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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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aus seinem Kellerloch herauf, das gleich neben Lemmys Quattro Stazzione lag. Kaum donnerte die erste Stange auf den Asphalt, ging in vielen anderen kleinen Kellerlöchern die Holztür auf, und wie von Zauberhand geschossen flogen immer mehr Stangen herauf auf den Asphalt. Wenn dann endlich der ganze Haufen heroben auf der Straße lag, genehmigte sich Abdullah ein kurzes Päuschen. Er brühte Tee und versammelte die ganzen Heinzelmännchen um sich herum, und zwar vor meinem Fenster. Was sie beim Teetrinken besprachen, konnte ich nicht verstehen. Nicht, weil sie flüsterten, sondern weil sie in einer Geheimsprache redeten. Nach der Pause schlugen sie die Gestänge mit dem Hammer ineinander, und wenn so ein Stand dann aufgebaut war, hatte jede Stange geschätzte hundert Mal gescheppert.
    Der Stand war dann aber noch leer und schaute nach nichts aus. Er musste mit den Früchten der Erde und den Textilien aus den Werkstätten Bangladeschs gefüllt werden, dazu kamen Hühnerbeinchen, Fische und Schafskäse. Also fuhren andere Türken mit ihren alten VW-Bussen oder knarrenden Scootern vor und luden das Zeug ab, das heute verkauft werden musste. Dann knatterten sie wieder weg.
    Die, die blieben, fingen keine Minute zu früh an, ihre Ware anzupreisen. Als wäre es jeden Tag die größte Überraschung, dass es „Heute Tomaaaaaaaaaaten! Frische Tomaaaaaaten!“ gab. Das war vermutlich der Startschuss für noch mehr Türken, die dann auf anderen Scootern die ganzen gefrorenen Kebab-Ziegeln lieferten. Der Fleischkonsum hier in der Gegend hatte sich deutlich in Richtung Hammel verlagert, das Schwein war am Rückzug.
    Irgendwann war ich dann von dem ganzen Lärm so gerädert, dass ich doch noch wegkippte, bis mich um sieben Uhr verlässlich das Klingelingeling von Darjeeling-Silkes Elektrofahrrad weckte.
    Schlief ich dann noch mal ein, war es um zehn Uhr Lemmy unten im Quattro Stazzione, der mich endgültig aus den Federn holte, weil er immer pünktlich zu Geschäftsbeginn I got a friend in Jesus! spielte, weiß der Teufel, was er damit bezweckte. Vielleicht wollte er den ganzen Abdullahs ein Statement um die Ohren schleudern und die christlichen Werte des Abendlandes verteidigen. Ich schätzte mal, eher nicht, aber nach seinem jahrzehntelangen Drogenabusus konnte ich es auch nicht ganz ausschließen.
    Manchmal fragte ich mich also, ob mein Entschluss, hier in Klein-Anatolien um Asyl anzusuchen, richtig gewesen war. Aber dann sagte ich mir wieder, dass sich auf der Kärntner Straße in der City im Wesentlichen das Gleiche abspielte, nur auf einem sogenannten höheren Niveau. Dort fuhren in der Nacht Kleinbusse gegen die Auslagen von Juwelieren, um sie auszurauben, und den ganzen Abend lang schmetterten blinde Slowenen irgendwelche Arien.
    Also hatte ich es im Vergleich dazu wahrscheinlich gar nicht so schlecht erwischt.
    * * *
    Heute aber war nach dem „Tomaaaaaten, frische Tomaaaaten!“ der Abdullahs nichts mehr passiert. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin hatte mir Lemmy gestern den Gute-Nacht-Jolly ohne Darjeeling-Silkes Blasentee als Beigabe gebaut, und der musste mich in so schwere Decken gehüllt haben, dass ich in der Früh nicht einmal das Klingelingeling von Darjeeling-Silkes Elektrofahrrad hörte.
    Wie von Ferne drang nun das Läuten des Telefons an mein Ohr, ich drückte auf Grün und sagte: „Superschnüffler Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle, was kann ich für Sie tun?“
    „Ich bin’s, Guttmann!“
    Es war Guttmann, der Bulle, und er klang selbst nicht besonders ausgeschlafen. Er sagte: „Schaust du denn kein Frühstücksfernsehen?“
    Ich sagte: „Ich bin mehr der Nachmittagsfernseh-Junkie.“
    „Und wie sieht’s bei dir mit der Morgenlektüre aus?“
    „Ich lese, was am Klo herumliegt, und auch da nur die Kleinanzeigen.“
    „Dann vergiss mal Dorota und ihre polnischen Glocken! Beweg deinen Arsch vor die Tür und hol eine frische Gosse herein, falls die dort bei dir auch gratis herumliegt.“
    „In Stapeln!
    Ich wackelte wie ein alter Hund zur Tür und stieß sie mit dem Arsch auf. Draußen auf dem Abstreifer lag das Blättchen. Normalerweise schob ich es mit den Füßen zur Seite, dorthin, wo der Hund vom Nachbarn seine Geschäfte machte. Heute hob ich es auf, und tatsächlich, da stand es grün auf weiß:
    Rapid mit vier Punkten Vorsprung Meister!
    Ich war begeistert, aber die Frage musste erlaubt sein: „Deswegen rufst du mich an?“
    Er zwang sich zur Ruhe und sagte: „Weißt

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