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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Sacktitten von der Müsli-Mama nuckeln müssen, sondern die nahrhafte Extrawurst vom Schwein zwischen den zwei Beißerchen haben.
    Ich nahm meinen Blasentee und verzichtete großzügig auf das Wechselgeld. Mein Tag war gerettet, der Leopold war mein Held. Bei der Tür stellte ich der Spinatwachtel noch einen Ordentlichen hinein, und dann nichts wie raus hier.
    Wenn ich mich noch länger in diesem Laden aufgehalten hätte, dann wäre mir vielleicht selbst die Milch eingeschossen.
    * * *
    Was ich immer sage: Von allen guten Gründen, nicht Vegetarier zu werden, sind vegetarische Mütter die überzeugendsten!
    Als ich von meinem Tageswerk nach Hause kam, fand ich Lemmy unten in seinem Keller nachdenklich über die Gosse gebeugt, mit einem Stift in der Hand, an dem er kaute.
    Ich fragte: „Was machst du?“
    Er sagte: „Kreuzworträtsel!“
    Ich fragte: „Erfinden oder lösen?“
    So angestrengt, wie er dreinschaute, musste die Frage erlaubt sein.
    Dem Wal ging es gut, wie er mir dann glaubhaft versicherte. Er übergoß ihn weiterhin regelmäßig mit Wasser und hatte ihn fünfmal gewendet. Aufgewacht war er davon aber bisher nicht.
    „Was mach’ ich nur mit ihr?“, fragte er mich verzweifelt.
    „Ganz ehrlich, Lemmy, ich habe keine Ahnung.“
    Irgendwie war ich ja ganz froh, dass ich tief in mir drinnen sagen konnte: Ist echt nicht mein Problem, Kumpel!
    Ich gab ihm den Tee und wollte nun endlich wissen, wofür er das Zeug brauchte, wegen dem ich regelmäßig Kopf und Kragen riskierte. Er deutete auf den Tisch, auf dem er gerade seine letzte Ernte ausgebreitete hatte. Daneben stand die Apothekerwaage, mit der er das Gras portionierte. Und dann lag da noch ein altes Säckchen Blasentee auf dem Tisch. Aus diesem holte er die letzten Krümelchen heraus und legte sie zu seiner Ernte dazu. Man sah da irgendwie keinen Unterschied zu seinem Gras, Farbe und Form waren nahezu identisch. Dann schaute er mich an und mischte alles ordentlich durcheinander, er schaufelte sich ein paar Gramm in die Handfläche und zeigte es mir. Ich kombinierte messerscharf: „Du streckst dein Gras mit dem Blasentee von Darjeeling-Silke?“
    „Jop!“
    Als Lemmy mir damals anbot, bei ihm zu wohnen, räumte er einfach eine Hochparterre-Wohnung frei, in der ein paar verlauste Studenten hausten, und sagte „Eigenbedarf“.
    Ich fragte ihn: „Scheiße, Lemmy! Ist das vielleicht deine Wohnung?“
    Aber er sagte nur: „Es ist mein Haus. Mi casa es tu casa!“
    Seither wohnte ich bei Lemmy. Es war nicht gerade das Taj Mahal, das er mir hierhergebaut hatte, aber aus einer Hure ließ sich nun mal schwer eine Heilige machen. Das ganze Haus war eine Schande, die Leitungen leckten vor sich hin, der Putz bröckelte, und im Stiegenhaus war es Tag und Nacht finster. Das gefiel vor allem den Mäusen und Pennern, die hier gerne unter die mitgebrachte Decke schlüpften. Ein Baugerüst hätte das Haus vielleicht noch ein paar Jährchen zusammengehalten, aber ohne Baugerüst war klar, dass es irgendwann auseinanderfallen würde. Der wesentliche Vorteil meiner Bude bestand also darin, dass es nicht hereinregnete. Und die Fenster waren zwar nicht dicht, aber schmutzig genug, um darauf mit dem Finger mein Firmenschild in den Dreck zu malen:
    SUPERSCHNÜFFLER ROCK ROCKENSCHAUB
LÖST AUF ALLE FÄLLE ALLE FÄLLE
0 - 24 UHR
    * * *
    Ich war jeden Morgen schwer erledigt, seit ich in Klein-Anatolien wohnte, spätestens ab drei Uhr früh war an den gesunden Schlaf nicht mehr zu denken. Ab dann schnaubte der Muezzin in Istanbul seine ersten Gebete aus den ersten offenen Fenstern der Umgebung, tausende kleine Satellitenschüsseln brachten Muezzin-TV in jede noch so kleine Türkenwohnung, und der warme Sommerwind trug seinen Singsang an mein Ohr. Die haben hier einfach alle keinen Genierer, sich wie zuhause zu fühlen!
    Noch bevor über der ungarischen Puszta der Himmel klarte, breitete Marktkönig Abdullah, verlässlich der Erste in den Schuhen, vor meinem Fenster den Teppich aus und warf sich der Länge nach hin, er lieferte den Live-Ton zur Übertragung aus der Moschee, und zwar so laut, dass er dabei die Vögel weckte. Das war der Startschuss für all die anderen, es ihm gleichzutun. Was früher der Hahn erledigte, das erledigte heute Abdullah.
    Nach Gebetsschluss legte er sich nicht etwa noch mal auf ein Mützchen neben die Mutti unter die Decke. Er rollte den Teppich zusammen und begann, das Gestänge seines Marktstandes auf den Gehsteig vor meinem Fenster zu werfen,

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