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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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schwerer wiegt Vergessen
 . . 

    Direkt neben dem Hexer explodierte das Wasser. Rittersporn schrie auf. Das aus dem Schaum heraufschießende glotzäugige Ungeheuer hieb mit einer breiten, gezähnten, sensenartigen Klinge nach Geralt. Geralt hatte schon seit dem Augenblick, als das Wasser sich aufzuwölben begann, das Schwert in der Hand, so drehte er sich jetzt nur zielsicher in den Hüften und versetzte dem Ungeheuer einen Schlag gegen die schlaffe, schuppige Wamme. Sofort wandte er sich zur anderen Seite, wo der Nächste das Wasser aufwallen ließ, in einem sonderbaren Helm und etwas, das an eine Rüstung aus grünspanbedecktem Kupfer erinnerte. Mit einem weit ausholenden Schwertstreich schlug der Hexer die Spitze des auf ihn gerichteten kurzen Spießes beiseite, und mit dem Schwung dieser Bewegung spaltete er die fischähnliche, zahnbewehrte Schnauze. Er sprang in Richtung auf den Rand der Platte zurück, dass das Wasser beiseitespritzte.
    »Flieh, Rittersporn!«
    »Gib die Hand!«
    »Flieh, verdammt!«
    Das nächste Geschöpf tauchte aus den Wogen auf, ließ einen Krummsäbel schwirren, den es in der grünen, rauen Pfote hielt. Der Hexer stieß sich mit dem Rücken von der muschelbesetzten Felskante ab, ging in Positur, doch das fischäugige Wesen kam nicht näher. An Größe war es Geralt gleich, auch ihm reichte das Wasser bis zum Gürtel, doch der imposante aufgerichtete Kamm auf dem Kopf und die aufgeblasenen Kiemen ließen es größer erscheinen. Die Grimasse, zu der das breite, mit Zähnen besetzte Maul verzogen war, sah einem grausamen Lächeln täuschend ähnlich.
    Ohne die beiden zuckenden, im roten Wasser treibenden Körper zu beachten, hob das Geschöpf seinen Säbel, den es beidhändig an dem langen Griff ohne Parierstange hielt. Kamm und Kiemen noch stärker aufblähend, ließ es die Klinge geschickt durch die Luft wirbeln. Geralt hörte, wie die Schneide zischte und sauste.
    Das Wesen tat einen Schritt nach vorn und schickte damit eine Welle auf den Hexer zu. Geralt ließ zur Erwiderung das Schwert in einer Mühle sausen. Und er tat ebenfalls einen Schritt vorwärts, nahm die Herausforderung an.
    Der Fischäugige ließ geschickt die langen Finger um den Griff gleiten und senkte langsam die mit Schildpatt und Kupfer gepanzerten Schultern, tauchte bis zu den Ellenbogen unter, so dass die Waffe im Wasser verschwand. Der Hexer fasste das Schwert mit beiden Händen – die rechte unmittelbar unter der Parierstange, die linke am Knauf –, hob die Waffe hoch und etwas seitlich, über die rechte Schulter. Er schaute dem Ungeheuer in die Augen, doch das waren die opaleszierenden Augen eines Fisches, Augen mit tropfenförmiger Iris, die kalt und metallisch glitzerte. Augen, die nichts ausdrückten und nichts verrieten. Nichts, was den Angriff ankündigen könnte.
    Aus der Tiefe, vom Grunde der Stufen, die im schwarzen Abgrund verschwanden, drangen Glockentöne. Immer näher, immer deutlicher.
    Der Fischäugige stürzte vorwärts, riss die Klinge aus dem Wasser, griff mit einem gedankenschnellen Hieb von schräg unten an. Geralt hatte einfach Glück – er hatte angenommen, der Schlag würde von rechts kommen. Er parierte mit abwärts gerichteter Schneide, wobei er den Körper weit drehte, wandte das Schwert sofort um, ließ es den Säbel des Ungeheuers kreuzen. Jetzt hing alles davon ab, wer von ihnen schneller den Griff umfasste, wer als Erster aus dem statischen Gegenüber der Klingen zum Schlag überging, einem Schlag, für den beide schon die Kraft aufbauten, indem sie das Körpergewicht auf das richtige Bein verlagerten. Geralt wusste, dass sie beide gleich schnell waren.
    Doch der Fischäugige hatte die längeren Finger.
    Der Hexer hieb ihm in die Seite, über der Hüfte, machte eine halbe Umdrehung, trieb die Klinge mit dem Druck seines Körpers tiefer, wich mühelos dem weiten und unkonzentrierten, eifrigen und ungraziösen Schlag aus. Das Ungeheuer riss lautlos das Fischmaul auf und verschwand unter Wasser, wo sich dunkelrote Wolken zusammenballten.
    »Gib die Hand! Schnell!«, schrie Rittersporn. »Sie kommen angeschwommen, ein ganzer Haufen! Ich seh sie!«
    Der Hexer packte die Rechte des Barden und zog sich auf die Steinplatte. Hinter ihm schlug breit eine Welle an.
    Die Flut begann.
    Sie flohen schnell, von dem steigenden Wasser verfolgt. Geralt blickte zurück und sah, wie aus dem Wasser die nächsten Fischwesen hervorsprangen, viele, wie sie zur Verfolgung ansetzten, geschickt auf den

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