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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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sich in einem kleinen Kaffeehaus ausruhen oder an der Theke Platz nehmen, die eine ganze Wand einnahm.
    Die Hitze und der Lärm in diesem Raum machten mich benommen. Genau wie ich gedacht hatte, tummelten sich im Libellen-Club jede Menge Gimpel und Leute, die bei ihnen absahnten. Mädchen, die nicht viel mehr am Leib hatten als Schärpen und Geldgürtel, bedienten die Glücksspieler an den Tischen mit Getränken, doch die meisten dieser armseligen Kreaturen waren zu sehr ins Spiel vertieft, um all das nackte Fleisch ringsum überhaupt zu bemerken. Zahllose winzige Kerzen, deren Flammen sich auf den vergoldeten und gläsernen Oberflächen spiegelten, sorgten für schummriges Licht. Überall – auf Kelchen, Spielkarten und der Haut mancher tätowierten Mädchen – prangte das Libellenmotiv.
    Während ich mir einen Überblick verschafft hatte, war der Blonde verschwunden, also machte ich mich ohne bestimmten Plan auf den Weg zur Theke. Ich musste nicht lange warten, bis sich eine unglaublich verführerische
Brünette zu mir herüberbeugte. »Was darf’s denn sein?« Ihr dünnes Kleid saß so eng, dass man die Sommersprossen darunter zählen konnte.
    »Was bekomm ich dafür?« Ich schob ihr die Münze hin, die sie mit großen Augen entgegennahm, um sie kurz zu mustern. »Meine Güte, du musst ein Freund von Canino sein. Für das da bekommst du hier alles, was du willst.«
    Also hieß der Blonde Canino, ein Name, den ich mir merken musste. »Alles? Auch dich?«, fragte ich augenzwinkernd.
    »Klar doch, falls du bis zu meinem Schichtende warten möchtest.«
    Natürlich war mir klar, dass man mich beobachtete. Auf keinen Fall würde ich mit diesem Mädchen irgendeinen einsamen Ort aufsuchen, auch wenn ihre Reize nicht zu übersehen waren. Jedem abgelenkten Mann kann man mühelos die Kehle durchschneiden, und ihre umwerfende Figur bot Ablenkung genug.
    »Eigentlich suche ich hier nach einem Kumpel«, erklärte ich. »Ist ein kleiner Kerl und heißt Andras Reese. Hat früher oft mit mir und Canino zusammengesteckt. Sagt dir der Name was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Stehe schon seit heute Mittag hinter der Theke, und da war Hochbetrieb. Kann von Glück sagen, wenn mir mein eigener Name noch einfällt. Wieso hast du denn nicht Canino nach deinem Kumpel gefragt?«
    »Hab ich ja. Er meinte, ich sollte dich fragen.«
    Sie kniff die Augen zusammen und lächelte hinterhältig. »Wer bist du eigentlich, mein Junge? Hast du diese
Münze hier irgendwo auf dem Fußboden gefunden? Wenn Canino merkt, dass du mit seinem Namen um dich wirfst, reißt er dir den Arsch auf!«
    »Canino hat mir die Münze persönlich gegeben, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Ha!« Sie trat mit nachdenklicher Miene einen Schritt zurück und verschränkte die Arme so, dass die Brüste fast aus dem Ausschnitt fielen. »Muss jetzt wieder an die Arbeit. Willst du die Münze für ein Getränk eintauschen oder lieber für eine Stunde mit mir?«
    Ich griff nach der Münze und knallte sie auf die Theke. »Ein Getränk ist wahrscheinlich weniger gefährlich. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste.«
    »Musst selbst wissen, woran du lieber stirbst.« Sie schenkte mir ein Bier ein und ein Lächeln, das Männer mit weniger Erfahrung als ich vermutlich für aufrichtiges Bedauern gehalten hätten.
    Ich suchte die Menschenmenge nach Caninos blondem Haupt ab, doch vermutlich beriet er sich gerade mit seinen Vorgesetzten darüber, was mit mir geschehen sollte. Dieser Mann beunruhigte mich mehr als alles andere im Club. Er war eindeutig eine Marionette, und ich hatte nicht unbedingt Lust herauszufinden, wie willfährig er war. Allerdings würde ich es wohl trotzdem auf mich nehmen müssen, um denjenigen dingfest zu machen, der seine Fäden zog.
    Ich trank einen großen Schluck Bier. Im Augenblick konnte ich nicht viel mehr tun als abwarten. Es sei denn, ich brachte die Menge dazu, im Chor zu singen: »Denn er war wirklich böse, der alte Andras Reese.« Wohl keine besonders gute Idee.
    Ich nahm noch einen Schluck von dem wirklich ausgezeichneten obergärigen Bier. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich eine Stunde mit der Brünetten im gleichen Maße genossen hätte – was ein trauriges Licht auf meine dringlichsten Bedürfnisse warf. Immer noch lächelnd beobachtete sie mich, also prostete ich ihr herzlich zu.
    Ich versuchte mir so etwas wie einen Plan zurechtzulegen, doch als mir schließlich auffiel, dass ich nicht mehr klar denken konnte, hätte mir auch

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