Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Griff an die Kehle Blut an seiner Hand entdeckte.
Ich hob den Geldbeutel auf, dessen Inhalt für ein paar Mahlzeiten reichen mochte. Doch nachdem ich mir die zerlumpten Schwachköpfe nochmals angesehen hatte, seufzte ich nur und warf Skoti den Beutel wieder zu. »Hier. Das war ja mehr als peinlich. Für uns alle.«
Skoti, der den Beutel aufgefangen hatte, starrte mich an. »Bringst du uns jetzt um?«, fragte er mit leiser, aber fester Stimme.
»Nein, du Depp. Obwohl ich es eigentlich tun sollte, schon um einem anderen Schwertkämpfer die Mühe zu ersparen, sich mit euch herumzuschlagen. Wisst ihr überhaupt, wie nah ihr am Tod vorbeigeschrammt seid?« Ich steckte mein Schwert in die Scheide. »Ihr Jungs seid wirklich Stümper.«
»Und du bist wirklich gemein!«, sagte der kleine Lockvogel und tauchte danach schnell hinter den Jungen ab.
»Stimmt.« Ich drehte mich um, da ich die Sache für erledigt hielt. Und so sah ich den Schlag von hinten nicht kommen. Ich spürte nur noch, wie ich in die große dunkle Leere fiel, wo man keine Schmerzen mehr empfindet und niemand einen belästigt.
DREIZEHN
B eim Aufwachen tat mein Kopf furchtbar weh. Mein erster Gedanke war, ich müsse aufschreien, falls mich irgendjemand ansprach, der zweite, dass das Zimmer viel zu klein für meinen Kopf war. Es war das dritte Mal in meinem Leben, dass man mich bewusstlos geschlagen hatte. Diejenigen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, bei Banketten der besseren Gesellschaft Legenden von heroischen Taten zu erzählen, gaukelten einem stets vor, so etwas sei nur eine kleine Unannehmlichkeit, die man so leicht wie Regentropfen abschütteln könne. In diesen Erzählungen kamen die Helden stets putzmunter zu sich und eilten davon, um die verlorene Zeit wettzumachen. Wer so etwas erfand, hatte mit Sicherheit noch nie selbst einen Schlag über die Rübe bekommen.
»Lebt er noch?«, fragte eine weibliche Stimme, die mir bekannt vorkam. Ich hatte sie jüngst gehört, wusste aber nicht mehr, wo.
»So fest hab ich doch gar nicht zugeschlagen«, erwiderte ein Junge mit der überheblichen Empörung, die manche Kinder so gern an den Tag legen. »Schließlich atmet er noch, stimmt’s?«
»Halt die Klappe«, blaffte ihn eine andere weibliche
Stimme an, die älter und rauer als die erste klang. »Er ist wach. Und jetzt zieht Leine.«
Ich hörte, wie die Türangeln quietschten, Holz auf Holz schabte, und spürte die leichte Veränderung im Luftdruck, die mir verriet, dass sich eine schwere Tür geschlossen hatte. Also beschloss ich, die Augen zu öffnen. Mein Hinterkopf fühlte sich wie Matsch an. Ich blinzelte, stöhnte auf und versuchte, aus dem verwirrenden Spiel von Licht und Schatten in diesem Zimmer schlau zu werden. Zum Glück lag der größte Teil des Raums im Dunkel, nur eine Tischlampe sorgte für trübe Beleuchtung. Als ich die Augen zusammenkniff und mich aufrappeln wollte, stellte ich fest, dass ich auf dem Bauch lag und meine Hände hinter dem Rücken an die Fersen gefesselt waren.
»Versuch gar nicht erst, dich zu bewegen«, sagte die ältere weibliche Stimme. Die Frau saß jenseits des Lichtkreises, sodass ich sie nicht sehen konnte.
»In Ordnung«, krächzte ich und blickte mich in dem winzigen Raum um. Offenbar lag ich auf einer Decke, die jemand über mehrere Lattenkisten gebreitet hatte.
»Du hast dich nach Epona Grau erkundigt.«
»Tja.« Diese Stimme war mir fremd, aber inzwischen war mir eingefallen, woher ich die Stimme der anderen Frau kannte. »Trudi hat mein Trinkgeld wohl nicht ausgereicht, wie?«
»Sie weiß, dass ich mich für gewisse Dinge interessiere.«
»Solche ›Dinge‹ wie Epona Grau?«
»Nicht nur für die.« Sie beugte sich vor. Ihr von hinten in Licht getauchtes krauses Haar umrahmte den Kopf so, dass ich an eine Pusteblume denken musste. »Da du vermutlich
ein schlauer Kerl bist, muss ich dir wohl nicht allzu viel erklären. Ob du diesen Raum wieder verlassen kannst oder nicht, hängt davon ab, was du mir über Epona Grau erzählst.«
»Was möchtest du denn wissen?«
»Wo ist sie jetzt?«
»Sie ist tot, soweit ich weiß.«
Der Krauskopf fuhr zurück. »Und wieso erkundigst du dich dann nach ihr?«
Ich wand mich so heftig ich konnte. »Ich liege wirklich sehr unbequem«, stöhnte ich. »Würdest du mich losbinden, würde ich mich weitaus mitteilsamer fühlen.«
»Und ich mich weitaus bedrohter. Du kannst meine Fragen genauso gut im Liegen beantworten.«
Ich wand mich noch heftiger,
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