkommen.
XI
»Sie ist hässlich! Wird sie immer so hässlich bleiben? Ich will keine Schwester, die hässlich ist!«
Die Stimme klang hoch und verdrießlich und ein wenig schrill vor Enttäuschung und Furcht. Sie brach jählings in Breacas Träume ein, in Träume von einer Zukunft, in der die Kinder unbeschwert heranwuchsen und gefahrlos ihre drei langen Nächte in der Einsamkeit absolvierten und neu gewebte Tuniken trugen, die nicht mit dem Staub und dem Blut der Schlacht besudelt waren. Blinzelnd drehte Breaca den Kopf zur Seite. Die Mittagssonne schien durch das locker verfugte Reetdach der Hütte, in der sie lag, und warf messerscharfe Schatten auf den Fußboden. Ihr Sohn stand auf halbem Weg zwischen der Tür und ihrem Bett. Hinter ihm verzog Airmid das Gesicht zu einer Grimasse des Bedauerns und verschwand dann wieder.
»Cunomar.« Breaca streckte eine Hand nach ihrem Sohn aus. Graine, die gerade eben noch an ihrer Brust getrunken hatte, ließ schlaff den Kopf zurücksinken, ihr kleines Mündchen halb offen.
»Sieh doch, sie kann ja noch
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