Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Urschrei los und stürmte in die Nacht hinaus, während das Pferd sich neben mich stellte und mich dankbar mit dem großen Kopf anstupste. Ich ließ Pah-Pah nicht aus den Augen. »Ich will keinen Streit«, sagte ich. »Wollte nur verhindern, dass er meinem Pferd was tut.«
Mittlerweile war es mir hier wirklich unheimlich, und das Letzte, worauf ich Lust hatte, war, mich noch länger mit diesen beiden Deppen abzugeben. Die Aura von Gefahr, die von ihnen ausging, war fast noch stärker als der Verwesungsgestank, der ihnen anhaftete. Ich hatte vor, tagsüber zur Kate zurückzukehren und sie zu durchsuchen, wenn die zwei hoffentlich unterwegs und mit ihren seltsamen Angelegenheiten beschäftigt waren.
»Tut mir leid, dass ich euch gestört habe«, sagte ich und setzte den Fuß in den Steigbügel. Plötzlich wieherte das Pferd laut, und nur das warnte mich in letzter Sekunde vor der tödlichen Gefahr.
Mit weit aufgerissenen Augen, ein primitives Beil über den Kopf schwingend, tauchte Johann-Thomas aus der Dunkelheit auf. Laut kreischend holte er mit aller Kraft und großem Schwung nach mir aus, sodass ich den Windzug spüren konnte, als ich gerade noch zur Seite ausweichen konnte. Er stürmte an mir vorbei, fiel hin, wälzte sich unbeholfen auf dem Boden und wäre fast im Feuer gelandet. Doch er fing sich rechtzeitig, rappelte sich hoch und griff sofort wieder an.
Diesmal war mir Zeit geblieben, mich darauf vorzubereiten. Ich blockierte den Arm, mit dem er die Axt schwang, mit dem eigenen und versuchte sein Handgelenk zu packen, doch es war so fettig, dass er sich mühelos aus meinem Griff winden konnte. Hinterhältig zielte er auf meine Brust, und wieder gelang es mir in der letzten Sekunde, zur Seite zu springen. Als er über die eigenen Füße stolperte und zu Boden ging, gab mir das Zeit, mein Schwert zu ziehen, deshalb war ich auf den neuen Angriff vorbereitet. Sein eigener Schwung sorgte dafür, dass er in mein Schwert lief und sich die rechte Hand abtrennte.
Sein früheres Kreischen war gar nichts im Vergleich zu den Tönen, die er jetzt von sich gab. Er umklammerte den Stumpf, fiel zu Boden und wand sich vor unbändiger Wut und Schmerzen wie in Krämpfen, sodass eine im Feuerschein rötlich leuchtende Staubwolke aufstieg. Ich sah mich nach Pah-Pah um, doch er war in der Dunkelheit verschwunden.
Da ich nicht die mindeste Lust hatte, hier länger zu verweilen, steckte ich mein Schwert in die Scheide, griff erneut nach den Zügeln und schwang mich in den Sattel. Gerade wollte ich meinem Pferd die Fersen geben, da griff
von hinten jemand nach meiner Jacke und zerrte mich zu Boden. Ich landete so weich, dass es mir nicht mal den Atem verschlug. Und das war auch gut so, denn in diesem Moment holte Pah-Pah mit einem langen Speer aus, der einem Dreizack ähnelte, und schleuderte ihn direkt nach unten, auf mein Gesicht zu. Dabei brüllte er aus voller Kehle, was wie eine Abart des scheußlichen Gekreisches von Johann-Thomas klang, nur, seinem Alter entsprechend, eine Tonlage tiefer. Ich rollte mich zur Seite, packte seine Beine unterhalb der Knie und stieß ihn auf den Rücken. Als er hinfiel, brach der Schaft seines Speers.
Er war größer und stärker als ich und im Unterschied zu seinem Sohn nicht so blöde, dass er die Beherrschung verlor. Während er mir gegen den Brustkorb trat, rappelte er sich auf die Knie und zog ein langes gezacktes Messer hervor. Da ich gesehen hatte, was dieses Messer mit den Hirschkadavern angestellt hatte, reagierte ich sofort: Ich holte mein Messer aus dem Stiefel, wälzte mich herum, sodass sein erster Hieb nicht traf, und stieß ihm meine Waffe tief in den Bauch. Danach stand ich auf, versetzte ihm einen zwei Fuß breiten Schnitt quer über den Bauch, wirbelte so herum, dass ich hinter ihm stand, packte ihn beim Haar und rammte ihm mit voller Kraft mein Knie in den Rücken. Der heftige Stoß erschütterte seinen Körper, sodass die Eingeweide durch den Schnitt nach draußen quollen und auf den Boden klatschten.
Ich ließ ihn los, zog mich aus der Reichweite seines Messers zurück und wappnete mich darauf, dass er als letzte Tat sein Messer in meine Richtung schleudern würde. Doch er starrte nur noch einen Augenblick auf seine blutigen Organe, dann sank er mit einem lauten Platsch –
das Geräusch hing mir noch lange in den Ohren – auf die eigenen Gedärme.
Die ganze Zeit über hatte Johann-Thomas weitergeschrien und sich auf dem Boden hin und her geworfen. Inzwischen
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