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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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sagt dir der Name Andras Reese?« Ich beugte mich vor und sang leise: ›Denn er war wirklich böse, der alte Andras Reese‹.
    Erneut hörte ich ihr raues Lachen, doch plötzlich brach es ab. Die Frau flüsterte mit jemandem. Gleich darauf klickte das Schloss, und die Tür schwang so weit auf, dass ein Mann herausschauen und mich von Kopf bis Fuß mustern konnte. Er hatte gepflegtes blondes Haar, blaue Augen, ein weiches, jungenhaftes Gesicht und trug einen teuren cremefarbenen Anzug, der ihm auf den schlanken Leib geschneidert war. Wir sahen einander abschätzend an, allerdings brauchte ich nicht so lange wie er, mir ein Bild von meinem Gegenüber zu machen. Schon auf den
ersten Blick merkte ich, dass er mir ernsthafte Probleme machen konnte.
    »Komm rein«, sagte er knapp mit leiser, unbeteiligter Stimme.
    Ich trat in einen kleinen Vorraum, von dem hinten zwei Türen abgingen. Vermutlich führte eine in den Club und die andere irgendwohin, wo man Leichen mühelos entsorgen konnte.
    Als das Mädel mit der rauen Stimme die Eingangstür hinter uns schloss, drehte ich mich um und stellte zu meiner Verblüffung fest, dass dieses weibliche Wesen tatsächlich noch ein Mädchen war, kaum älter als dreizehn oder vierzehn Jahre. Ein schlicht angezogenes Mädchen mit zwei langen Zöpfen. Wie passte diese Stimme zu der Kleinen? Plötzlich fiel mir ein glänzender goldener Knopf an ihrem Hals auf, dessen Gegenstück im Nacken saß.
    Als sie merkte, dass ich sie ansah, verdrehte sie die Augen. »Mir hat ein Pfeil den Hals durchbohrt, wenn du’s genau wissen willst«, knurrte sie und verschob einen der goldenen Knöpfe, um mir den hölzernen Stummel darunter zu zeigen. »Der Arzt hat gesagt, ich würde sterben, wenn man den Pfeil entfernt. Also sorge ich wenigstens dafür, dass es nicht so schrecklich aussieht.«
    »Sind diese Knöpfe nicht unangenehm?«
    »Nicht so unangenehm wie der Tod«, gab sie zurück.
    »Genug getratscht«, fuhr der Blonde die Kleine an. »Du sollst doch keine Gäste damit belästigen, Sporn. Hier entlang, mein Herr.« Die Kleine, die er Sporn genannt hatte, grinste mich so an, als wäre ich ein Rindvieh auf dem Weg zur Schlachtbank.
    Ich folgte dem Blonden durch die rechte Tür, die zu
einer steilen düsteren Kellertreppe führte. Für Beleuchtung sorgte lediglich eine Laterne, die in einem Flur weiter unten brannte. Genauso windschief wie die Hausfassade waren auch die von Feuchtigkeit verzogenen Stufen. Als geheimer Zugang zum Club mochte die Treppe ja ihren Zweck erfüllen, aber es musste zumindest einen weiteren geben. Ich konnte mir nämlich nicht vorstellen, dass ein Betrunkener mit diesen Stufen klarkam.
    Der Blonde nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und bewegte sich dabei fast lautlos. »Hab mir deinen Namen nicht gemerkt«, rief ich ihm zu.
    Als er unten angekommen war, drehte er sich um und sah zu mir hinauf. »Hab ihn dir auch nicht genannt.«
    Die Stufen endeten an einer gepanzerten Tür, durch die der unverkennbare Lärm eines wüsten Gelages drang. Der Blonde erwiderte meinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken und mit unergründlicher Miene. Seine Pupillen reflektierten das Licht der Laterne so, als glühten dort winzige Funken.
    »Willkommen in der Libelle«, sagte er. »Hier gelten sehr einfache Regeln: Keine Prügeleien, keine Belästigung der Bedienungen. Wenn eine der Animierdamen dich zweimal abweist, lass sie in Ruhe. Kein unmäßiges Trinken. Und wenn dir das Geld ausgeht, ab nach Hause.«
    »Hältst du jedem Gast diesen Vortrag?«
    Er überging es. »Zeig das hier an der Theke vor. Ein Getränk deiner Wahl geht aufs Haus.« Er drückte mir eine Münze in die Hand, in die eine Libelle eingeprägt war. »Viel Spaß heute Abend, Johnson.«
    Also war Lonni schneller gewesen, als ich es ihm zugetraut hätte. »Bei wem darf ich mich bedanken?«
    Auch das überging er. Er machte auf dem Absatz kehrt, riss die Tür auf und gab mir einen Wink voranzugehen.
    Der Fußboden des Lagerhauses bildete die niedrige Zimmerdecke des Clubs, sodass der Raum viel persönlicher und kleiner wirkte, als er war. In Wirklichkeit besaß er riesige Ausmaße, allerdings teilte ein mit Teppichen ausgelegter Mittelgang die Fläche in zwei Hälften. Offensichtlich konnte man sich hier mit Glücksspielen jeder Art vergnügen – von Roulette über Kartenspiele bis zu Wetten auf Karnickelrennen, für die eigens eine Röhre geschaffen worden war. Darüber hinaus spielte eine Kapelle zum Tanz auf, man konnte

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