Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
sie mich tötet«, sagte er leise. »Als sie damals starb, dachte ich, ich würde auch sterben, aber so war es nicht.«
»Ja, aber du hattest noch einen Plan B«, fuhr ich fort. »Du hast sie mit einer Droge betäubt, sodass sie so verrückt war, dich ins Kinderzimmer zu lassen. Ihren kleinen Sohn hast du dann unter deinem Affenkostüm aus dem Palast geschmuggelt. Möglich, dass du auch ihn leicht betäubt hast, damit er nicht schrie. Du hast das genutzt, was im Schloss zur Hand war, um die Szene eines Mordes nachzustellen, und das Fleisch und die Knochen eines
deiner Affen verstreut, um dieser Szene den letzten Schliff zu geben. Danach hast du dich des Kindes entledigt und darauf gewartet, dass Rhiannon sich an dich erinnern würde. Aber das ist nicht geschehen und wird auch niemals eintreten.«
Als er den Kopf schüttelte, löste sich eine Träne und rann ihm die Wange hinunter. »Ich bin kein Kindsmörder«, sagte er.
»Ich habe auch nicht behauptet, dass du den Kleinen ermordet hast.« Im Grunde war Andras ein anständiger Mensch mit einem freundlichen Herzen und der Fähigkeit, Liebe zu empfinden, hatte Epona gesagt. »Ich weiß genau, wo du ihn untergebracht hast. Ich kann nämlich bis sechs zählen, auch wenn jemand behauptet, ich hätte es nur mit fünf zu tun.«
»Wieso hast du dem Luder dann nichts davon erzählt?«, fuhr er mich an. Er klang so bockig wie ein Jugendlicher, der sich nachts zurück ins Haus schleichen will und von den wartenden Eltern an der Tür abgefangen wird. »Sie wäre bestimmt hocherfreut gewesen zu erfahren, dass ihr Balg noch lebt.«
»Ich werde es ihr schon noch erzählen. Sobald ich diese Versicherung für meinen Freund eingelöst habe.«
Er lachte eiskalt und schüttelte den Kopf. Plötzlich riss er die Augen weit auf, schnippte mit den Fingern und starrte mich an. »Halt mal … Jetzt weiß ich, wer du bist. Genau! Du bist der Jugendfreund von König Philipp, lass mich nachdenken … LaCrosse. Edward LaCrosse, der gegenwärtige Baron LaCrosse von Arentia.«
Das machte mir mehr zu schaffen, als ich zeigte. Wie zum Teufel konnte er das wissen?
Schlagartig änderte sich sein Verhalten, sein Lächeln wirkte jetzt bösartig. »Ich weiß eine ganze Menge über dich. Soweit ich mich erinnere, hast du dich vom Goldjungen in das schwarze Schaf deiner Familie verwandelt. Hast zugelassen, dass ein paar Straßenräuber die Prinzessin von Arentia vergewaltigt und ermordet haben.«
Ich versuchte die Sache herunterzuspielen. »Schnee von gestern.«
»Für manche vielleicht. Aber so ein Kerl wie du kommt niemals über so was hinweg.« Während er auf mich zuwatschelte, fiel das Kerzenlicht auf seinen hinterhältig grinsenden Mund. Alle Spuren des verletzten Opfers waren wie weggewischt. »Falls du so wie ich gebaut bist, begreifst du ziemlich schnell, dass das Einzige, was stärker wirkt als Muskeln oder Stahl, die Information ist. Und ich weiß etwas über jenen Tag, dass du noch keinem Menschen erzählt hast, wie ich wetten könnte.«
»Das hat mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun.«
Er überging es. »Du trägst mehr Schuld am Tod der Prinzessin Janette, als du je zugegeben hast. An dieser Sache waren ja mehr als ein Dutzend Strolche beteiligt, und als man sie schließlich schnappte, hatten zwei davon die Bande bereits verlassen und waren durch zwei neue Männer ersetzt worden. Einer dieser Altgedienten ist bei mir gelandet und hat für mich gearbeitet. Und der wusste eine sehr interessante Geschichte zu erzählen.«
Das konnte nicht stimmen. Das arentianische Heer hatte alle, die mir entkommen waren, erwischt und unverzüglich hingerichtet. Das war auch auf Flugblättern zu lesen gewesen, die ich selbst in den Händen gehalten hatte. Ich hatte ja sogar einige der Leichen identifiziert.
»Er sagte, sie seien lediglich die Straße entlanggeritten und hätten sich um ihren eigenen Mist gekümmert, denn sie waren unterwegs, um irgendein Ding in Hefron zu drehen. Sie hätten gar nicht vorgehabt, Unruhe zu stiften, als sie an dem See vorbeikamen, wo du mit der Prinzessin ein Picknick gemacht hast. Einer seiner Kumpel hat dann wohl eine ziemlich unfeine Bemerkung über die junge Dame losgelassen.«
Wie glühende rote Lava, die siedend heiß durch eine dünne Erdkruste bricht, überwältigte mich die Erinnerung an jenen Nachmittag. Ich spürte den wunderbaren Sonnenschein, roch die Blumen, sah Janettes Glückstränen, als sie meinen Heiratsantrag annahm. Und dann ritten
Weitere Kostenlose Bücher