Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
Vom Netzwerk:
Zimmer nebenan führte, und schloss sie hinter uns.
    Bis auf das flackernde Licht, das vom Gang her durch die Ritzen drang, war es stockdunkel im Zimmer. Beide legten wir die Ohren an die Tür und hörten, wie Canino mit bedächtigen Schritten den Gang durchquerte und vor der offenen Tür meiner Zelle stehen blieb. Lange Zeit
rührte er sich genauso wenig von der Stelle wie wir. Mir war bewusst, dass jeder meiner Atemzüge uns verraten konnte.
    Ich hörte keine Schritte, wohl aber, wie sich der Türknopf des Zimmers gegenüber drehte, ein Schlüssel hineingeschoben wurde und die Türangeln leise quietschten. Kurz darauf machte Canino die Tür wieder zu und schloss sie ab.
    Erneut bewegte er sich auf lautlosen Sohlen, rüttelte an der Tür neben der, die er gerade überprüft hatte, schloss sie auf und wieder zu. Ich lauschte so angestrengt, dass ich fast aufgeschrien hätte, als der Türknopf an unserer Tür rasselte.
    Im Dunkeln griff Sporn nach meiner Hand.
    Der Schlüssel glitt ins Schloss. Und es gab keinen Ort, an dem wir uns hätten verstecken können, und nichts, das wir als Waffe hätten benutzen können. Ich fühlte mich so schwach und wehrlos, dass ich sicher gleich umfallen würde, sobald Canino mich nur anblinzelte.
    Der Schlüssel begann sich zu drehen.
    Hastig näherten sich Schritte. »Canino«, rief jemand, »wir haben da oben ein Problem. Dieser Marineattaché hat das gewonnen, was er gewinnen sollte, aber er ist so betrunken, dass er mit dem Spielen nicht mehr aufhören will.«
    Canino erwiderte nichts, zog jedoch den Schlüssel ab und entfernte sich mit der anderen Person.
    Sporn seufzte auf und riss mit zitternden Händen ein Streichholz an, sodass die Flamme unstet flackerte, schaffte es aber trotzdem, die einzige Kerze im Zimmer anzuzünden. Es war genauso spärlich eingerichtet wie dasjenige,
das ich gerade verlassen hatte, und diente offensichtlich dem gleichen Zweck.
    Ich griff nach dem Krug in der Ecke, der noch zu einem Drittel mit Wasser gefüllt war. Es war zwar lauwarm, schmeckte aber trotzdem wie ein Göttertrank. Den letzten Rest goss ich mir übers Gesicht und wusch mir die Augen damit aus.
    »Du riechst ziemlich schlimm«, bemerkte Sporn.
    »Stimmt«, war alles, was ich herausbrachte.
    »Er wird herausfinden, wo du abgeblieben bist, aber erst in ein paar Minuten. Das Einzige, was er noch lieber mag, als Menschen zu quälen, ist Geld. Hier.«
    Sie deutete aufs Bett, auf dem meine Stiefel und mein Hemd lagen, nicht aber meine nagelneue Jacke, was mich ärgerte. »Warum hilfst du mir?«, fragte ich, während ich mich anzog.
    »Du hast doch gesehen, was er Gretchen angetan hat.«
    »Bist du mit ihr befreundet?«
    Sie zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht. Sie ist nur das jüngste Mitglied im Club.« Sie drehte sich um und musste dazu wegen ihres unbeweglichen Halses den ganzen Oberkörper einsetzen. »Wer, glaubst du, hat mir das hier durch den Hals getrieben?« Sie berührte einen der goldenen Knöpfe. »Und weißt du auch warum? ›Nur um was klarzustellen‹, hat er gesagt.« Sie schnaubte verächtlich. »Und das hat er ja auch geschafft.«
    »Ich schulde dir was, glaube ich«, sagte ich, während ich meine Stiefel zuschnürte. »Möchtest du hier raus?«
    »Nee. Mal abgesehen von dem Ding im Hals hab ich’s ganz gut hier. Niemand belästigt mich, die Bezahlung ist sehr gut, und ich muss keinen Kunden ranlassen, wenn
ich nicht will.« Ihre Augen drückten eine Hoffnungslosigkeit aus, die sie viel älter wirken ließ, als sie war. »Canino hält mich für seinen Glücksbringer.«
    »Und was ist mit deiner Familie?«
    »Pfff. Hab keine Ahnung, wer meine Mutter zur falschen Zeit des Monats gebumst hat, und mittlerweile ist sie tot. Das Mitleid kannst du dir für jemanden aufheben, der’s nötig hat. Falls du Gelegenheit dazu hast, bring diesen semmelblonden Mistkerl um, dann sind wir beide quitt. Falls du’s nicht schaffst, auch nicht schlimm. Es reicht mir schon, dass du dich mit ihm angelegt hast.«
    Ich stand auf und steckte mein Hemd in die Hose. Fast fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. »Wird er nicht sehr wütend sein, wenn er merkt, dass du mir geholfen hast?«
    Sie lachte heiser auf. »Als würde mir das was ausmachen, Alter.«
    Sporn brachte mich zu einem Dienstbotendurchgang, der zur hauseigenen Anlegestelle führte. Den Sternen und dem Mond nach zu urteilen, musste es schon nach Mitternacht sein. Die Mole lag dunkel und verlassen da. Barkassen, die zu weit draußen im

Weitere Kostenlose Bücher