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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nicht mal richtig saugen! Wie will sie denn essen, wenn wir fort sind und gegen die Legionen kämpfen?«
    »Sie ist eingeschlafen, mein Schatz. Sie kann sogar recht kräftig saugen, wenn sie will.« Cunomar war sieben Jahre alt, und er fühlte sich plötzlich zurückgesetzt, von seinem Platz im Herzen seiner Mutter verdrängt. Und nichts konnte ihn darüber hinwegtrösten. In dem Raum zwischen ihnen breitete sich Trostlosigkeit aus. »Sonne meines Herzens«, sagte Breaca liebevoll, »willst du nicht zu mir kommen? Ich könnte zwar aufstehen, aber der Weg von meinem Bett zu dir kommt mir doch recht lang vor.«
    Sie gebrauchte die Sprache der Eceni, die Cunomar mittlerweile gelernt hatte, und sie sprach ihn mit dem Kosenamen an, mit dem sie auch seinen Vater rief. Wie ein scheues Pferd bewegte Cunomar sich vorwärts und näherte sich ihrer ausgestreckten Hand, während er mit schiefem Blick das neue, unerwünschte Wesen beäugte, das angekommen war, um seine Welt zu erschüttern. Breaca versuchte sich daran zu erinnern, was sie empfunden hatte, als Bán geboren worden war, oder später, als Silla noch dazugekommen war, doch sie wusste es nicht mehr genau. Damals war das Leben noch anders gewesen und ein Geschwisterchen stets ein Wesen, dem man zugetan war. Cunomar war nun an ihrem Bett angekommen und streichelte ihr Haar an der Stelle, wo es aus der Stirn zurückfiel: sein Prüfstein für Sicherheit.
    »Hail ist hier.« Er bot ihr die Anwesenheit des Hundes als ein Geschenk an, und sie wusste, wie teuer es ihn zu stehen kam. »Ich bin den ganzen Morgen über bei ihm geblieben, wie Airmid es gesagt hat. Er wollte schon eher zu dir zurücklaufen, aber ich habe ihn nicht gelassen. Jetzt wartet er draußen. Soll ich ihn reinrufen?«
    »Später, wenn ich ein bisschen Zeit allein mit dir verbracht habe.« Sie lächelte, plötzlich unsicher geworden. Sie war nicht allein mit ihrem Sohn und würde es auch niemals sein. Sie hatte ganz vergessen, wie es sein würde, wie es bei Cunomar gewesen war; bis zu seiner Geburt hatte sie überhaupt nicht gewusst, dass es möglich war, ein so kleines Wesen derart lieb zu haben.
    Graine wachte auf und suchte schläfrig nach der mütterlichen Brustwarze. Zögernd berührte Cunomar einen winzigen Fuß und beobachtete, wie dieser träge zurückgezogen wurde.
    »Sie ist sehr klein.«
    »Ja, aber sie wird wachsen und groß und stark werden.«
    »Aber nicht so groß und stark wie ich.«
    »Nein, das wohl nicht. Du wirst mit Sicherheit immer größer sein als deine Schwester.« Er war in allem genau wie sein Vater, außer was die Wesensart und die Farbe seiner Augen anging. Bestimmt würde er später, wenn er ausgewachsen war, auch die kräftige, hoch gewachsene Statur seines Vaters haben. »Cunomar...« Breaca zwang sich, eine ernste Miene aufzusetzen. »Die Legionen sind noch nicht besiegt. Wenn dein Vater und die Götter gute Arbeit leisten, könnte es sein, dass sie noch dieses Jahr besiegt werden.« Sie sah seine plötzliche Panik, sah, wie er sie hastig zu verbergen suchte. »Aber selbst wenn, wird es danach noch weitere Kämpfe geben; die Stämme südlich des ins Meer mündenden Flusses, die mit Rom sympathisieren, würden die Legionen ungehindert wieder in unser Land einmarschieren lassen, und deshalb müssten auch sie zuerst noch besiegt werden.«
    »Du meinst also, die Kämpfe könnten noch jahrelang weitergehen?« Dieser Gedanke heiterte Cunomar sichtlich auf.
    »Das ist durchaus möglich. Und wenn dein Vater und ich dabei sind, dann könnten wir getötet werden, das weißt du.«
    »Ja.« Seine Augen - von einem Eichelbraun, das ins Bernsteingelbe spielte - hatte er von niemandem geerbt. Weder seine Eltern noch die Großeltern hatten Augen von einer solchen Farbe gehabt. Jetzt weiteten sie sich vor Furcht und Erschrecken, als er aufhörte, an sich selbst zu denken, und stattdessen die Möglichkeit in Betracht zog, dass seine Eltern bei den Gefechten den Tod finden könnten. Tiefernst erwiderte er: »Wir würden noch viele Generationen lang von euch singen.« Das hatte er schon des Öfteren an dem einen oder anderen Herdfeuer gehört.
    »Das wäre sehr freundlich, aber ich möchte dich noch um einen weiteren Gefallen bitten.« Breaca beobachtete, wie sich die Miene ihres Sohnes wieder aufhellte. Plötzlich jedoch schlich sich Argwohn ein. Bevor er sich manifestieren konnte, sagte sie rasch: »Wenn dein Vater und ich beide ums Leben kommen sollten, wird deine Schwester deine engste

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