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Das Schwert der Koenigin

Das Schwert der Koenigin

Titel: Das Schwert der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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mindestens drei Puppen übernahm, und war schnell damit bei der Hand, sie zu kritisieren, wenn Merren vergaß, welche welche war, oder den falschen Akzent benutzte. Es war außerdem ein Spiel, das in ihr Sehnsucht weckte. Sie sollte der gut aussehende Prinz und die Prinzessin sein, außerdem eine Magd, während Karias Puppe die Königin war.
    »Die schöne Königin heiratet immer einen gut aussehenden Prinzen, und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage«, erklärte Karia die Essenz der Sage. »Natürlich kann sie eine Prinzessin in Verkleidung sein, und er kann ein Prinz in Verkleidung sein, aber selbst wenn sie denken, sie seien nur Diener, sind sie insgeheim doch von königlichem Geblüt. Und selbst wenn sie jemand anderem versprochen sind, enden sie zusammen, weil sie die gut aussehendsten und schönsten Menschen im Land sind.«
    Merren hatte Mühe, nichts zu sagen. Ihrer Erfahrung und ihren Geschichtskenntnissen nach endete die Prinzessin oft mit dem König, der gerade als der beste Kandidat angesehen wurde, oder sie musste einen Narren heiraten, der mehr in seinen eigenen Spiegel verliebt war. Also begann sie, das Spiel zu verändern: Der Prinz benahm sich wie ein Idiot, während die Prinzessin selbst herrschte.
    »Das ist witzig«, kicherte Karia, als Merren die Prinzenpuppe in ein Kleid steckte. »Dieser Prinz ist dumm. Wir werden ihn nicht zum Helden machen. Die Prinzessin kann stattdessen ihren Streiter heiraten.«
    Merren sah Karia genau an. Nun gut, darauf lief es in einigen der Sagen hinaus, aber es kam der Sache doch ein wenig zu nah, um ihr noch angenehm zu sein.
    Ihr ganzes Leben lang hatten Männer sie als einen Preis betrachtet. Vom ersten Tag an, als sie offiziell bei Hof vorgestellt worden war, hatte man in ihr den Freifahrtschein zu Reichtümern gesehen. Männer hatten versucht, sie zu beeindrucken, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und, nach Gellos Schande, ihr zu sagen, warum sie König sein sollten. Hatten ihr endlose, langweilige Geschichten über sich selbst erzählt. Sie war das alles von Herzen leid. Für diese Männer war sie entweder eine Krone oder eine Zuchtstute. Oder beides. Dann war da noch die Sache mit Lahra. Zu wissen, dass es eine Frau gab, die ihr so ähnlich sah und von so vielen ihrer Edelleute so abscheulich behandelt wurde, verursachte ihr eine Gänsehaut. Es war schon schwierig genug, mit einigen von ihnen nur zu reden. Sie fragte sich dann ständig, was wohl in ihren Köpfen vorging, welchen Dreck sie sich vorstellten, während sie mit ihr sprachen.
    Martil war anders. Zum einen versuchte er nicht, sie mit seinen Geschichten zu beeindrucken. Sie spürte, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, nicht zu der Krone, die sie trug. Ein Mann, der sich um ein kleines Kind kümmerte, war selten – und ein Krieger, der das tat, noch seltener. Es fiel ihr schwer, diese Seite von ihm mit den Geschichten über Bellic in Einklang zu bringen; Männer, Frauen und Kinder, alle getötet. Obwohl es ihn interessanter machte. Die Mischung aus Gefahr und Zuflucht. Sie war zuversichtlich, dass sie seine sanftere Seite ermutigen konnte, aber dabei würde sie vorsichtig sein müssen. Schließlich war da noch das Problem der Nachfolge. Sie musste einen Edelmann heiraten. Vielleicht konnte sie Karias Techniken bei ihnen anwenden. Sie alle suchten ihre Chance, Prinzgemahl zu werden. Es kam nur darauf an, sie gegeneinander auszuspielen. In der Zwischenzeit konnte sie sich entspannen und es genießen, mit Karia zu spielen. In mancher Hinsicht konnte sie sehen, warum es Martil geholfen hatte. Es gab ihr eine Chance, einfach sie selbst zu sein und sich nicht darum zu sorgen, eine Herrscherin zu sein –, oder sich vorzustellen, was vielleicht inzwischen in den Wäldern geschah.
    Martil musste zugeben, dass Barrett, auch wenn sich Zauberer in den südlichen Kriegen größtenteils als nutzlos erwiesen hatten, für diesen Feldzug unverzichtbar war. Er stand buchstäblich mit den Vögeln auf und war bald in der Lage gewesen zu berichten, dass Havrick seine Pläne geändert hatte: Die Suchtrupps – die jetzt weit ab von den Höhlen den Wald durchkämmten – waren auf mehr als doppelte Größe angewachsen, und gleichzeitig schwärmten Panzerreiter in kleinen Gruppen mit Wagen zu den vielen Bauernhöfen in der Umgebung aus. Außerdem war Barretts magische Technik des Reisens über weite Distanzen von Nutzen. Sie konnten nicht weit reisen, weil es eine gewaltige Anstrengung bedeutete, das Tor lange genug

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