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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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hatte, der gleiche war, der auch Danner die Eier weggeschossen hatte.
    Aber Danner wirkte irgendwie beleidigt, so, als könne er nicht verkraften, dass ihm der Wursthändler Rott den Platz auf der Titelseite der Gosse weggenommen hatte. Einem von seinen Kumpels fiel das auch auf, er versuchte ihn zu trösten, indem er Rott schlechtmachte: „Dieser Scheiß-Rott ist ja sowieso nicht hart genug aufgetreten, wenn du mich fragst. Wenn ich hier was zu sagen habe, dann sind die hier nämlich alle weg: die Scheiß-Türken und die Scheiß-Afghanen, und die Scheiß-Teeverkäuferin von da drüben auch. Und überhaupt alle Scheiß-Typen ...“
    „Und die Scheiß-Haschischfreaks auch ...“, sagte Danner ruhig.
    Das galt wohl mir, denn als er das sagte, hatte er mich im Gedränge gerade entdeckt, und plötzlich schauten mich auch die ganzen anderen Irren mit Verachtung an. Die von der Bierdosen-Abteilung mochten uns gemütliche Konsumenten weicher Drogen nämlich nicht besonders. Also wartete ich gelassen darauf, dass sich einer von denen vor mir aufbauen und mich hinauswerfen wollte und ich mich dagegen stemmen konnte. So eine kleine Rauferei zum Aufwärmen konnte mir am Beginn des Tages nur guttun, ich fühlte mich ohnehin ein wenig steif und unausgeschlafen in letzter Zeit. Aber als die Jungs ihre Schlagringe auspacken wollten, sagte der Boss plötzlich: „Geht ihr jetzt mal hinüber zum Lidl und holt mir ein paar Dosen Bier, ich hab’ Durst!“
    „Und er?“
    „Er bleibt!“
    Ich empfand das nicht als besondere Ehre, im Gegenteil. Vielleicht war es ja deshalb, weil ich ihm als Einziger Geld in die Kassen spülen würde, während die anderen immer nur mit ihm reden wollten. Tief drinnen wirkte Danner müde, wie ein alternder Filmstar, der es irgendwann satt hatte, die immer gleichen Schnurren zu erzählen – „Dann kam der Türke herein ... Dann sagte er ,Hände hoch!‘ ... Dann sagte er ‚Geld her!‘ ... Dann machte es bumm ... Dann diese Schmerzen ...“
    Als die Jungs endlich hinausgestolpert waren, bestellte ich „Einmal alle heimischen Zeitungen, für die man bezahlen muss. Und dann noch die Rizla Abadie Papers, aber die langen, bitte.“
    Er sagte: „Natürlich die langen, du Scheiß-Freak!“
    Dabei schaute er mich so komisch an, als wäre er Gehirnchirurg und könnte in meinen Kopf hineinschauen, und zwar in die Abteilung, wo die Geheimnisse wohnten. Ich legte einen Schein auf den Tresen, aber Danner ließ ihn liegen. Stattdessen fuhr er sich über den kahlen Schädel, ganz so wie Marlon Brando, als er diesen Irren im Dschungel spielte, und dann seufzte er: „Ich hab’ alles darüber gelesen.“
    Ich fragte: „Worüber?“
    „Über das Zeug, das dein Freund da drüben verkauft.“
    Ich sagte: „Über Langspielplatten?“
    Sofort kam er wieder auf Touren und schrie mich an: „Ich weiß genau, was der da drüben verkauft, ich weiß es ganz genau!“
    Wenn man mal einen Fußball in die Eier gekriegt hat oder einen schweren Tritt von der Verflossenen, dann kann man sich vielleicht ungefähr vorstellen, wie weh es tut, wenn einem die Eier weggeschossen werden. Um es mir zu verdeutlichen, legte mir Danner jetzt einen Packen Tabletten auf den Tresen und zeigte darauf. Die Botschaft war klar: Obwohl er gar keine Eier mehr hatte, musste er kiloweise Schmerzmittel fressen, um sich halbwegs durch den Tag zu schleppen, das machte sein Gesicht fahl und seinen Charakter unleidlich. Schließlich schob er sie wieder weg und sagte:
    „Dieses verdammte Haschisch ... es soll die Schmerzen lindern, stimmt das?“
    Ich hatte ehrlich gesagt nie Schmerzen, wenn ich was von Lemmy rauchte. Andererseits hatte ich vielleicht genau deshalb keine Schmerzen, weil ich es ständig rauchte. Ich hatte also echt keine Ahnung, wovon er redete, aber ich sagte: „Ja, das stimmt. Wieso fragst du?“
    Er fragte: „Kannst du mir was besorgen?“
    Plötzlich befand ich mich mitten im schönsten Drogen-Anbahnungsgespräch mit einem verdammten Rechtsextremisten. Ich wollte das nicht, aber Lemmy hatte genug zu tun, nicht völlig vom Markt zu verschwinden, weil die ganzen Neureichen alle nur noch Meth rauchten und Speed fraßen, um den ganzen Stress in ihrem Leben zu schaffen. Er war also für jeden neuen Kunden dankbar, notfalls auch für einen Glatzkopf, der den Bundesadler auf seine Schulter tätowiert hatte. Bevor ich den Spinner aber in die Kundenkartei aufnehmen konnte, musste ich ihn noch über das Kleingedruckte im Vertrag

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