Das Schwert der Koenigin
haben, hat Gello das Haus zweifellos unter Bewachung gestellt. Wir könnten direkt in eine Falle tappen.«
Martil beschloss, Barrett lieber zu unterstützen. »Merren, Ihr habt gesehen, wie Gello den Palast bewachen lässt. Es ist zu jeder Zeit eine ganze Schwadron Berittener dort postiert. Er wird sich nicht so überrumpeln lassen, wie Eure eigene Wache es getan hat. Wir würden angegriffen werden, sobald wir den Platz vor dem Palast erreichen. Das bedeutet, dass die Panzerreiter Zeit hätten aufzusitzen und uns anzugreifen, bevor wir ans Tor kämen. Es würde ein Massaker geben. Und selbst wenn Barrett uns an ihnen vorbeibringen könnte, steht eine zweite Schwadron als Reserve bereit. Es würden vier Männer von ihnen auf einen von uns kommen. Und wenn wir es trotzdem irgendwie schaffen sollten, uns hineinzuschleichen und Gello zu töten, während unsere Männer draußen ihr Leben opfern, um uns Zeit zu verschaffen, wäre der Tod Gellos vielleicht nicht einmal das Ende. Ihr habt den Thron verloren. All jene, die Euch unterstützen, sind hier draußen, während Gello viele Gefolgsleute hat. Die Führer seiner Armee könnten versuchen, die Kontrolle zu übernehmen, oder einer derjenigen Adligen, die ihn jetzt unterstützen.«
»In der Tat«, stimmte Sendric zu. »Entweder Cessor oder Worick würden sich selbst als die nächsten logischen Thronfolger sehen. Denkt Ihr, sie würden sich zahm wieder Eurer Herrschaft unterwerfen?«
Merren gab ihnen schließlich recht, aber es war deutlich, dass sie noch Tage später deswegen schäumte.
Trotzdem, dies waren für die meisten vergnügliche Tage: Der Wald, in dem sie arbeiteten und lebten, war weit entfernt von allen Dörfern, und abgesehen von Merrens Versammlungen schien es fast so, als seien sie vom Rest des Landes und seinen Problemen abgeschnitten. Martil aß immer mit Karia; häufig gesellte Conal sich zu ihm und später Wime, Tarik, Rocus und ihre Familien. Conal schien sich ebenfalls zu verändern. Er machte immer noch lieber einen Scherz, statt etwas ernsthaft vorzubringen, aber die Tatsache, dass er mit Graf Sendric reiten und arbeiten konnte und nichts als Lob von dem alten Edelmann erfuhr, sprach Bände.
Die stillen Zeiten mit Karia waren das perfekte Gegengewicht zu Martils Tagesgeschäft, obwohl sie es immer noch gern hatte, wenn er mit ihr mit Puppen spielte. Nicht über Taktik oder Fertigkeit in Magie nachdenken zu müssen oder über die politische Situation im Süden war wahrhaft entspannend.
Karia hatte die Vorstellung, im Wald zu leben, zuerst etwas zugesetzt – das letzte Mal hatte sie es gehasst. Aber jetzt war alles ganz anders. Es war eine bessere Jahreszeit, wärmer, mit weniger Regen zum einen. Dann war da das Essen, da war Martil, und schließlich war da ihre Magie. Die Zusammenarbeit mit Barrett war aufregend, und jede neue Entdeckung war erregend. Sie freute sich auf die Prüfungen und Übungsstunden beinahe so sehr, wie sie sich auf Martils Geschichten freute. Allerdings fragte sie sich, warum Barrett sie immer wieder zur Königin brachte und über ihre Fortschritte sprach, aber sie dachte, dass er einfach nett war. Es war seltsam. Er war freundlich zu ihr, und Martil war freundlich zu ihr, aber die beiden Männer waren niemals freundlich zueinander. Sie fragte sich manchmal, warum das so war.
Eines Tages schlenderten Barrett und Karia am Exerzierplatz vorbei, während Martil demonstrierte, wie ein Mann mit nur einem Schwert sich gegen einen Mann durchsetzen konnte, der ein Schwert und einen Schild hatte.
»Willst du dich uns anschließen?«, rief er Barrett zu. »Willst du mal einen echten Beitrag zu unserem Feldzug leisten?«
Daraufhin gab es reichlich Gekicher von den Männern. Der Zauberer mochte auf ihrer Seite stehen, aber das bedeutete nicht, dass die Männer ihn besonders mochten oder ihm vertrauten.
»Nein danke, es würde mir nicht gefallen, unseren Kriegshauptmann vor seinen Männern zu blamieren«, rief Barrett zurück.
Einige der Zuhörer keuchten ungläubig auf; sie hatten reichlich Gelegenheit gehabt zu sehen, wie gut Martil mit einer Klinge war.
Martil beäugte Barrett. Er hätte den Mann schnell seiner Wege schicken sollen, damit Karia nicht verlangte, dass sie während des Rests des Nachmittags zuschauen durfte – das würde den Männern nicht gefallen, deren eigene Kinder ebenfalls zuschauen wollten. Aber gewiss wollte der Magier nicht vor den Männern gedemütigt werden. Er hatte genug Zauberer kennengelernt, um
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