Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
verteidigen.«
Der Papst sah ihn aufmerksam an. Besonders der letzte Satz schien Anklang gefunden zu haben.
»Solche Angebote haben sie vor Jahren auch uns gemacht, Heiliger Vater«, tönte jetzt Pandulf. »Aber auf Treueschwüre von Normannen ist nichts zu geben. Sie brechen ihre Eide bei der ersten Gelegenheit.«
Die umstehenden Lombarden murmelten ihre Zustimmung.
»Wir sind nicht tausend Meilen marschiert, um uns von solchen Sprüchen einwickeln zu lassen«, schrie der Schwabe. »Ich sage, wir machen sie auf dem Schlachtfeld nieder. Das habe ich meinem Kaiser geschworen. Ob tot oder lebendig, ist mir gleich, Normanne, aber ihr werdet aus diesem Land verschwinden. Und geht ihr nicht freiwillig, dann werden wir nicht nur euch, sondern auch eure Weiber und Bastarde abschlachten.«
Solche Worte ließen selbst den Papst erschrocken aufblicken. Aber er sah auch, dass alle den Worten dieses Alemannen zustimmten und Flüche und wüste Verwünschungen gegen uns ausstießen.
»Ihr solltet besser gehen«, sagte Leo, als sich das Getöse ein wenig beruhigt hatte. Doch an seiner nachdenklichen Miene ließ sich erkennen, dass Onfrois Worte in seinem Herzen ein wenn auch nur kleines Echo gefunden hatten.
»Denkt über meinen Vorschlag nach, Heiliger Vater«, war Onfrois Antwort, der es bemerkt hatte. »Morgen, wenn Ihr erlaubt, kommen wir wieder.«
Auf dem Weg zurück in unser Lager machte Pierron ihm wütende Vorhaltungen. Wie käme er dazu, sich vor diesen Leuten zu erniedrigen, sich beleidigen zu lassen und ihnen danach auch noch den Arsch zu küssen.
»Ich küsse niemandem den Arsch«, knurrte Onfroi. »Aber versuch doch mal, dein Hirn zu nutzen. Unser wirklicher Feind ist Byzanz. Unsere Sorge muss es sein, ihnen Apulien und Kalabrien zu nehmen und mit unseren Burgen zu überziehen. Doch das kann uns langfristig nur mit der Unterstützung des Volkes gelingen. Ich sag es noch mal. Der Papst ist der Schlüssel zu den Herzen der Lombarden. Hast du’s jetzt kapiert?«
Pierron brummelte noch lange vor sich hin, aber er widersprach ihm nicht. Und so versuchte Onfroi es noch zweimal, den Papst umzustimmen. Aber der Widerstand der Fürsten und Heerführer war zu groß. Sie fühlten sich uns kriegerisch haushoch überlegen, worin sie ohne Zweifel recht hatten, und wollten endlich Blut sehen.
Am Ende des dritten Treffens unter weißer Flagge war schließlich auch Onfrois Geduld erschöpft. Besonders als Pandulf zu ihm sagte: »Hast du kein besseres Weib gefunden als die Schlange von Salerno? Pass auf, dass du nicht auch am Gift dieser Schlampe erstickst wie dein Bruder.«
Auch diesmal musste Robert wieder eingreifen, sonst hätte Onfroi ihn auf der Stelle erwürgt. Ich hatte kaum Zeit, über diese seltsamen Worte nachzudenken, denn wir machten, dass wir aus ihrem Lager kamen, bevor sie über uns herfallen konnten.
»Wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Hugo Tubœuf später in der Runde der Barone. »Denn sobald Argyros hier auftaucht, haben wir endgültig verloren. Entweder wir greifen an oder ziehen uns nach Melfi zurück.«
»Was soll es bringen, sich zurückzuziehen?«, fragte Asclettin. »Das verlängert nur die Sache. Gemeinsam sind sie einfach zu stark. Sie werden Melfi belagern und zerstören. Dann beißen nicht nur wir ins Gras, sondern auch unsere Familien.«
Onfroi stierte ins Feuer. Man konnte ihm ansehen, dass er über seinen Misserfolg maßlos enttäuscht war.
»Es heißt also alles oder nichts«, sagte er schließlich düster. »Obwohl ich bei ihrer Überzahl wahrlich kein Geld auf unser Leben wetten würde.«
»Ein ehrenvoller Tod ist besser, als feige davonzulaufen«, knurrte Pierron.
So sah es auch der junge Drengot. »Mir fehlt eure Schlachterfahrung. Aber ein forscher Angriff zählt sicher doppelt.«
»Nun, wenn alle dafür sind«, sagte Robert, »dann sollten wir sofort bei Sonnenaufgang losschlagen und keinen Tag länger warten. Sonst sind die Männer vor Hunger viel zu schwach, um noch zu kämpfen.«
Alle waren einverstanden, auch Onfroi.
»Wird Zeit, dass wir die Geiseln zurückschicken«, meinte er. »Bindet sie los und setzt sie auf ihre Gäule.«
»Wartet«, rief Pierron.
Es waren drei junge Lombarden, Söhne von Grafen oder Heerführern. Einer war noch ganz jung, hatte nur einen dünnen Flaum auf der Wange. Ein hübscher Kerl mit lebhaften Augen.
»Wir sollten ihnen eine Botschaft schicken«, knurrte Pierron mit finsterer Miene. »Eine, die sie verstehen.«
Bevor jemand
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