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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Kraft drein, von oben herab, stemmte sich gegen die zwischen den blass phosphoreszierenden Augen in den Körper eindringende Klinge. Das Ungeheuer stöhnte blubbernd auf, begann zu rucken, übergoss wie ein umgekippter Becher den Müllhaufen mit Eiter, von dem her in spürbaren, heißen Schwaden Gestank wehte. Die Fangarme zuckten und wanden sich in der Fäulnis.
    Der Hexer bahnte sich den Weg aus dem dicken Brei, fand einen wankenden, aber festen Grund unter den Füßen. Er fühlte, wie ihm etwas Klebriges und Ekelhaftes, das ihm in den Stiefel geraten war, die Wade entlangkroch. Zum Brunnen, dachte er, so schnell wie möglich dieses widerwärtige Zeug abwaschen. Die Tentakel des Wesens peitschten noch einmal in die Abfälle, schlaff und matt, dann regten sie sich nicht mehr.
    Eine Sternschnuppe fiel, belebte als sekundenlanger Blitz das schwarze, mit reglosen Lichtpünktchen übersäte Firmament. Der Hexer äußerte keinen Wunsch.
    Er atmete schwer, heiser, fühlte, wie die Wirkung der vor dem Kampf eingenommenen Elixiere nachließ. Der an die Stadtmauer anschließende gigantische Haufen von Unrat und Abfällen, der schroff zum glitzernden Band des Flusses hin abfiel, sah im Sternenlicht hübsch und interessant aus. Der Hexer spuckte aus.
    Das Ungeheuer war tot. Es war schon ein Teil jenes Misthaufens geworden, in dem es einst gehaust hatte.
    Eine zweite Sternschnuppe fiel.
    »Ein Haufen Abfall«, sagte der Hexer. »Unrat, Fäulnis und Scheiße.«

II
    »Du stinkst, Geralt.« Yennefer rümpfte die Nase, ohne den Blick vom Spiegel zu wenden, vor dem sie sich die Schminke abwusch. »Nimm ein Bad.«
    »Es ist kein Wasser da«, sagte er, nachdem er in den Zuber geschaut hatte.
    »Kriegen wir gleich.« Die Zauberin stand auf, machte das Fenster weiter auf. »Willst du lieber Meerwasser oder gewöhnliches?«
    »Meerwasser, zur Abwechslung.«
    Yennefer streckte heftig die Arme vor, rief einen Spruch, machte mit den Händen eine verwickelte Geste. Durch das offene Fenster wehte plötzlich eine schneidende, feuchte Kälte herein, und in die Stube drang pfeifend eine grüne, unregelmäßig zusammengeballte Wolke ein. Im Zuber schäumte Wasser auf, das unruhig wogte, gegen die Ränder schlug, auf den Boden spritzte. Die Zauberin setzte sich hin und nahm die unterbrochene Tätigkeit wieder auf.
    »Hattest du Erfolg?«, fragte sie. »Was war das, dort auf dem Müllhaufen?«
    »Ein Zeugl, wie ich es mir gedacht hatte.« Geralt zog die Stiefel aus, warf die Kleidung ab und stellte einen Fuß in die Wanne. »Verdammt, Yen, ist das kalt. Kannst du das Wasser nicht warm machen?«
    »Nein.« Das Gesicht nahe am Spiegel, tupfte sich die Zauberin mit Hilfe eines gläsernen Stäbchens etwas ins Auge. »So ein Spruch macht verdammt viel Mühe, und mir wird schwindlig davon. Und dir wird nach den Elixieren Kälte guttun.«
    Geralt widersprach nicht. Es hatte keinen Sinn, Yennefer zu widersprechen.
    »Hat der Zeugl Schwierigkeiten gemacht?« Die Zauberin tauchte den kleinen Finger in ein Flakon und tupfte sich was ins andere Auge, wobei sie komisch den Mund verzog.
    »Nicht besonders.«
    Durch das offene Fenster erklang ein Poltern, das scharfe Knacken zerbrochenen Holzes und eine bellende Stimme, die falsch und abgehackt den Refrain eines beliebten obszönen Liedes wiederholte.
    »Ein Zeugl.« Die Zauberin langte nach dem nächsten Fläschchen aus der imposanten Batterie, die auf dem Tisch stand, zog den Stopfen heraus. Im Zimmer begann es nach Flieder und Stachelbeeren zu riechen. »Na bitte. Sogar in der Stadt findet ein Hexer leicht Arbeit, du brauchst durchaus nicht in den Einöden herumzuziehen. Weißt du, Istredd behauptet, dass das schon zur Regel geworden ist. Den Platz jedes aussterbenden Geschöpfes aus den Wäldern und Sümpfen nimmt etwas anderes ein, eine neue Mutation, die an das Leben in der künstlichen, vom Menschen geschaffenen Umwelt angepasst ist.«
    Wie immer bei der Erwähnung Istredds verzog Geralt das Gesicht. Yennefers Begeisterung über Istredds Genialität hing ihm allmählich zum Halse heraus. Sogar, wenn Istredd recht hatte.
    »Istredd hat recht«, fuhr Yennefer fort, während sie sich etwas nach Flieder und Stachenbeeren Riechendes auf Lider und Wangen strich. »Sieh doch, Pseudoratten in Kanälen und Kellern, Zeugl auf den Müllhalden, Plattmäuler in verunreinigten Gräben und Schleusen, Laurer in Mühlteichen. Das ist doch wohl schon eine Symbiose, was meinst du?«
    Und Ghule auf den Friedhöfen, die die

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