Das Schwert der Koenigin
einem Achselzucken; das Schicksal einer Hure interessierte ihn offensichtlich nicht.
»Gello hat bald Geburtstag. Sie ist wahrscheinlich gebucht worden, um bei dieser Gelegenheit aufzutreten«, sagte Merren verbittert.
Martil beschloss, schnell das Thema zu wechseln.
»Graf Sendric, Gellos Taten machen drei Dinge deutlich. Erstens, er ist unglaublich zuversichtlich. Er ist bereit, vier Edelmänner gegen sich aufzubringen, indem er ihre Töchter tötet …«
»Einen Edelmann«, verbesserte Merren ihn. »Die anderen drei waren Töchter wohlhabender Kaufleute oder ehemaliger Soldaten.«
»Trotzdem, er war bereit, einen Edelmann gegen sich aufzubringen. Zweitens, er will den Menschen zeigen, was jenen zustößt, die sich ihm entgegenstellen. Drittens, er macht sich keine Sorgen, dass Ihr herausfinden werdet, wie Eure Tochter gestorben ist. Ihr wisst, was das bedeutet.«
»Jawohl. Entweder ist eine Streitmacht auf dem Weg, um mich zu töten, oder die hiesige Garnison hat Order, das zu erledigen.«
»Dann müssen wir alle Männer versammeln, die Ihr zusammentrommeln könnt, und einen stillen Ort als Stützpunkt finden. Diese Hütte ist zu klein und zu leicht zu finden. Wir werden mit Überfällen beginnen, und dann werden wir Gello nach und nach das Fürchten lehren.«
»Wie viele Männer werdet Ihr brauchen? Ich habe meine Leibgarde und meine Jäger, und ich bin mir sicher, dass sich einige der Milizsoldaten uns anschließen würden.«
»Nicht mehr als fünfzig. Wir müssen klein anfangen und langsam wachsen«, sagte Martil selbstbewusst.
»Pferde!«, rief Sendric erschrocken.
Sie alle konnten Hufschläge hören, aber Martil streckte die Hand aus.
»Nur zwei. Es werden Barrett und Conal sein – es sei denn, Ihr glaubt, man hat Euch verfolgt, Graf?«
»Nein. Ich habe den geheimen Gang benutzt, um die Burg zu verlassen. Niemand konnte mir folgen.«
Und tatsächlich, Barretts geheimes Klopfzeichen hallte einen Moment später durch die Hütte. Er und Conal brachten säckeweise frischen Proviant und waren entsetzt über die Neuigkeiten des Grafen, doch auch erfreut, weil es bedeutete, dass sie anfangen konnten, auf Gellos Sturz hinzuarbeiten.
»Wir haben heute Nacht viel vor. Wir müssen uns aufteilen, die Männer und die Vorräte holen und uns einen neuen Lagerplatz suchen«, erklärte Martil.
»Graf Sendric, ich weiß es zu würdigen, dass Ihr der einzige Edelmann in dieser kleinen Gruppe seid, aber Kriegshauptmann Martil ist ein Veteran der rallorischen Kriege. Er ist außerdem der Auserwählte des Drachenschwertes. Ich wünschte, ich wäre in den Künsten des Krieges ausgebildet worden, aber mein lieber Vater und meine Tante haben beschlossen, mir dies vorzuenthalten. Da ich selbst keinen Feldzug anführen kann, bestimme ich Martil zum Oberbefehlshaber meiner Streitmacht.«
Der Graf zuckte mit den Schultern. »Das ist mir recht. Ich suche nur Rache und dann einen schnellen Tod.«
Merren ging zu ihm hinüber und zwang ihn, sie anzusehen.
»Unser Ziel ist es, nicht zu sterben. Wir wollen siegen. Einverstanden? Ihr werdet alle meine Ratgeber sein. Mein Vater hat mir verboten, die Kriegskunst zu studieren, aber ich lerne schnell. Also werde ich jeden Abend hören, welche Fortschritte unsere Pläne machen. Und nun kommt, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Nach einigen anstrengenden Tagen nahm die winzige Rebellion Gestalt an. Für Martil waren dies seltsam vertraute Zeiten. Das Ganze führte ihn beinahe zurück zu den Tagen, da er seine Ausbildung bei der rallorischen Armee gemacht hatte. Sendric hatte fast fünfzig Männer zu ihnen gebracht, die sich zusammensetzten aus seiner Leibgarde, seinen Jägern und einer Reihe sehr erfahrener Milizsoldaten, denen er vertrauen konnte. Außerdem hatte Sendric Pater Quiller auf seine Seite ziehen wollen, aber der alte Priester hatte sich geweigert und erklärt, er müsse sich um seine Herde kümmern. Das war ein Rückschlag gewesen, da sie die heilenden Kräfte eines Priesters auf jeden Fall irgendwann benötigen würden. Aber zumindest hatten sie dank Sendrics Jägern das perfekte Lager gefunden. Ein Höhlensystem in den Bergen, verborgen in dichtem Wald.
Martil fürchtete, dass es in den Höhlen im tiefen Winter unangenehm werden würde, aber Merren versicherte ihm, dass der Winter noch Monate entfernt war. Die Höhlen waren geräumig genug, um alle Männer und ihre Familien zu beherbergen, es gab außerdem jede Menge Süßwasser dort von einem nahen Bach und
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