Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Feindschaft?“
„Offene Feindschaft vielleicht nicht gerade. Mehr so wie Israel und Palästina.“
„Wie wenn einer im Papstgewand über dem Swingerclub einzieht?“
„Als wären wir die reinsten Schweine, nur weil wir hier Wurst verkaufen!“
Ohne dass ich sie danach gefragt hätte, holte sie einen Packen Beschwerdebriefe hervor. Ich blätterte sie durch, und sie erinnerten mich in Art und Inhalt an die Beschwerdebriefe, die seit Monaten auch bei Willi dem Schwein eingingen. Wir hatten ja immer auf „irgendwelche fanatischen Katholen-Mütter“ getippt, die in ihren renovierten Wohnungen saßen und ihren Arsch zusammenzwickten, aus Angst davor, dass ihnen ein wildes Tier was hineinstecken könnte. So ungefähr hatte uns jedenfalls Kubelka, der Gehirnschlosser, das Problem mit diesen anonymen Briefschreibern erklärt. Aber jetzt sah die Sache natürlich anders aus. Ich fragte: „Die kommen von der da drüben?“
„Darauf verwette ich meinen Arsch! Hier, riech mal!“
Sie meinte die Briefe, nicht ihren Arsch. Sie dufteten nach Jasmin und anderen Sachen, die man nur in verdammten Teehandlungen riechen konnte. Plötzlich war mir sogar, als würde ich an einem Brief eine Nuance Blasentee riechen, aber ich konnte mich natürlich auch täuschen. Sie sagte: „Der Chef war da vielleicht ein bisschen sehr einseitig in seiner Ablehnung, was die Türken betrifft. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte er ruhig auch eine Volksfront Teetrinker – nein danke! gründen können. Als hätte irgendwer darauf gewartet, dass die aus Tirol zu uns hierher zieht und Tee verkauft! Ich meine, ich hab’ selbst fünf Kinder aus den Windeln gebracht, aber sicher keines ohne Wurst! Die da drüben glaubt aber, dass die Welt ohne Wurst auskommen soll, dabei hat sie ihr Balg noch gar nicht geworfen!“
Da fiel mir der kleine Leopold ein, wie er gestern mit einem Rädchen Wurst zwischen den zwei Beißerchen ins Teahouse gekommen war. Jetzt war ich mir sicher, dass er von Rosi angefüttert worden war, ich dachte: Sehr gut! Solange es Leute wie Rosi gab, die sich und andere gesund ernährten, musste man sich um die gesunde Wurstkultur in unserem schönen Land keine Sorgen machen. Ich bestellte noch eine Leberkäsesemmel und steckte einen der Briefe ein. Man konnte da heute ja herausfinden, mit welchem Drucker die gedruckt wurden, welche Schweißperlen sich darauf befanden oder ob jemand ein Haar darauf verloren hatte usw., ganz, ganz tolle Sachen. Der Verfasser des Briefes war also praktisch schon überführt, interessehalber fragte ich noch: „Wusste denn Silke, dass der Chef mit seiner Leber so bedient war?“
Die Antwort war eindeutig: „Ja!“
Was wiederum eine recht logische Zusatzfrage nach sich zog: „Und woher, wenn ich fragen darf?“
„Von mir!“
„Ach!“
„Der Chef war ja so verzweifelt, dass er mich selbst zu ihr geschickt hat mit der Frage, ob es nicht vielleicht auch ein Kräuterchen gegen seinen schweren Leberschaden gibt.“
Ich dachte: Als hätte Tee schon mal gegen irgendwas geholfen!
„Ich hab’ sie also gefragt, ob sie was Leberstärkendes hat, was für eine Hepatitis. Oder gegen eine Hepatitis? Wie heißt das jetzt richtig?“
Ich überlegte kurz, wie das beim Fußball hieß: Waren das heute drei Punkte für den Abstieg, oder waren es drei Punkte gegen den Abstieg? Ich entschied mich für „ Gegen die Hepatitis!“ und fragte: „Hatte sie was?“
„Sie hätte einen Mariendistelkrautdingsbumstee gehabt, aber der ist so ein Teufelszeug, hat sie gesagt, fast schon eine Droge, den darf man nur sehr dosiert einnehmen, sonst verdreht es einem gleich die Augen.“
Ich dachte: Aha! Beim nächsten Mal unbedingt Mariendistelkrautdingsbumstee kaufen!
„Da hab’ ich ihr natürlich sagen müssen, dass es nicht meine Leber ist, die bedient ist, sondern die vom Chef, sonst reden die Leute ja wieder schlecht über meine Leber. Aber wie sie mir gesagt hat, dass zehn Gramm von dem Kraut 688,70 in neuem Geld kosten, hab’ ich sofort gemerkt, dass sie den Chef sterben sehen will, also hab’ ich es nicht gekauft, ich bitte Sie, 688,70 für zehn Gramm, das ist keine Leber wert, auch nicht die vom Führer.“
„Uuups!“
„Also vom Chef. Führer hat natürlich keiner zu ihm gesagt, auch wenn er das sicher gerne gehört hätte, dass wir Führer zu ihm sagen, ‚Guten Morgen, Herr Führer!‘ und so, aber gesagt hat es letztlich keiner, ehrlich. Sind ja lange vorbei die Zeiten.“
* * *
Ich hatte da
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