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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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nicht einmal gezuckt hatte.
    »Lass deine hässliche Visage von diesem Tisch verschwinden, Herboldt«, sagte Geralt. »Und deine hundert Gulden steck dir in den Arsch. Geh, denn mir wird bei deinem Anblick übel, gleich werde ich dich vom Scheitel bis zur Sohle vollkotzen.«
    Der Vorsteher steckte den Beutel weg, legte beide Hände auf den Tisch.
    »Dann eben nicht«, sagte er. »Ich wollte es im Guten, aber wenn nicht, dann eben nicht. Schlagt euch, haut euch zusammen, verbrennt euch, reißt euch in Stücke für dieses Weibsstück, das die Beine für jeden breitmacht, der Lust hat. Ich denke, dass Istredd mit dir fertig wird, du gedungener Mörder, so, dass nur noch die Stiefel von dir übrigbleiben, und wenn nicht, dann greif ich mir dich, noch ehe sein Leichnam kalt wird, und brech dir auf der Folter sämtliche Knochen. Ich lass keinen heilen Fleck an dir, du ...«
    Er schaffte es nicht, die Hände vom Tisch zu ziehen, die Bewegung des Hexers war zu schnell, der unter der Tischplatte hervorschnellende Arm verschwamm vor den Augen des Vorstehers, und das Stilett grub sich mit einem trockenen Geräusch zwischen den Fingern seiner Hand in den Tisch.
    »Vielleicht«, flüsterte der Hexer, die Finger ums Heft des Dolches gekrallt, den Blick auf Herboldts Gesicht gerichtet, aus dem das Blut gewichen war. »Vielleicht wird Istredd mich töten. Und wenn nicht ... Dann werde ich hier weggehen, und du Stück Mist versuch ja nicht, mich aufzuhalten, wenn du nicht willst, dass die Gassen eures dreckigen Städtchens im Blute schwimmen. Pack dich.«
    »Herr Vorsteher! Was geht hier vor? He, du ...«
    »Ruhig, Zikade«, sagte Herboldt und zog allmählich die Hand zurück, steckte sie langsam unter den Tisch, weiter weg von der Stilettklinge. »Es ist nichts passiert. Nichts.«
    Zikade steckte das halb gezogene Schwert in die Scheide. Geralt schaute ihn nicht an. Er beachtete den Vorsteher nicht, der aus der Schenke ging, von Zikade vor den torkelnden Flößern und Fuhrleuten abgeschirmt. Er schaute auf ein kleines Männlein mit Rattengesicht und schwarzen, durchdringenden Augen, das ein paar Tische weiter saß.
    Ich habe die Nerven verloren, stellte er verwundert fest. Mir zittern die Hände. Wirklich, mir zittern die Hände. Das ist unglaublich, was mit mir passiert. Wenn es nicht heißt, dass ...
    Ja, dachte er, während er das Männlein mit dem Rattengesicht anschaute. Es ist wohl so.
    So muss es sein, dachte er.
    Was für eine Kälte ...
    Er stand auf.
    Den Blick auf das Männlein gerichtet, lächelte er. Dann schlug er die Schöße des Wamses zurück, nahm aus dem prallen Säckel zwei Goldstücke, warf sie auf den Tisch. Die Münzen klirrten, eine stieß im Trudeln an die Klinge des Stiletts, das noch immer im glattgeschliffenen Holz steckte.

VIII
    Der Schlag kam unerwartet, der Knüppel zischte leise in der Dunkelheit, so schnell, dass nicht viel gefehlt hätte, und der Hexer hätte den Kopf nicht mehr mit dem instinktiv hochgerissenen Arm decken können, denn es gelang ihm nicht, dem Hieb mit einer elastischen Körperbewegung die Wucht zu nehmen. Er sprang zurück, ließ sich auf ein Knie fallen, rollte nach vorn ab, kam auf die Füße, spürte die Luftbewegung von einem neuen Schlag mit dem Knüppel, wich ihm mit einer gewandten Pirouette aus, wirbelte zwischen die beiden ihn im Dunkel umschließenden Silhouetten, griff zur rechten Schulter. Zum Schwert.
    Er hatte kein Schwert.
    Nichts kann mir diese Reflexe austreiben, dachte er, während er weich zurücksprang. Routine? Zellgedächtnis? Ich bin ein Mutant, reagiere wie ein Mutant, dachte er, während er sich abermals aufs Knie fallen ließ, um einem Schlag auszuweichen, und in den Stiefelschaft nach dem Stilett griff. Er hatte kein Stilett.
    Er grinste schief und bekam mit dem Knüppel eins auf den Kopf. Ihm sprühten Funken vor den Augen, der Schmerz strahlte bis in die Fingerspitzen aus. Er fiel, federte sich ab und grinste noch immer.
    Jemand warf sich auf ihn, presste ihn zu Boden. Jemand anders riss ihm das Säckel vom Gürtel. Er sah ein Messer blitzen. Derjenige, der ihm auf der Brust hockte, riss ihm das Wams am Halse auf, erfasste die Kette, zog das Medaillon heraus. Und ließ es sofort los.
    »Beim Baal-Zebuth«, hörte er ihn flüstern. »Das ist der Hexer ... Dieser Typ ...«
    Der andere fluchte schwer atmend.
    »Er hatte kein Schwert ... Götter ... Toi-toi-toi ... Los, weg von hier, Radgast ... Toi-toi-toi!«
    Für einen Augenblick drang der Mond durch

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