Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Sprünge in ihrer Nähe, und eigentlich hatte er ihr schon damals nach der Tigerattacke sagen wollen, was er für sie empfand. Aber dann waren sie von einem Abenteuer ins nächste gepurzelt, und irgendwie war einfach der richtige Zeitpunkt nicht mehr gekommen, mit ihr zu reden.
Andererseits: Sollte er es überhaupt wagen, ihr seine Gefühle zu offenbaren? Sie war eine Adlige, er nichts weiter als ein lausiger Straßenjunge. Pishda hatte Recht. Er hatte nicht die geringste Chance bei ihr. Sie hatte ihr Leben lang in der königlichen Burg gelebt, während er die vergangenen sechs Jahre seines erbärmlichen Daseins in den Gassen von Dark City gefristet und zusammen mit den Ratten in der Kanalisation übernachtet hatte. Er war nicht gebildet, hatte nicht einmal einen richtigen Schulabschluss, sein Vater war bei einem illegalen Lichthandel ums Leben gekommen, seine Mutter war an einer Überdosis in seinen Armen gestorben, als er gerade mal vierzehn Jahre alt war.
Nein, er war nicht das, was man als eine «gute Partie» bezeichnen konnte, weit davon entfernt. Katara hatte etwas Besseres verdient als einen, der von der Straße kam, etwas Besseres als ihn. Er konnte ihr nichts bieten, kein Geld, kein Dach über dem Kopf, keinen Ruhm und kein Ansehen. Vielleicht war es angeraten, wenn er einfach so tat, als wären sie nichts weiter als gute Freunde. Vielleicht war es besser, wenn er seine wahren Gefühle vor ihr verbarg, auch wenn es ihm schwerfallen würde. Ob es ihm passte oder nicht: Sie war eine Adlige, er nur ein lausiger Straßenjunge. Diese Kluft war einfach zu groß, als dass sie jemals überwunden werden konnte …
Joash rollte sich in seinen Mantel und versuchte ein wenig zu schlafen. Doch kaum eingenickt, weckte ihn Kataras Stöhnen wieder auf. Sie hatte einen ihrer Fieberträume und wälzte sich unruhig hin und her. Joash beugte sich über sie und wischte ihr den Schweiß von der Stirn. Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte, und wollte sich eben wieder hinlegen, da schlug Katara plötzlich die Augen auf. Sie sah Joash direkt an. Aber Joash hatte den Eindruck, dass sie dennoch nicht wirklich wach war.
«Joash», murmelte sie und lächelte.
«Hey, Glasperle», flüsterte Joash zurück. Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie atmete heftig. Ihre Augen glänzten vom Fieber.
«Wie lange war ich weg?»
«Ein paar Tage», sagte Joash. «Aber mach dir darüber keine Gedanken. Bald geht es dir besser. Die Wunde ist schon fast verheilt.»
Katara hob ihre Hand und berührte mit ihrem Finger zärtlich seine Wange. «Danke, dass du dich um mich kümmerst, Joash.»
Joash wurde es ganz warm ums Herz. «Tu ich doch gerne», nuschelte er, nahm ihre Hand und hielt sie zwischen seinen Händen fest.
«Wie lange sitzt du schon bei mir?», fragte sie.
«Ne ganze Weile», antwortete Joash. «Du hältst mich ziemlich auf Trab, Glasperle.»
«Das tut mir leid», sagte sie leise.
«Kein Problem», winkte Joash großmütig ab.
Eine Weile sah er sie einfach nur an. Pishdas Worte hämmerten in seinen Gedanken.
Du bist nichts weiter als ein lausiger Straßenjunge. Sie hat etwas Edleres verdient als einen wie dich. Hör endlich auf, dir Hoffnungen zu machen! Warum starrst du sie nur so an? Sie ist eine Nummer zu groß für dich!
«Du starrst mich an», murmelte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen, «genau wie damals in Pinzkrit, als ich auf dem Balkon stand und du versucht hast, dich hinter einer Hausmauer zu verstecken. Aber ich hab dich dennoch gesehen.»
Die Stimme in Joashs Kopf wurde immer lauter.
Sie würde sich nie mit dir einlassen! Was bildest du dir ein? Sie ist eine Ritterin!
Doch seine Gefühle für Katara sprachen eine andere Sprache. Er konnte einfach seinen Blick nicht von ihr abwenden. Er hätte sich in ihren smaragdgrünen Augen verlieren können.
Wenn ich ihr jetzt nicht sage, was ich für sie empfinde …
«Du … du bist wunderschön, Katara», stammelte er. Sie lächelte schwach und schlug etwas verlegen die Augen nieder. Er hätte ihr noch viel mehr sagen wollen, aber irgendwie blieben ihm die Wort im Hals stecken, und er brachte keinen Ton mehr heraus.
«Wenn das hier alles vorbei ist», sagte sie, «dann unternehmen wir was zusammen, nur du und ich. Keine Langhorntiger, keine Kannibalen, keine Eolithen, keine Gletscherspalten. Nur wir beide.»
«Nur wir beide», nickte Joash und drückte ihre Hand. «Aber jetzt wirst du erst einmal gesund, ja?»
«Mach dir keine
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