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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Verstorbenen gleich am Tage nach dem Begräbnis auffressen, dachte er, während er sich die Seife abspülte. Perfekte Symbiose.
    »Ja.« Die Zauberin schob die Flakons und Schächtelchen weg. »In den Städten kann sich auch Beschäftigung für einen Hexer finden. Ich denke, einmal wirst du dich in einer Stadt auf Dauer niederlassen, Geralt.«
    Eher trifft mich der Schlag, dachte er. Doch er sagte es nicht laut. Yennefer zu widersprechen, wusste er, führte unweigerlich zum Streit, und ein Streit mit Yennefer gehörte nicht zu den besonders ungefährlichen Dingen.
    »Bist du fertig, Geralt?«
    »Ja.«
    »Steig aus dem Zuber.«
    Ohne aufzustehen, winkte Yennefer achtlos mit der Hand und sagte einen Spruch. Das Wasser aus der Wanne ballte sich mitsamt dem auf den Boden verspritzten und dem von Geralt herabrinnenden rauschend zu einer halb durchsichtigen Kugel zusammen und flog pfeifend durchs Fenster. Es war ein lautes Platschen zu hören.
    »Dass euch die Pest hole, ihr Hurensöhne!«, erklang von unten her ein empörtes Gebrüll. »Wisst ihr nicht, wohin ihr den Bottich ausschütten sollt? Dass euch doch die Läuse bei lebendigem Leibe auffressen, dass ihr den Aussatz kriegt, dass ihr verreckt!«
    Die Zauberin schloss das Fenster.
    »Verdammt, Yen.« Der Hexer kicherte. »Du hättest das Wasser etwas weiter weg ausschütten können.«
    »Hätte ich«, murmelte sie. »Hatte aber keine Lust.«
    Sie nahm das Lämpchen vom Tisch und kam auf ihn zu. Das weiße Nachthemd, das sich in der Bewegung an ihren Körper schmiegte, machte sie überirdisch anziehend. Anziehender, als wenn sie nackt wäre, dachte er.
    »Ich will dich anschauen«, sagte sie. »Womöglich hat dich der Zeugl geritzt.«
    »Er hat mich nicht geritzt. Das hätte ich gemerkt.«
    »Nach den Elixieren? Bring mich nicht zum Lachen. Nach den Elixieren würdest du keinen offenen Bruch bemerken, bis der herausragende Knochen irgendwo im Gestrüpp hängenbliebe. Und an dem Zeugl konnte sonstwas sein, darunter auch Leichengift. Im Fall der Fälle wäre noch Zeit, was dagegen zu unternehmen. Dreh dich um.«
    Er fühlte die sanfte Wärme des Lämpchens auf der Haut, gelegentlich auch, wie ihr Haar ihn streifte.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte sie. »Leg dich hin, ehe dich die Elixiere umhauen. Diese Mixturen sind verteufelt gefährlich. Du machst dich damit nach und nach kaputt.«
    »Ich muss sie vor dem Kampf einnehmen.«
    Yennefer antwortete nicht. Sie setzte sich wieder vor den Spiegel, kämmte sich langsam die schwarzen, eng gekräuselten, schimmernden Locken. Sie kämmte sich immer, bevor sie zu Bett ging. Geralt hielt das für eine Marotte, sah ihr aber für sein Leben gern dabei zu. Er hatte den Verdacht, dass Yennefer das wusste.
    Ihm wurde plötzlich sehr kalt, die Elixiere schüttelten ihn buchstäblich durch, pressten ihm die Gurgel zusammen, wirbelten am Grund seines Bauches und erzeugten Übelkeit. Er fluchte halblaut, ließ sich aufs Bett fallen, ohne den Blick von Yennefer zu wenden.
    Eine Bewegung in der Zimmerecke erweckte seine Aufmerksamkeit, zog den Blick an. Auf dem schief an die Wand genagelten, von Spinnweben bedeckten Hirschgeweih saß ein kleiner Vogel, schwarz wie Pech.
    Den Kopf zur Seite gedreht, schaute er den Hexer aus einem gelben, reglosen Auge an.
    »Was ist das, Yennefer? Wo kommt das her?«
    »Was?« Yennefer wandte den Kopf. »Ach, das. Das ist ein Turmfalke.«
    »Ein Turmfalke? Turmfalken sind rotgesprenkelt, und der ist schwarz.«
    »Es ist ein magischer Turmfalke. Ich habe ihn gemacht.«
    »Wozu?«
    »Ich brauch ihn«, sagte sie kurz angebunden. Geralt stellte weiter keine Fragen, er wusste, dass Yennefer nicht antworten würde.
    »Gehst du morgen zu Istredd?«
    »Ja. Gleich früh. Und?«
    »Nichts.«
    Sie legte sich neben ihn, ohne das Lämpchen zu löschen. Sie machte nie das Licht aus, sie konnte es nicht leiden, im Dunkeln einzuschlafen. Ob es ein Lämpchen war, eine Laterne oder eine Kerze, sie musste niederbrennen.
    Immer. Noch eine Marotte. Yennefer hatte eine unglaubliche Menge Marotten.
    »Yen?«
    »Hm?«
    »Wann ziehen wir hier aus?«
    »Gib Ruhe.« Sie ließ das Federbett heftig rascheln. »Wir sind seit drei Tagen hier, und du hast diese Frage mindestens dreißigmal gestellt. Ich hab dir gesagt, ich habe hier etwas zu erledigen.«
    »Mit Istredd?«
    »Ja.«
    Er seufzte und umarmte sie, ohne seine Absicht zu verhehlen.
    »He«, flüsterte sie. »Du hast die Elixiere genommen ...«
    »Na

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