Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
schlafen, Mann.»
Aliyah kam zum Feuer zurück. «Wir haben Ephrion gesehen!», verkündete sie aufgeregt.
«Ephrion?», murmelte Miro ungläubig und rieb sich die Augen. «Ephrion ist tot. Leg dich wieder schlafen. Du hast nur schlecht geträumt.»
«Nein, nein, es war kein Traum!», beharrte Aliyah auf ihrer Aussage. «Er war es wirklich. Er stand da drüben.» Sie deutete auf den Torbogen. «Er war es. Ich schwör's!»
«Du siehst Gespenster, Kleine», meinte Joash und gähnte laut.
«Und ich sage euch: Es war Ephrion!»
«Du weißt nicht einmal, wie Ephrion aussieht», erinnerte Miro sie müde, «du warst blind, als er gestorben ist.»
«Ich habe seine Stimme erkannt.»
«Das ist doch lächerlich», meinte Miro und kuschelte sich in seinen Umhang. «Können wir morgen darüber reden?»
«Dann ist es vielleicht schon zu spät!»
«Zu spät wofür?», kam es unter Sihanas Mantel hervor.
«Um ihm zu helfen», sagte Aliyah. «Irgendetwas Schreckliches ist mit ihm passiert.»
Miro stützte sich auf seinen Ellbogen und sah Aliyah streng an. «Aliyah, vielleicht stimmt mit deinen Augen etwas nicht. Vielleicht siehst du Dinge, die eigentlich gar nicht da sind. Jedenfalls kannst du Ephrion nicht gesehen haben. Er ist tot.»
«Das weiß ich doch auch», entgegnete Aliyah, «aber ihr müsst mir glauben. Ich hab mir das nicht eingebildet. Ephrion stand da drüben unter dem Torbogen. Katara hat ihn auch gesehen. Fragt sie, wenn ihr mir nicht glaubt.»
«Sie sagt die Wahrheit», hörten sie in diesem Moment Kataras Stimme. Das Mädchen kam, die Fackel in der rechten Hand, durch den Torbogen in die Ruine zurückgelaufen. «Es war Ephrion», bestätigte sie etwas außer Atem. «Und ich glaube, er wurde vor unseren Augen entführt.»
«Entführt?», wiederholte Joash und kroch unter seinem Mantel hervor. Langsam wurden Miro, Joash und Sihana doch hellhörig, und sie setzten sich auf. Katara warf ein paar Holzstücke in die Glut, und durch die Hitze fingen diese rasch Feuer. In kurzen Worten berichtete sie, was geschehen war.
«Und ihr seid euch absolut sicher, dass es Ephrion war?», fragte Miro.
«Absolut», nickte Katara.
«Kein Zweifel, er war es», bestätigte Aliyah.
«Wie ist das möglich?», wunderte sich Sihana.
«Keine Ahnung», sagte Aliyah, «hätten wir in den letzten Tagen nicht Dinge erlebt, die weit über den Verstand hinausgehen, würde ich es selbst bezweifeln. Aber offenbar ist er am Leben!»
«Und er braucht unsere Hilfe», ergänzte Katara. «Ich habe leider nicht gesehen, wer ihn entführte. Aber ich hab da hinten ein paar Fußabdrücke gefunden, menschliche Abdrücke.»
«Soll das etwa heißen, hier draußen gibt es außer uns noch andere Menschen?», fragte Miro.
Katara nickte. «Sieht ganz danach aus. Wer auch immer sie sind und was auch immer sie vorhaben: Sie sind zu dritt. Und sie sind barfuß.»
«Barfuß?», rief Sihana. «In dieser Gegend?»
«Sie scheinen sich sehr gut auszukennen», sagte Katara. «Sie kamen aus dem Nichts, schnappten sich Ephrion, ohne auch nur ein Geräusch zu machen, und weg waren sie.»
«Wer sind die?», überlegte Sihana ängstlich. «Und was wollen sie von Ephrion?»
«Wenn ihr wollt, folge ich ihren Fußspuren und finde es heraus», sagte Katara entschlossen. «Weit können sie noch nicht sein.»
«Nein», sagte Miro. «Das ist zu gefährlich. Wir wissen nicht, wer die sind. Du gehst auf keinen Fall alleine.»
«Ich sehe im Dunkeln, und ich bin gut im Spurenlesen. Wenn es jemand schaffen kann, sie einzuholen, dann ich.»
Miro schüttelte den Kopf. Er sah von einem zum andern. «Wir machen das zusammen», entschied er. «Wir sind ein Team. Morgen Früh, sobald es einigermaßen hell ist, brechen wir auf.»
«Bis dahin sind sie vielleicht über alle Berge», entgegnete Katara, «ich könnte …»
«Wir gehen zusammen!», unterbrach Miro sie mit einer Bestimmtheit, die ihn selbst überraschte.
«Und wenn Ephrion etwas zustößt?», wandte Aliyah ein. «Katara sieht im Dunkeln. Warum kann sie nicht …»
«Ich sagte Nein!», entgegnete Miro mit einer Stimme, die keine Widerrede duldete. «Wir werden Ephrion befreien, das verspreche ich euch. Aber bei Nacht ist das Risiko einfach zu groß. Katara sieht im Dunkeln, wir nicht. Wir gehen morgen Früh. Gemeinsam! Ende der Diskussion.»
Er blickte sich um, und für einen kurzen Moment spürte er, wie die Luft knisterte. Erstaunlicherweise war es Katara, die die geladene Stimmung entschärfte, indem
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