Das Schwert der Koenigin
du das Tor lange genug öffnen, um Ziegen und ein paar Rinder hindurchzubekommen?«
»Solange jedes Tier von einer Person geführt wird, die meinen Stab berührt. Wir können sie nicht einfach hindurchtreiben; wer weiß, wo sie enden würden oder was ihnen zustoßen würde. Wir reden über ein schwieriges und anspruchsvolles Stück Magie …«
»Ja, ja, ich weiß, dass deine Kräfte unglaublich sind. Kannst du es tun?«
Barrett knirschte mit den Zähnen. »Eines Tages wirst du lernen, was für eine unglaubliche Menge an Arbeit und Studium in meine Hilfe geflossen ist. Dann wirst du es vielleicht zu schätzen wissen, dass ich Ja sage. Was noch?«
»Wir dürfen der Königin nicht erzählen, was hier passiert ist. Wenn sie weiß, dass Havricks Männer jeden Morgen aufbrechen, um zu vergewaltigen und zu plündern, was denkst du, wie ihre Reaktion ausfallen wird?«
»Sie wird verlangen, dass wir sie aufhalten.«
»Jawohl. Und wenn wir das tun, werden wir den Strom von Rekruten zum Erliegen bringen. Wir müssen Havrick benutzen, um das Land bereit zu machen, sich im Zorn zu erheben. Das ist es, worauf wir gewartet haben! All die Zeit haben wir uns Sorgen gemacht, dass die Leute zu furchtsam geworden seien, dass sie nicht bereit seien, sich zu erheben und sich der Sache der Königin anzuschließen. Nun, sie werden keine Wahl haben, wenn Havrick seine Männer auf sie loslässt! Aber wenn wir Havrick zu bald aufhalten, werden wir wieder dort sein, wo wir begonnen haben.«
Barrett starrte ihn entsetzt an. »Also willst du, dass Männer getötet, Bauernhöfe niedergebrannt und Frauen vergewaltigt werden?«
»Nein, aber ich gebe diese Befehle nicht. Das tut Havrick. Ich muss sie nur ausnutzen. Also, kannst du deine Zunge unter Kontrolle halten?«
Barrett schüttelte den Kopf. »Dies ist nicht die Tat eines Auserwählten des Drachenschwertes«, sagte er schließlich.
»Es ist das, was wir tun müssen, um zu siegen«, konterte Martil.
»Ich werde darüber nachdenken«, war alles, was Barrett zu sagen bereit war.
»Nimm dir so viel Zeit, wie du willst. Jeder Tag, den wir sie gewähren lassen, wird uns weitere Rekruten bringen.« Martil wandte sich von dem Zauberer ab. Sieg war alles, was zählte. Die selbstgefälligen Norstaliner würden aus ihrer Passivität aufgeschreckt werden von Havricks Brutalität, und dann würden sie jede Menge Rekruten haben. Aber warum fühlte er sich dabei so schuldig?
Zuerst hatte die Zusammenarbeit mit Graf Sendric Conal nervös gemacht. Schließlich hatte Königin Merren ihm gesagt, dass der Mann ein Adliger der alten Schule sei, der selten mit Bauern sprach. Aber nach den ersten paar Tagen, an denen sie nur ein paar Worte gewechselt hatten, wenn Sendric ihm Befehle erteilte, war der Graf allmählich aufgetaut. Zum Teil lag das an der Effizienz, mit der Conal seine Befehle ausführte, aber der ehemalige Bandit hatte das Gefühl, dass seine Fähigkeit, bei den Ratsversammlungen den Zorn und die Frustration der Königin zu zerstreuen, der wichtigere Punkt war. Sendric hatte die Königin natürlich jahrelang im Kronrat erlebt. Jeder, der so gut mit ihr umgehen konnte, gewann unwillkürlich seinen Respekt, auch ein ehemaliger Bandit – obwohl für Conal selbst dieser Teil seines Lebens langsam in seiner Erinnerung verblasste. Es war seltsam. Seine Jahre bei der Miliz, die während seiner Zeit unter Danir in Thest in seinem Gedächtnis nur noch ein ferner Nebel gewesen waren, lagen jetzt kristallklar vor seinem inneren Auge. Stattdessen waren es die Dinge, die er als Bandit gesagt und getan hatte, die immer mehr verschwammen. Sie erschienen ihm mehr wie eine Geschichte aus einer Sage denn wie etwas, das er selbst erlebt hatte. Seit Martil in sein Gasthaus gekommen war, hatte sein Leben sich dramatisch zum Besseren gewendet – abgesehen von dem Zwischenfall mit dem Humpen voller Urin natürlich. Es war ein unvorstellbarer Schatz, sich wieder wie ein Mann zu fühlen. Es kostete ihn Mühe, seinen Geist von diesen Gedanken abzulenken und auf das auszurichten, was der Graf sagte. Es schien, als schätze der alte Edelmann sein Leben neu ein, seine Maßstäbe und die Dinge, nach denen er lebte. Der Missbrauch und Tod seiner Tochter hatten ihm die Augen für die Realität geöffnet.
»Ich bedaure es jetzt natürlich, aber ich habe der Königin ihre Sache nicht leicht gemacht«, gestand der Graf.
Die beiden gingen zurück durch den Tunnel in die Stadt. Natürlich wollten sie weder in den Ställen
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