Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
schreckten davor zurück, uns hinterrücks zu überfallen, wenn wir betrunken waren oder schliefen. Irgendwann hörte ich, es könne eine königstreue Splittergruppe gewesen sein, die jeden in diesem Dorf massakriert und es danach in Schutt und Asche gelegt hatte. Offenbar war ich den Mördern nur durch Zufall entkommen, als sie das Abfackeln der Häuser vorbereitet hatten. Wie auch immer: Dieser Tag, an dem ich dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen war, bedeutete für den Söldner Eddie das Ende. Ich war zwar nicht gläubig, wurde aber das Gefühl nicht los, dass das Schicksal mich aus einem ganz bestimmten Grund verschont hatte. Und als ich nach und nach wieder klarer denken konnte, kam ich zu dem Schluss, dass nur ein Narr dieses unglaubliche Glück mit Füßen treten würde.
Zwei Jahre verbrachte ich damit, gegen Essen und Unterkunft Gelegenheitsarbeiten zu verrichten und mich in mehreren eigentümlichen Gewerben zu üben. Ich war ja noch jung, sah eigentlich nicht wie ein Soldat aus und besaß nach wie vor das Schwert und allerlei unsichtbare Waffen. Da mir Pferde immer noch zuwider waren, legte ich jeden Weg zu Fuß zurück, was mich nicht nur gesund und munter, sondern auch schlank hielt.
Und so kam es, dass ich, als ich irgendwann vor dreizehn Jahren gedankenverloren die menschenleere Straße von Antigo nach Cazenovia entlangging, das unverkennbare Geräusch klirrender Schwerter hörte. Sofort tauchte ich von der Straße in den dichten Wald ab.
»Ihr verfluchten Kerle!«, hörte ich eine weibliche Stimme knurren, gefolgt von drei schnellen Schwerthieben.
Als ich den Geräuschen nachging, sah ich, dass drei Männer – dem schäbigen Äußeren nach gemeine Strauchdiebe – eine vierte Gestalt umzingelt hatten. Die Schurken hatten riesige verbeulte Schwerter dabei, die sie ebenso lässig wie hinterhältig handhabten. Offenbar kannten sie sich mit solchen Überfällen aus, denn sie hatten ihr Opfer so umringt, dass einer von ihnen sich stets außerhalb von dessen Blickfeld befand.
In der Mitte dieses Dreiecks stand ein schlankes rothaariges Mädchen, so groß wie ich, aber dennoch sehr wendig, wie es viele Landmädchen sind. Sie hatte kurze Haare und trug Männerkleidung, wirkte dadurch aber eigentlich nur noch weiblicher. Nach einer hilflosen Unschuld sah die junge Frau weiß Gott nicht aus.
Während ich die Szene beobachtete, griff einer der Männer nach der Jacke der jungen Frau. Sofort wirbelte
sie herum und ließ in beiden Händen Waffen aufblitzen, die kleiner als Schwerter, aber größer als Messer waren. Jedenfalls zeigten sie Wirkung: Der Mann fuhr aufheulend zurück. Aber seine Gegnerin hatte nicht nur seinen unbeholfenen Schwerthieb abgewehrt, sondern auch den gezielten Stich eines zweiten Mannes, der sich unmittelbar hinter ihr aufgebaut hatte. Sie versuchte, dem hinterhältigen Angreifer gegen das Knie zu treten, aber er wich rechtzeitig aus. Also nutzte sie ihren Schwung dazu, herumzuwirbeln und das Schwert des dritten Mannes mit den gekreuzten Klingen ihrer langen, schmalen Waffen in die Zange zu nehmen. Danach verlagerte sie das Gewicht auf den hinteren Fuß und trat ihm mit dem anderen in die Hoden. Als er hinfiel, stieß sie ihm das Knie hart ins Gesicht. Bewusstlos blieb er an Ort und Stelle liegen. Während sie auf den anderen zustürmte, versuchte sie, beide Männer gleichzeitig im Auge zu behalten.
»Wer ist der Nächste, hä?« Es war ihr keine Angst anzumerken.
Allerdings waren die Männer ihr zahlenmäßig natürlich überlegen und außerdem Berufsverbrecher. Den Fehler, die junge Frau zu unterschätzen, würden sie kein zweites Mal begehen. Langsam umkreisten sie ihr Opfer und bewegten sich dabei in Gegenrichtung zueinander, damit sie stets nur einen von ihnen beobachten konnte. Bis jetzt hatte mich noch keiner von ihnen bemerkt, und ich nutzte die Bäume und den Schatten, um mich näher an sie heranzupirschen.
»Hört mal, Jungs«, sagte das Mädchen gerade, »diese hässliche Sache muss ja nicht noch hässlicher werden. Ich hab kein Geld bei mir, also vergeudet ihr nur eure Zeit mit mir.«
»Dafür hast du was anderes bei dir«, gab einer der Männer zurück. »Mag kein Geld sein, aber wir können’s sicher trotzdem nutzen oder unter die Leut’ bringen.«
»Klar, ich wette, du bist richtig niedlich unter all diesen Klamotten«, fiel der andere ein. »Und ich weiß auch, wie man’s herausfindet.«
Sie schnaubte verächtlich. »Das, was ihr seht, ist noch gar
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