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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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erwiderte meinen Blick. »Wir haben ihn Edward genannt.«
    Ich musste wohl eine recht belämmerte Miene gezeigt haben, denn Phil schaffte es nur zehn Sekunden, ernst zu bleiben. »Nein, das war nur Spaß, wir haben ihm den Namen Pridiri gegeben.«
    »Bloß gut, mit dem Namen wird ihn in der Schule bestimmt keiner aufziehen, nicht?«
    »Ri hat den Namen ausgesucht, das war ihr sehr wichtig. Bedeutet angeblich sorgenfrei . Aber ich nenne ihn einfach Pidi , das ist kürzer.«
    Offenbar hatte er eine Vorliebe für Abkürzungen und meinte mit Ri die Königin Rhiannon . Nun ja, jungen Frauen sah man auch die seltsamsten Kosenamen nach, besonders solchen, die so aussahen wie die auf der Zeichnung.
    »Und was ist deinem Sohn zugestoßen?«
    »Die offizielle Version«, sagte er mit einem Blick auf Wentrobe, »lautet, dass Ri unseren Sohn ermordet hat.«
    »Warum hätte sie das tun sollen?«
    »Ich weiß es nicht. Es kursieren alle möglichen Gerüchte darüber, darunter auch die Geschichte, sie sei eine Mondpriesterin und habe einen Zauber gewirkt, um die Regierung zu stürzen. Am schönsten finde ich die Erklärung, es sei ihr dermaßen zuwider gewesen, Windeln zu wechseln, dass ihr die Nerven durchgingen, als sie kein Kinderfräulein für diese Arbeit fand.« Er lächelte freudlos. »Aber man kann nicht abstreiten, dass das Blut unseres Sohnes an ihr klebte, als man sie fand, und von ihm nur noch Knochen übrig waren.« Er sagte das mit der geübten Gelassenheit eines Königs, ohne sich irgendwelche Gefühle anmerken zu lassen. »Danach wurde sie sehr krank. Allgemein geht man davon aus, dass sie Teile des Leichnams verzehrt hat.«
    »Und was sagt sie dazu?«
    »Sie sagt, sie könne sich an nichts erinnern. An jenem Abend haben wir an einem Staatsbankett teilgenommen, aber sie ist früh gegangen, um unseren Sohn zu Bett zu bringen. Ihre Zofen haben ausgesagt, sie hätten die Königin mit Pidi eine Weile allein gelassen und sie bei ihrer Rückkehr bewusstlos und blutüberströmt vorgefunden. Auf dem Boden hätten die typischen Kultgegenstände einer Mondpriesterin gelegen – Kerzen, Messer, Räucherstäbchen, Schriftrollen und so weiter.«
    »Könnte es ein abgekartetes Spiel gewesen sein, der Königin diese Tat anzuhängen?«
    »Schön wär’s, aber wie soll das jemand angestellt haben? Sie befand sich im Kinderzimmer, mitten in dem am besten geschützten Gebäude des ganzen Landes. Und wieso sollte irgendjemand so etwas tun? Falls trotz all unserer Sicherheitsvorkehrungen tatsächlich ein Feind in
den Palast eingedrungen ist, wieso hat er sich dann einen Säugling als Opfer ausgesucht? Warum hat er nicht mich oder die Königin getötet?«
    Ich nickte. »Tja, das Warum ist die wirklich entscheidende Frage.«
    Er schwieg einen Augenblick und sah mich an. »Ich habe dich in der Hoffnung hierhergeholt, dass du die Antwort darauf findest.«
    »Dachte ich mir schon.«
    »Ich brauche jemanden von außen, dem ich vertrauen kann und der dieser Aufgabe gewachsen ist. Du magst es glauben oder nicht, aber du giltst als ziemlich klug und findig, zumindest in gewissen Kreisen.«
    Ich streckte Wentrobe mein Glas hin, damit er mir nachschenkte, und nahm einen großen Schluck Rum. »Normalerweise verkehre ich nicht in so hochgestellten Kreisen.«
    »Aber ich kann dir vertrauen , Eddie«, sagte er mit einer Gutgläubigkeit, die mich einerseits rührte, andererseits in Rage brachte.
    Darum also ging es. Mein bester Freund, den ich seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte, wollte von mir entgegen allen Indizien den Beweis, dass seine Frau keine Kindsmörderin war. Um diesen Beweis zu erbringen, würde ich zweifellos alle möglichen Orte aufsuchen müssen, die für mich mit Erinnerungen beladen waren – Erinnerungen, die ich mir ohne zu zögern sogar mit einem rostigen Messer aus dem Gehirn geschnitten hätte, wäre ich sie auf diese Weise losgeworden. Und natürlich war mir klar, dass Phil mir kein Geld dafür anbieten würde, genauso wie ihm klar war, dass ich kein Geld dafür
annehmen würde. Meine einzige Belohnung würde bestenfalls darin bestehen, einem Freund aus der Patsche geholfen zu haben.
    Ich stand auf. »Na ja … du weißt, dass ich die Sache übernehmen werde, also brauchen wir nicht wie die Katzen um den heißen Brei herumzuschleichen. Als Erstes muss ich mir die offiziellen Berichte darüber ansehen, die Protokolle der Zeugenvernehmungen durchgehen und Ähnliches.«
    »Liegt alles in Eurem Zimmer bereit«, erklärte

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