Das Schwert der Koenigin
mutig.« Er küsste sie auf die Stirn und schaute in ihre großen braunen Augen. Jetzt fielen ihm die Worte leicht. »Ich habe dich lieb.«
»Ich habe dich auch lieb.« Karia begrub das Gesicht an seiner Schulter. Er hatte es ausgesprochen! Ein Teil von ihr fragte sich, ob dies ein Traum war, aber allein sein Geruch – Blut, Rauch und Schweiß – sagte ihr das Gegenteil. Endlich würde sich jemand wirklich um sie kümmern, würde sie nicht wieder verlassen.
Merren beobachtete sie. Sie konnte nicht sagen, ob ihre Tränen Ausdruck von Glück, Erleichterung, Trauer, Liebe oder aller vier Gefühle zusammen waren. Und sie konnte ihre Tränen ebenfalls nicht zurückhalten.
Die Schuldgefühle und die Verantwortung für das, was geschehen war, für die wehklagenden Familien und die verletzten Männer, das war ihre Last. Sie wünschte beinahe, sie hätte die Frauen im Lager nicht kennengelernt und begonnen, sie zu verstehen.
»Geht es dir gut?«, fragte Karia, und als Merren den Blick senkte, sah sie, dass sowohl Martil als auch Karia sie beobachteten.
»Mir geht es gut.« Sie lächelte und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
»Komm«, lud Karia sie ein und streckte eine Hand nach ihr aus. »Es fühlt sich immer besser an, wenn man eine Umarmung bekommt.«
Merren lachte und setzte sich neben Karia aufs Bett.
Merren spürte, wie sich zwei Arme um sie legten – ein kleiner, weicher, der andere lang und muskulös. Sie blieben sehr lange so, bezogen Stärke voneinander und gaben selbst Stärke. Aber sosehr es half, ließ es gleichzeitig in Merren eine neue Angst aufkeimen. Es würde extrem schwierig sein, die Kontrolle über ihre Beziehung zu diesen beiden aufrechtzuerhalten.
Martil wollte hinausgehen und sehen, was geschah, aber Merren befahl ihm, ein Bad zu nehmen und seine Wunden richtig versorgen zu lassen. Die Priester waren erschöpft, ebenso wie Barrett und die beiden Zauberer der Stadt, die während der Nacht mit Havricks Tross erschienen waren und sofort geholfen hatten, für die Verwundeten zu sorgen, aber es wurde ein Heiler herbeigerufen, der Martils Wunden nähte, auf die schlimmsten von ihnen eine Kräuterpackung strich und sie dann neu verband. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, und die Stiche seiner Wunden brannten. Aber mit sauberen Kleidern und nachdem er sich das Blut vom Gesicht, von den Händen und aus dem Haar gewaschen hatte, sah er zumindest aus wie ein siegreicher General. Karia war noch immer erschöpft und blieb im Bett, in erster Linie weil er nicht wollte, dass sie die Überbleibsel des Gemetzels draußen zu Gesicht bekam.
Er fand Rocus im Innenhof, zusammen mit Dutzenden verwundeter Männer, darunter Conal, dem es offensichtlich gut genug ging, um dazusitzen und allen zu erzählen, wie er mit einer Hand – buchstäblich – die Schlacht gewonnen und es geschafft hatte, Martil am Leben zu erhalten. Um ihn herum hatten sich viele Mitglieder von Martils ursprünglicher Streitmacht versammelt: Leibgardisten, Jäger und Milizsoldaten, Männer, die gut und mutig gekämpft hatten. Bei ihnen waren auch Bauern und Städter, die Gellos Soldaten fast ohne Ausbildung besiegt hatten. Sie jubelten ihm zu, obwohl viele von ihnen Schmerzen hatten und einige noch immer bluteten. Er verbrachte bewusst Zeit mit so vielen von ihnen wie möglich, bevor er weiterging, um sich Rocus’ Werk vorführen zu lassen. Der massige Gardist hatte die Ställe mit Beschlag belegt und zu Waffenkammern umgestaltet. Sie hatten jetzt genug Waffen und Rüstungen, um eine kleine Arme auszustatten, obwohl vieles davon blutbefleckt war und bald mit Sand und Essig geschrubbt werden musste, damit es nicht verrostete.
Martil umarmte ihn. »Ich danke dir! Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.«
Der andere Mann errötete; seine Wange zeigte eine kleine Wunde, die er gegen Ende der Schlacht abbekommen hatte.
»Wir werden Euch überallhin folgen, Hauptmann. Ihr braucht es nur zu sagen«, versprach er.
Martil klopfte ihm auf den Rücken und ging weiter.
Wime und seine Miliz hatten hart gearbeitet. Die Straßen waren jetzt frei von Leichen, und vierzig müde Männer wuschen das Blut und andere Flecken von den Pflastersteinen und verbrauchten dabei Eimer um Eimer Wasser. Die Leichen waren auf Wagen hinausgebracht worden, und man hatte ein Massengrab für Gellos Männer ausgehoben. Die Städter wurden auf der anderen Seite von Sendric begraben, wo ein Hügel zu Ehren der Toten errichtet werden würde. Tarik ließ die
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