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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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auszuweichen, und stieß ihm meine Waffe mitten ins Herz. Während ich herumwirbelte, zückte ich mein Schwert und warf mich nach hinten, mit dem Rücken zur Tür, um mich notfalls zu verteidigen – auch wenn mir klar war, dass mein Stoß tödlich gewesen sein musste.
    Der Zwerg schwankte jedoch nur kurz und gewann unverzüglich das Gleichgewicht zurück. Neugierig musterte er das Messer, das in seiner Brust steckte. Es sickerte nur wenig Blut heraus. »Hm«, sagte er und zuckte leicht zusammen, »du bist schneller, als du aussiehst.«
    Ich rührte mich nicht von der Stelle und starrte ihn nur an. Mein Messer saß mitten in seinem Herzen, ich wusste, dass ich es durchbohrt hatte. Weder ein Knochen noch irgendein verborgener Brustschutz hatte den Stoß abgelenkt. Eigentlich hätte er jetzt tot oder zumindest schwer verletzt sein müssen. Doch er schien das wie einen Mückenstich wegzustecken.
    Belustigt über meine Bestürzung blickte er zu mir auf. »Ach, komm schon, du weißt doch, was sie mir angetan hat. Sie wollte mich nicht sterben lassen. Und das bedeutet, dass mich kein Mensch töten kann. Deshalb hab ich sie ja in Arentia aufgesucht.«
    Plötzlich dämmerte ihm etwas, das ihn zum Grinsen brachte. »Du lieber Himmel, du hast ihr bis zu diesem Augenblick gar nicht wirklich geglaubt, wie?« Er warf den
Kopf zurück und gackerte geradezu vor Lachen. »Na, das ist wirklich großartig!«
    »Wer oder was zum Teufel bist du?«
    »Sie machte ihn kaputt, den starken Tunichtgut« , trällerte er. »Ja, ich bin Andras Reese und wirklich sehr, sehr böse. « Er lachte wieder. »Und wenn du schon das so wenig glaubhaft findest, wie steht’s dann mit meinem Aufenthalt auf jener Insel?«
    Er rückte nahe an mich heran und sah mir in die Augen. »Das war vor fünfhundert Jahren! «

SECHSUNDZWANZIG
    A ls ich das Herrenhaus des Zwergs verließ, wurde der Himmel im Osten schon hell. Durch den Garten ging ich auf das Tor zu, allerdings nicht unbemerkt: Die Äffchen in den Bäumen fuhren hoch und keckerten bei meinem Anblick. Sie machten erheblichen Lärm, der in meinen Ohren fast höhnisch klang. Bestimmt war der Zwerg bei seinen Nachbarn überaus beliebt …
    Ich fühlte mich in jeder Hinsicht benommen. Wie durch einen Nebel trat ich auf die Straße, und dabei war es mir völlig gleichgültig, ob mich jemand dabei beobachtete. Da ich über und über mit Dreck und Blut besudelt war und etwas bei mir hatte, das ich kaum hätte erklären können, war es pures Glück oder auch göttliche Fügung, dass mich niemand aus dem Haus kommen und die Straße entlanggehen sah. Aus irgendeinem widernatürlichen Verlangen heraus, mein schmutziges Handwerk zur Schau zu stellen, ließ ich sogar das Tor auf.
    Am Straßenrand entlang schlurfte ich zu meinem Pferd. Hätte mich jemand bemerkt, hätte er wohl angenommen, ich sei irgendein betrunkener Zecher auf dem Nachhauseweg.
    Lola wartete immer noch geduldig unter dem Baum, allerdings steckte am vorderen Sattelknauf eine polizeiliche
Verwarnung: Zukünftig möge ich mein Pferd nicht unbeaufsichtigt am Straßenrand lassen. Als ich näher kam, scharrte meine Stute mit den Hufen und schnaubte beunruhigt – vermutlich deswegen, weil sie den Gestank von Blut und Gewalt an mir roch.
    »Leise, Mädchen, ich versteh dich ja, aber bleib locker«, murmelte ich. Daraufhin beruhigte sich Lola zwar, beobachtete mich jedoch genau und richtete ihr Augenmerk insbesondere auf das in ein edles Tischtuch gewickelte Bündel, das ich mitschleppte. Wenn Pferde wirklich so feinfühlig sind, wie man ihnen nachsagt, jagte dieses Bündel Lola wohl schreckliche Angst ein.
    Ich stieg auf und lenkte die Stute mit sanften Fußtritten auf die Straße. Inzwischen war es so hell, dass ich unter uns die Stadt erkennen konnte. Im Licht der Morgendämmerung schimmerten die weißen Segel der im Hafen ankernden Schiffe rosarot. Unterwegs kam ich an einem Milchwagen vorbei, der mühselig den Weg zu den Herrenhäusern erklomm. Ich hoffte, dass es nicht der Tag war, an dem der Milchmann sein Geld einsammelte.
    In meinem Zimmer zog ich mich sofort aus und stopfte alle meine blutigen Sachen, selbst die Stiefel, in den offenen Kamin. Es war nicht viel Feuerholz da, weil die meisten Durchreisenden im Sommer den Kamin nicht benutzten. Zum Glück nahm mir der Inhaber des Gästehauses die Geschichte ab, dass ich eine Erkältung auskurieren müsse, und besorgte mir zusätzliches Holz.
    Die Wärme und das Schwitzen halfen mir dabei, in die

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