Das Schwert der Vorsehung
hab es gewusst«, sagte der Zauberer. »Ich wusste, dass du kommen würdest. Übrigens, ich will offen zu dir sein. Du bist mir zuvorgekommen.«
»Ein Kugelblitz?« Der Hexer lächelte blass.
Istredd runzelte die Brauen.
»Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht auch ein Kugelblitz. Aber gewiss nicht aus dem Hinterhalt. Ehrlich, Auge in Auge. Du bist Hexer, das gleicht die Chancen aus. Also, entscheide, wann und wo.«
Geralt überlegte. Und entschied.
»Dieser kleine Platz ...« Er zeigte mit der Hand. »Ich bin dort vorbeigekommen ...«
»Ich weiß. Dort ist ein Brunnen, er heißt Goldener Schlüssel.«
»Am Brunnen also. Ja. Am Brunnen ... Morgen, zwei Stunden nach Sonnenaufgang.«
»Gut. Ich werde rechtzeitig da sein.«
Eine Weile standen sie unbeweglich da, ohne einander anzuschauen. Schließlich brummte der Zauberer etwas vor sich hin, trat nach einem Lehmklumpen und zertrat ihn mit dem Absatz.
»Geralt?«
»Was ist?«
»Kommst du dir nicht dumm vor?«
»Ich komme mir dumm vor«, gestand der Hexer widerwillig.
»Da bin ich erleichtert«, murmelte Istredd. »Denn ich fühle mich wie der letzte Kretin. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mich einmal wegen einer Frau mit einem Hexer auf Leben und Tod schlagen muss.«
»Ich weiß, wie du dich fühlst, Istredd.«
»Nun ja ...« Der Zauberer rang sich ein Lächeln ab. »Die Tatsache, dass es so weit gekommen ist, dass ich mich zu etwas entschlossen habe, was meiner Natur derart widerspricht, zeugt davon, dass ... dass es sein muss.«
»Ich weiß, Istredd.«
»Natürlich weißt du auch, dass derjenige von uns, der überlebt, schleunigst das Weite suchen und sich vor Yennefers Zorn am Ende der Welt verkriechen muss?«
»Ich weiß.«
»Und natürlich rechnest du darauf, dass, wenn sich ihre Wut gelegt hat, du zu ihr zurückkehren kannst?«
»Natürlich.«
»Gut, das wäre erledigt.« Der Zauberer machte eine Bewegung, als wolle er sich abwenden; nach einem Augenblick des Zögerns streckte er ihm die Hand hin. »Bis morgen, Geralt.«
»Bis morgen.« Der Hexer drückte die dargebotene Hand. »Bis morgen, Istredd.«
VII
»He, Hexer!«
Geralt hob den Blick vom Tisch, auf dessen Platte er aus verschüttetem Bier phantastische Ornamente malte.
»Es war nicht leicht, dich zu finden.« Der Gildenvorsteher Herboldt setzte sich, schob die Krüge und Humpen beiseite. »In der Herberge haben sie gesagt, dass du zu den Ställen gegangen bist; in den Ställen habe ich nur Pferd und Gepäck gefunden. Und du bist hier ... Das ist wahrscheinlich die elendste Kneipe in der ganzen Stadt. Nur das übelste Gesindel kommt hierher. Was tust du?«
»Ich trinke.«
»Das seh ich. Ich wollte mit dir reden. Bist du nüchtern?«
»Wie ein Kind.«
»Freut mich.«
»Worum geht es Euch, Herboldt? Wie Ihr seht, bin ich beschäftigt.« Geralt lächelte dem Mädchen zu, das den nächsten Krug auf den Tisch stellte.
»Es geht das Gerücht« – der Vorsteher runzelte die Stirn –, »dass du und unser Zauberer beschlossen habt, euch zu duellieren.«
»Das ist unsere Angelegenheit. Seine und meine. Mischt Euch nicht ein.«
»Nein, das ist nicht eure Angelegenheit«, widersprach Herboldt. »Wir brauchen Istredd, einen anderen Zauberer können wir uns nicht leisten.«
»Dann geht in den Tempel und betet für seinen Sieg.«
»Mach dich nicht lustig«, blaffte der Vorsteher. »Und spiel dich nicht auf, du Herumtreiber. Bei den Göttern, wenn ich nicht wüsste, dass mir der Zauberer das nicht verzeiht, würde ich dich ins Verlies werfen, ins tiefste, dich von zwei Pferden aus der Stadt schleifen lassen oder Zikade befehlen, dich wie ein Schwein abzuschlachten. Aber leider ist Istredd in Fragen der Ehre heikel und würde es mir nicht durchgehen lassen. Ich weiß, dass er es mir nicht durchgehen ließe.«
»Das trifft sich bestens.« Der Hexer trank den nächsten Humpen aus und spuckte ein Stück Stroh unter den Tisch, das hineingeraten war. »Da hab ich Glück, nichts dagegen zu sagen. Ist das alles?«
»Nein«, sagte Herboldt und zog einen prallen Beutel unter dem Mantel hervor. »Da hast du hundert Gulden, Hexer, pack dich und verschwinde aus Aedd Gynvael. Verschwinde von hier, am besten sofort, jedenfalls vor Sonnenaufgang. Ich habe gesagt, dass wir uns keinen anderen Zauberer leisten können, ich werde nicht zulassen, dass unserer im Zweikampf mit so einem wie dir sein Leben riskiert, aus einem dummen Grund, wegen einer ...«
Er sprach nicht zu Ende, obwohl der Hexer
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