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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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fiel mir das Muster des Tores auf: Die Eisenstäbe bildeten ein großes Hufeisen, das auf den Kopf gestellt war. Offenbar war der Hauseigentümer abergläubisch und hatte damit verhindern wollen, dass das Glück aus dem Talisman herausrann. Fast hätte ich laut aufgelacht.
    Während ich mir den Glücksbringer ansah, näherte sich eine Kutsche, also ritt ich weiter und gab vor, nach der richtigen Adresse zu suchen. Mir kam es so vor, als klapperten Lolas Hufe furchtbar laut auf dem Kopfsteinpflaster. Als die Kutsche schließlich außer Sichtweite war und ich die Straße einen Augenblick für mich hatte, hielt ich an und ließ mich lautlos zu Boden gleiten. Ich führte Lola in den Schatten einer dicken alten Eiche, deren Äste sich über die Gartenmauer des Herrenhauses bis auf die Straße erstreckten, und band sie am niedrigsten Ast fest. Falls sie sich ruhig verhielt, würde sie bis zur Morgendämmerung so gut wie unsichtbar sein.
    Danach holte ich die funkelnagelneue Meisterschneide der Serie 3 aus dunklem Stahl vom Sattel und schnallte mir die Schwertscheide auf den Rücken. Die Feuerklinge hatte mir stets zuverlässig gedient, aber bei Nachtarbeit glänzte sie zu sehr. Das neue Schwert hatte ich mir tagsüber besorgt. Mit einer noch nie benutzten Waffe in den
Kampf zu ziehen, war zwar der typische Fehler eines Anfängers, aber mir war keine Zeit geblieben, sie auszuprobieren. Ich wartete, bis mehrere Kutschen an mir vorbeigefahren waren, dann schlich ich mich von Schatten zu Schatten, bis ich wieder vor dem Tor mit dem Hufeisen stand.
    Lange Zeit harrte ich im Dunkeln neben dem Pförtnerhaus aus und lauschte darauf, ob sich hinter der Gartenmauer irgendetwas tat. Aber ich hörte nur Grillen zirpen und Stechmücken herumschwirren, wie sie es auch beim gemeinen Volk am Fuße des Hügels taten – sie zumindest scherten sich nicht um gesellschaftliche Rangfolgen in Kap Querna. Hinter mir fuhren zwei Kutschen auf der Straße vorbei; aus der einen drang kein Laut, während die andere albern kichernde junge Mädchen beförderte – offenbar Debütantinnen auf dem Weg zu ihrem großen Ball. Auf dem Anwesen vor mir rührte sich noch immer nichts.
    Da es nichts brachte, noch länger zu warten, kauerte ich mich neben die Tür des Pförtnerhäuschens und brach das Schloss so schnell und lautlos auf, wie ich es beim Haupttor nie geschafft hätte. Danach huschte ich hinein und durch die gegenüberliegende Tür in den Garten. Nahe der Mauer duckte ich mich hinter einen Baum und wartete ab, ob irgendjemand mein Eindringen bemerkt hatte.
    Von hier aus konnte ich das Anwesen besser überblicken. Die Auffahrt führte in elegantem Bogen zu einem überdachten Portal, wo Gäste ungeachtet des Wetters aus den Kutschen oder von den Pferden steigen konnten. Der erste Stock des Hauptgebäudes wies imposante Fenster auf, die Ausblick auf die vordere Veranda boten. Doch jetzt waren sie geschlossen und dunkel, weil die Vorhänge
zugezogen waren. Weiter oben schimmerte in einem der Fenster ein schwaches Licht, dessen Quelle ich nicht ausmachen konnte. Während ich die Lage peilte, fuhr hinter mir auf der Straße erneut ein Pferdewagen vorbei, dessen Rattern in der Stille laut widerhallte.
    Das Anwesen wirkte ganz und gar nicht wie der Unterschlupf eines Meisterverbrechers. Es gab hier weder Wächter noch scharfe Hunde, ja nicht einmal schwer zu knackende Schlösser. Ich fragte mich, ob Tanko – wie Lonni vor ihm – sich beeilt hatte, diese Leute vor meinem Besuch zu warnen. Doch vermutlich hatte er mir lieber eine falsche Adresse untergejubelt, um Berni und mich endlich loszuwerden.
    Ich huschte von Baum zu Baum und kam dem Haus jedes Mal ein Stückchen näher. Es war von einem flachen, schmalen Wallgraben umgeben, wahrscheinlich ein Überbleibsel aus früheren Tagen. Wenn man nicht gerade eine schwere Rüstung trug, konnte man mühelos hinüberspringen, außerdem führten an mehreren Stellen kleine Fußgängerbrücken auf die andere Seite. Das Wasser im Graben sah dunkel aus, doch die Oberfläche funkelte im Mondlicht und verriet mir dadurch, dass es sich um ein fließendes Gewässer handelte, wenn die Strömung auch kaum zu bemerken war.
    Schließlich kauerte ich mich in die Büsche neben dem Portal. Gerade überlegte ich, ob ich durch irgendein Fenster ins Haus einbrechen sollte, da drang aus dem hinteren Teil des Wallgrabens das unverkennbare Geräusch von Geplätscher herüber.
    Da ich erneut von Baum zu Baum huschte und jedes Mal

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