Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
die Lawine sie beide erfassen würde. Er wandte seinen Blick nach rechts zu dem kleinen Bäumchen. Sein Herz pulsierte in seinem Kopf, als er dem Bäumchen befahl, sich zu neigen. Ächzend beugte sich der dünne Baum zu ihm hinunter und spannte sich dabei wie die Sehne eines Bogens. Miro streckte seinen rechten Arm aus, kriegte die Spitze zu fassen, wand sie sich ums Handgelenk, und in letzter Sekunde ließ er das zum Bersten gespannte Bäumchen im Geist wieder los.
Die Schleuderkraft war enorm. Miro entschlüpfte seinem Gegner, ließ die Baumspitze los und wurde durch die Luft katapultiert. Hinter ihm toste die Lawine ins Tal hinunter und riss alles mit, was ihr in den Weg kam. Der Eolith verschwand in den weißen Massen wie ein Staubkorn, Bäume knickten wie Streichhölzer um und versanken dann im Schnee. Es gab kein Entkommen.
Unweit der Blockhütte stürzte Miro kopfvoran in eine Ansammlung aus weichem Pulverschnee und war gerettet.
36
Am Rande eines gähnenden Abgrundes wälzte sich Joash mit dem grünhaarigen Riesen im Schnee. Der Bursche war dreimal so groß wie er, war unglaublich stark und hatte einen mörderischen rechten Haken. Aber Joashs Wut nahm bei jedem Tritt und bei jedem Fausthieb, den ihm der Eolith versetzte, zu – und dadurch auch seine Kraft.
Ein brutaler Kinnhaken schmetterte Joash gegen einen Felsen, der aus dem Schnee ragte. Joash schüttelte wütend seine Löwenmähne und ballte die Fäuste. Er spuckte auf den Boden, und der Schnee färbte sich rot. Ein starker Schmerz zuckte durch sein rechtes Bein. Seine Halsmuskeln traten hervor, seine Augen blitzten vor Zorn. Aus einer Platzwunde an seiner Stirn rann warmes Blut über sein Gesicht.
«Jetzt hab ich die Schnauze voll, Mann!», rief er. Mit beiden Händen packte er den mächtigen Felsbrocken hinter sich, riss ihn aus dem Boden wie ein Unkraut, stemmte ihn über den Kopf, und mit einem lauten Gebrüll schleuderte er ihn dem Riesen entgegen.
«UAAAA!»
Der Fels traf den Eolithen mit voller Wucht, warf ihn zurück, und mit einem markerschütternden Todesschrei stürzte der Riese über die Felswand in die Tiefe.
Joashs Hände zitterten. Erschöpft sank er zu Boden und ließ sich heftig atmend in den Schnee zurückfallen.
Die gelbe Giftschlange zischte böse. Katara war leicht in die Knie gegangen. Den Schürhaken hielt sie in der einen, den Dolch in der andern Hand, um jederzeit gegen einen Angriff gewappnet zu sein. Sie sah dem gefährlichen Reptil direkt in die Augen. Der dreieckige Kopf der Schlange schnellte vor, und Katara wich ihm geschickt aus. Ein zweites Mal schoss die Schlange auf sie zu, und diesmal vollführte Katara aus dem Stand einen Salto, landete dicht hinter dem Reptil auf dem Boden und bezog wieder Stellung.
Die Schlange wirbelte herum und richtete sich hoch auf. Ihre geschlitzten Augen funkelten angriffslustig. Ihr Kopf schwankte hin und her, während sie jede Bewegung ihrer Gegnerin genau beobachtete, um im richtigen Moment zuzuschlagen.
Sie öffnete ihr Maul und zeigte Katara ihre schauerlich gebogenen Zähne. Dann schoss ihr Kopf blitzschnell nach vorne. Katara drehte sich geschickt weg, und statt ihre Giftzähne in Kataras Arm zu treiben, traf die gelbe Schlange mit offenem Maul auf die Spitze des Schürhakens und spießte sich selbst daran auf. Der Haken durchbohrte ihre Gaumendecke und trat zwischen ihren Augen wieder aus.
Schwerfällig klatschte die Schlange auf den Boden und wälzte sich ringelnd und zuckend im Schnee. Katara beugte sich über sie, trat ihr mit dem Stiefel in den Nacken, riss ihr den Schürhaken aus dem Maul und rammte ihn von oben mitten durch ihren Kopf hindurch und in den harten Boden hinein. Blut floss in den Schnee. Die Schlange wand sich an Ort und Stelle in tödlicher Qual, bis sie schließlich reglos liegen blieb.
Katara steckte ihren Dolch in den Gürtel und trat erleichtert und mit einem leichten Schwindelgefühl von dem toten Tier zurück.
«Ich hab Schlangen schon immer gehasst», sagte sie. Dann wandte sie sich ab, ging um die Blockhütte herum und hielt Ausschau nach ihren Freunden. Sie sah Joash humpelnd aus einer Richtung kommen. Miro tauchte von der andern Seite auf und hielt sich den gebrochenen Arm. Fast gleichzeitig erschienen Sihana und Aliyah wie aus dem Nichts neben der durchschlagenen Haustür, das gefesselte Mädchen mit den glatten schwarzen Haaren im Schlepptau. Und Pishda hatte es offensichtlich geschafft, den Burschen mit den glühenden Kugeln zu
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