Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)
Hafen ankernden Vergnügungsschiffen gehörten, tanzten neben kleineren Booten auf und ab.
»Nimm das Ruderboot da drüben. Halt dich links und bleib in Ufernähe, bis du den öffentlich zugänglichen Pier erreicht hast.«
Ich klopfte auf meine leeren Taschen. »Ich würde dich gerne für deine Hilfe entlohnen, aber man hat mir mein ganzes Geld abgenommen.«
»Schon gut.«
Ich blickte zu dem scheinbar unbelebten Lagerhaus hinüber, in dem der Club verborgen war. Grau hob es sich vor dem dunklen Himmel ab. »Und ist es wirklich der Zwerg, der diesen Club betreibt?«
»Canino betreibt ihn. Der Zwerg bezahlt nur die Rechnungen.«
»Und ist der Zwerg manchmal hier?«
»Nein, hab ihn noch nie gesehen. Aber Canino geht oft zu einem der Herrenhäuser auf dem Brillion-Hügel hinauf.«
»Zu welchem Haus?«
»Keine Ahnung. Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die zu dieser Art von Festen eingeladen werden. Aber Canino bringt für uns immer frische Blumen von dort mit – falls dir das weiterhilft.«
Ich beugte mich vor und gab ihr einen Abschiedskuss auf den Kopf. »Wie ist dein richtiger Name?«
»Allison«, erwiderte sie mit gleichmütiger Stimme.
»Vielen Dank für alles, Allison.«
Ich stieg ins Boot, löste das Tau und ruderte vom Landesteg weg. Das Letzte, das ich von Allison sah, war ihre Silhouette vor dem Lagerhaus. Auf den goldenen Knöpfen an ihrem Hals spiegelte sich das Mondlicht, sodass sie wie winzige Sterne strahlten.
Als der Morgen anbrach, wankte ich zu dem Gästehaus, in dem ich ein Zimmer gemietet hatte. Zum Glück war die Schenke im Erdgeschoss leer. Ich schlief etwa drei Stunden, wusch mich, so gut ich konnte, und machte mich auf den Weg zu Bernis Dienststelle. Da ich vor ihm dort eintraf, nutzte ich die Gelegenheit, auf seinem Sessel
noch ein bisschen Schlaf nachzuholen. Als er ankam, fegte er sofort meine Stiefel von seinem Schreibtisch.
»Du siehst so aus, als hättest du die Nacht zusammen mit einem Rotluchs in einer Abfalltonne verbracht«, begrüßte er mich, während ich auf dem Besucherstuhl Platz nahm. »Mich wundert, dass der Wachtmeister am Empfang dich überhaupt hereingelassen hat. Was ist passiert?« Er machte sich daran, die Pergamentblätter auf seinem Schreibtisch wieder ordentlich aufzustapeln.
»Im Libellen-Club hat man mir böse mitgespielt.«
Er hielt in seinen Aufräumarbeiten inne. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du zum Libellen-Club wolltest.«
»Hätte ich gewusst, was mich dort erwartet, hätte ich’s getan.«
Er schloss die Zimmertür. »Seit Monaten versuchen wir, dort verdeckte Ermittler einzuschleusen. Wenn dich irgendjemand mit mir in Verbindung bringt, werden sie den Club noch fester verrammeln als ein Nonnenkloster bei der Kirmes. Vielen Dank auch.«
»Die wissen doch gar nicht, wer ich bin. Canino hat zwar meinen Decknamen herausbekommen, aber nicht meinen richtigen Namen.«
»Canino«, wiederholte Berni, während er sich auf seinen Sessel fallen ließ. »Hast du ihn genauso erledigt wie den Freund von Saye?«
»Schön wär’s. Nein, eigentlich habe ich mich nur zu einer Kugel zusammengekrümmt und gewimmert.« Ich gab ihm eine Kurzfassung der nächtlichen Ereignisse. Sporn hatte bestätigt, dass der Zwerg tatsächlich existierte und meinen Ermittlungsradius dadurch erheblich eingegrenzt. Hätte ich nur daran gedacht, sie auch nach Andras
Reese zu fragen, wüsste ich jetzt wohl mit Sicherheit, dass ich auf der richtigen Spur war. Dennoch war das, was ich in den Händen hatte, weit mehr als erwartet; und meine derzeitige Lage war auf jeden Fall besser, als hätte ich dem Schläger Canino für Übungszwecke als Sandsack gedient.
»Hast du ’ne Idee, welches der Herrenhäuser auf dem Brillion-Hügel das richtige sein könnte?«
Berni ging zu der großen Wandkarte von Kap Querna hinüber. »Das hier ist der Brillion-Hügel. Auf der Karte kann man sehen, dass sich die Straßen alle so seltsam hin und her schlängeln, als wollte man zufällige Besucher bewusst in die Irre führen. Vermutlich gibt es da oben mindestens zwanzig Herrenhäuser, und zu dieser Jahreszeit blühen dort in jedem Garten Blumen. Die Leute veranstalten sogar jährlich eine große Gartenführung, um mit ihrer Blumenpracht zu prahlen.«
Ich gesellte mich zu ihm. Er hatte recht: Die Straßen waren so angeordnet, dass sie einem komplizierten Seemannsknoten ähnelten. »Muss ein Gebäude sein, in dem man heimlich wilde Orgien mit den Mädchen aus dem Libellen-Club feiern
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