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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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Offenbar hatte man vor der Tür jahrelang Nachttöpfe ausgeleert, wie der fleckige Boden nahelegte. Im Vorraum waren Essensreste und zerschlissene Laken abholbereit gestapelt.
    Als der Wachsoldat die Tür aufstieß und uns eintreten ließ, fragte ich: »Und was ist mit unseren Pferden?«
    »Wir werden uns um sie kümmern, mein Herr.« Er klang jetzt ein bisschen aufgeregt. »Man wird sie mit gutem Futter versorgen, striegeln und in einem trockenen Stall unterbringen. Und, he – verzeiht mir bitte den dummen Scherz mit dem ›Tagedieb‹. Nichts für ungut!« Ehe ich etwas erwidern konnte, schloss er die Tür hinter uns und sperrte sie wieder ab.
    Anders bewegte sich eindeutig auf vertrautem Boden, denn obwohl es hier stockdunkel war, summte er munter vor sich hin.
    »Was zum Teufel war denn das?«, fragte ich ihn.
    »Sie wussten, wen ich abholen sollte. Die Menschen hier reden immer noch über dich.«
    »Ach ja?« Plötzlich hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. »Und was reden sie?«
    In der Dunkelheit glühte ein Funken, und gleich darauf flammte eine Fackel auf. Anders streckte sie auf Armeslänge von sich weg, bis die streng riechende Pechversiegelung verbrannt war. »Sie reden über jenen Tag, an dem du dich am See mit all diesen Kerlen herumschlagen musstest«, erwiderte er, während er darauf wartete, dass die Fackel endlich stetig brannte. »Immer, wenn jemand aufgrund einer Übermacht in der Bredouille steckt, heißt es, er sei ›laCrossed‹. Ist hier schon ein geflügeltes Wort.«
    »Ich könnte mir einen treffenderen Ausdruck dafür vorstellen«, erwiderte ich. Ins offene Messer rennen kam mir in den Sinn. »Dürfen wir den Haupteingang nicht benutzen?« , fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Den Haupteingang beobachten die Menschen. Der König möchte, dass dein Besuch, äh … möglichst unbemerkt bleibt.«
    Wir befanden uns am Anfang eines langen Durchgangs. Nachdem wir ihn durchquert hatten, tastete Anders, immer noch summend, die Mauersteine ab, um den richtigen zu finden. Schließlich langte ich an ihm vorbei und drückte auf einen »Stein«, der sich sogleich nach innen schob und ein Geheimfach offenbarte. In einer kleinen Vertiefung lag ein Schlüssel.
    Dieser Palast hatte so wie jeder andere Dutzende von Geheimgängen. Bei dem Gedanken, dass ich sie vermutlich besser kannte als Anders, musste ich lächeln. Aber schließlich war ich in dieser Umgebung aufgewachsen und hatte die Gänge seit meiner Kindheit benutzt.
    Der Geheimgang, zu dem wir mit dem Schlüssel Zugang
hatten, wurde nur in größeren Abständen von Fackeln erhellt, sodass wir dann durch die Finsternis tappten. Ich wusste, dass sich früher in einigen dieser dunklen Streckenabschnitte Soldaten in Mauernischen verborgen hatten – eine Sicherheitsmaßnahme zum Schutz vor feindlichen Eindringlingen. In kürzester Zeit konnten diese Soldaten mehrere schwere Eisengitter herunterlassen, um die Eindringlinge dazwischen einzusperren. Gewöhnlich waren diese Nischen aber nicht besetzt, denn schon seit mehr als vierzig Jahren – seit der Regentschaft des vorherigen Königs – lebte Arentia in Frieden mit seinen Nachbarn. In Anbetracht der Vorsichtsmaßnahmen außerhalb des Palastes fragte ich mich, ob nun auch diese Mauernischen mit Soldaten bemannt waren. Ich überlegte kurz, ob ich in eine dieser Nischen hineingreifen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass dies eine unnötige Provokation darstellte. Falls man mich mit Schwertern durchbohrte, ehe ich auch nur mit dem König gesprochen hatte, würde ich niemals erfahren, was hier vor sich ging.
    Der Geheimgang endete an einer weiteren Tür, die sich einen Spalt öffnete, als Anders anklopfte. Während harte Augen uns musterten, zeigte Anders erneut den Siegelring mit seinem Rangabzeichen. Sofort schloss sich die Tür und der Bolzen wurde zurückgeschoben. Anders löschte seine Fackel in einem Eimer neben der Tür und gab mir ein Zeichen voranzugehen. Wir betraten ein kleines Vorzimmer, ausgestattet mit einem Schreibtisch und zwei Stühlen. Als sich die Tür hinter uns schloss, hob sie sich kaum noch vom Mauerwerk ab und war nahezu unsichtbar. Eine sehr viel neuere Tür lag ihr direkt gegenüber.
    Der Soldat, der hinter dem Schreibtisch saß – der Uniform nach zu urteilen ein Major –, wandte uns den Blick zu. Als er Anders erkannte, sprang er auf und salutierte. Der Mann, der uns die Tür aufgemacht hatte, war in steifer, wachsamer Haltung stehen geblieben.
    »Setz dich

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