Das Schwert der Koenigin
begehen, ohne die geringste Strafe fürchten zu müssen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr als der mordlustige Abschaum, der Ihr seid, vor Gericht gestellt und gehängt werdet«, erklärte er ihm. »Werft ihn allein in eines der Häuser, und wenn wir Glück haben, erspart er uns vielleicht die Arbeit und bringt sich selbst um.«
Von der Selbstgefälligkeit, die Havrick bei ihren früheren Begegnungen an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr übrig geblieben. Er drehte und wand sich hilflos in Sirrons Griff, die Augen groß vor Angst.
»Der Ehrencodex?«, faselte er. »Ich bin der Befehlshaber dieser Armee, Ihr könnt mich nicht vor Gericht stellen wie einen gewöhnlichen Verbrecher!«
Martil lachte. »Ihr habt mit Euren Taten in dieser Stadt und im Umland auf den Codex gespuckt. Bringt ihn weg. Er hat nichts zu sagen, was ich zu hören wünsche.«
»Wartet!«, begann Havrick, aber Sirron zerrte ihn weg.
»Eure Männer haben meinen Vater getötet. Ich werde den Hauptmann darum bitten, derjenige zu sein, der deine Bestrafung ausführt, du Bastard!«, zischte der junge Bauer.
Havrick schaute in die kalten Augen und wusste, dass er nicht überleben würde. Nun, wenn er sterben musste, würde er etwas von diesem Dreckspack mitnehmen. Martil fing das Blitzen einer Bewegung aus dem Augenwinkel auf, aber noch während er seine Warnung rief, war es bereits zu spät. Havrick hatte blitzartig einen Dolch aus seinem Gürtel gezogen und rammte ihn Sirron bis ans Heft und durch den Kettenpanzer in die Brust. Havrick zog die Klinge heraus, verlor jedoch die Kontrolle, und sie fiel auf die Pflastersteine. Er drehte sich um, wollte wegrennen, doch Martil hatte ihn erreicht, bevor er weiter als zwei Schritte gekommen war.
»Nein! Ich bin unbewaffnet!« Havrick bedeckte den Kopf mit den Händen, aber Martil war nicht in Stimmung für Gnade. Das Drachenschwert fuhr in einem schrecklichen Hieb herum, und Kopf und Arme flogen durch die Luft. Martil hielt nicht einmal inne, um abzuwarten, bis der verstümmelte Körper zu Boden fiel, sondern drehte sich stattdessen zu Sirron um. Der junge Bauer war auf die Knie gesunken und sehr bleich geworden.
Blut spritzte aus seiner Seite und fiel auf seine Rüstung und die Pflastersteine um ihn herum.
»Jemand soll einen der Priester holen!«, brüllte Martil.
»Es gibt Männer, die sie retten könnten. Ich denke nicht, dass ich einer von ihnen bin«, ächzte Sirron.
»Rede nicht so«, blaffte Martil. »Ich befehle dir, am Leben zu bleiben!«
Sirron versuchte zu lächeln. »Tut mir leid, Herr. Kümmert Euch um meine Brüder.« Dann sackte sein Kopf nach vorn, und der Atem erstarb ihm in der Kehle.
Martil legte ihn sanft nieder und griff nach dem Drachenschwert. Ein schrecklicher Zorn baute sich in ihm auf, und er machte keinen Versuch, ihm Einhalt zu gebieten. Er hoffte nur, dass die Schlacht noch nicht zu Ende war, damit er seinen Zorn an einigen von Havricks Männern auslassen konnte.
»Martil …« Barrett versuchte, mit ihm zu sprechen, aber er tat die Bemühungen des Zauberers mit einem Achselzucken ab. Zweifellos würde Barrett sich darüber beklagen wollen, dass er einen unbewaffneten Mann getötet hatte. Soweit es Martil betraf, war es so gewesen, als hätte er einen tollwütigen Hund erschlagen.
»Martil, da kommt ein Läufer!«, versuchte Barrett es erneut. »Es ist einer von Wimes Männern.«
Diesmal schaute Martil auf, enttäuscht darüber, dass die Schlacht vorüber war – und dann sah er den Ausdruck auf dem Gesicht des Milizsoldaten.
»Herr! Kommt schnell! Wir brauchen Hilfe! Es ist alles schrecklich schiefgegangen!«, keuchte er.
»Holt die Pferde«, befahl Martil.
Jennars Unruhe war mit jedem Schritt in die Stadt hinein gewachsen. Havrick war ein Wahnsinniger, den es nicht scherte, wen er seinem eigenen Ehrgeiz opferte. Und er überredete andere Männer, Dinge zu tun, die sie normalerweise abstoßend finden würden. Er kannte mehrere der Reiter-Offiziere, zwar nicht gut, aber im Laufe der Jahre hatte er sie bei großen Manövern mehrfach gesehen. Er hätte bei Aroaril geschworen, dass sie niemals Bauern töten und Gebäude niederbrennen würden, doch er wusste, dass sie es getan hatten. Und wenn sie bereit waren, dies ihrem eigenen Volk anzutun, was würden sie den Avishländern und Tetrilern antun, wenn sie dort einmarschierten? Jennar war danach zumute, seine Männer zurückzupfeifen und aus der Stadt marschieren zu lassen. Er spielte ernsthaft mit dem Gedanken,
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