Das Schwert der Koenigin
zu spielen. Ihre Neigung, Dinge zu verkünden, die besser ungesagt blieben, hatte bedeutet, dass einige Kinder der Milizsoldaten inzwischen fragten, was ein »Scheißeschaufler« sei. Barrett und seine Lektionen in Magie erwiesen sich als Rettung, obwohl es Martil nicht gefiel, dass sie so viel Zeit mit ihm verbrachte.
Merren war ein anderes Problem. Sie war zwar etwas zufriedener, dass jetzt überhaupt etwas geschah, aber sie verlangte in ihren regelmäßigen Ratssitzungen immer mehr. Conal und Sendric hatten zu einer merkwürdigen Partnerschaft gefunden und ritten jeden Morgen aus, um die Gegend auszukundschaften und herauszufinden, wo sie vielleicht verletzbar waren – und wo sie selbst Hinterhalte planen konnten. Von ihnen verlangte Merren Neuigkeiten und drängte sie, Verbindung mit sämtlichen Bauern in der Gegend aufzunehmen. Barrett, der die einheimischen Vögel als seine Späher benutzte, erhielt den Befehl, in weiterem Umkreis für Aufklärung zu sorgen, um mehr herauszufinden und eine Möglichkeit zu entdecken, wie Martil das Drachenschwert richtig einsetzen konnte.
Die Versammlungen begannen immer mit einer feierlichen Untersuchung des Drachenschwertes, um zu sehen, ob der Drache auf dem Griff irgendetwas preisgab. Er blieb halsstarrig unbelebt. Martil begann diese Versammlungen zu fürchten und tat sein Bestes, um ihnen auszuweichen. Aber es gab kein Entkommen. Merren bestand darauf, dass er sie außerdem in die Künste der Taktik und Logik einführte. So wollte sie die Lektionen in der Kriegskunst nachholen, die man ihr in ihrer Kindheit verweigert hatte. Dies genoss er sehr, denn sie lernte schnell und begriff bald, dass es beim Aufbau einer Streitmacht nicht nur darum ging, Männer zu versammeln, sondern auch um Waffen, Versorgung und Ausbildung.
Vielleicht lernte sie zu schnell, denn Martil erhielt die Order, die Männer härter anzutreiben. Berichte über stetige Fortschritte wurden geringschätzig abgetan. Sie wollte, dass die Dinge sofort geschahen, wenn sie nicht gar schon am Vortag hätten erledigt werden sollen. Vor allem aber wollte sie wissen, was Gello tat, und das konnte ihr zu ihrer großen Verstimmung niemand sagen. Die Versammlungen endeten oft damit, dass sie die Fassung verlor, ihre Berater anschrie und hinausschickte.
Nach einem bedauerlichen Zwischenfall gleich zu Beginn versuchten ihre Berater außerdem, Merren von den Familien der Männer fernzuhalten. Einige der Frauen waren natürlich besorgt, sowohl um ihre Männer als auch um sich selbst. Das galt vor allem für die Familien der Leibgardisten. Diese waren aus ihren angenehmen Quartieren gerissen worden, wo sie ein privilegiertes Leben geführt hatten, und dann hatte man sie in den Wald verfrachtet. Das Lager war durchaus brauchbar, es gab genug zu essen, Wasser und Schutz vor den Elementen, aber man konnte es natürlich kaum mit den adretten Häusern vergleichen, in denen die geachteten Leibgardisten gelebt hatten.
Eine Delegation war bei der Königin vorstellig geworden, um zu fragen, wie lange sie hier draußen bleiben und wann sie die Stadt zurückerobern würden. Merren war wenig begeistert gewesen, diese Delegation zu empfangen, da die langsamen Fortschritte ihr bereits selbst genug zu schaffen machten. Nach einigen ausgewählten Worten wurden die Ehefrauen fortgeschickt, und Martil musste die Familien mithilfe von Rocus und seinen Wachtmeistern beruhigen. Danach sorgten sie dafür, dass alle Anfragen der Familien zuerst an Sendric gerichtet wurden.
Ein weiterer ihrer Ausbrüche hatte sogar dazu geführt, dass Martil zum ersten Mal mit Barrett taktierte – gegen sie.
»Es ist unerträglich, dass wir uns auf diese Weise verkriechen! Warum lassen wir uns nicht einfach von Barrett in die Stadt Norstalos bringen? Wir könnten diese Männer mitnehmen und dann seine Macht benutzen, um den Palast zu stürmen und Gello zu vernichten!«, erklärte sie eines Abends. »Schließlich sollte es kein Problem sein, wenn er ein so mächtiger Zauberer ist und Ihr ein so tüchtiger Krieger seid!«
Martil und Barrett hatten entsetzte Blicke getauscht, bevor Barrett hastig das Wort ergriff.
»Meine Königin, meine Macht ist begrenzt. Ja, ich könnte all diese Männer zu meinem Haus in der Hauptstadt bringen. Aber die Anstrengung würde mich erschöpfen. Ich könnte kaum etwas tun, um in den Palast einzudringen. Und dabei setze ich immer voraus, dass ich überhaupt aus dem Haus gelangen könnte. Nach der Art, wie wir Euch gerettet
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