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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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persönlichen Freiheit. „Mein Hund beißt nicht!“, ist der Schlachtruf in dieser Stadt.
    Noch bevor ich den Toyota erreichte, war ich also von einer Bande Höllenhunde umgeben, die alle als Vorspeise die Wurst wollten, die um meinen Arm gewickelt war, als Hauptspeise mich und als Nachspeise meinen Arm. Sie versperrten mir den Weg zu meinem Toyota, sodass ich die Flucht in Richtung Lemmy hinauf zu Fuß antreten musste. Aus allen Fenstern reckten die Türkenmuttis ihre Köpfe heraus, weil sie so etwas hier noch nie gesehen und gehört hatten. Und auch Danner stand vor seinem Laden, den er gerade nach der Mittagspause wieder aufsperrte, und lächelte mir aufmunternd zu. Ich sah ihn jetzt natürlich mit anderen Augen und hätte ihm gerne „Schwulibert!“ zugerufen, aber die Hunde drängten mich in eine Seitengasse, was ihn königlich amüsierte. Dort schaffte ich es immerhin, den Wurstverband abzustreifen und unter einen schwarzen Range Rover zu werfen, da krochen dann alle darunter, und die Wurstteile flogen nur so durch die Luft. Ich dachte erleichtert: Hätten diese wahnsinnigen Mütter gewusst, dass ihre Familienhunde keine astreinen Vegetarier waren, sie hätten sie nie gekauft!
    Endlich rettete ich mich hinunter zu Lemmy, der gerade siestamäßig mit einem Stift im Mund über der Gosse brütete. Aber nicht die dramatische Schlagzeile des Tages interessierte ihn und auch nicht die Kleinanzeigen mit Dorotas polnischen Glocken, sondern immer noch sein verdammtes Kreuzworträtsel. Er sah aus wie Ozzy Osbourne beim Scheißen, so angestrengt dachte er nach. Endlich nahm er den Stift aus dem Mund und deutete mit dem Teil auf mich: „Großmacht mit drei Buchstaben?“
    Ich sagte: „ Ich !“
    Was den heimischen Zeitungskrieg anging, hatte Lemmy sich längst entschieden. Die altehrwürdige Posse lehnte er ab, weil sie etwas zu viel Druckerschwärze auf seinen weißen Schenkelchen hinterließ, wenn er in seinen kurzen Hosen damit am Klo saß. Auch was Kreuzworträtsel anging, zog er die Gosse vor. Außerdem kamen die Gedichte, die der „King of Ottakring“ in der Gosse absonderte, seinem Bedürfnis nach Schöngeistigem am Klo entgegen, jeden Morgen las er mir den Scheiß laut vor, aber heute hatte Lemmy noch nicht die Gelegenheit gehabt, also holte er Versäumtes nach, ohne dass ich ihn darum gebeten hatte. „Hör zu, Rock!"
    Türkenbanden, Drogengangs
    besetzen unser Land
    wo wird das alles enden?
    In schwarzer Türkenhand!
    Da musste Lemmy kurz kichern: „Drogengangs ... hihi.“
    Wie ein alter Mann stand er auf und ging nach hinten, dabei sagte er: „Du entschuldigst mich, ich muss mal kurz die Bewässerungsanlage ein Stückchen weiter aufdrehen.“
    Ich sagte: „Vergiss nicht den Wal umzudrehen!“
    Seine Augen glänzten und schauten mich sanft an. „Mach’ ich sowieso!“
    Auch wenn die Fettwurst nichts mit ihm redete, so hatte er wenigsten jemanden, um den er sich kümmern konnte. Er bettete sie um, damit sie sich nicht wund lag, und wenn sie schwitzte, hielt er ihr ein feuchtes Tuch gegen die Stirn. Und manchmal schaute er sie auch geil an, das war mir natürlich schon aufgefallen. Ich sagte: „Du machst doch hoffentlich nichts mit ihr, was irgendwie verboten ist!“
    Da war er dann kurz beleidigt und meinte: „Als hätte ich das nötig!“
    Sicherheitshalber begleitete ich ihn, aber es gab tatsächlich nichts zu beanstanden. Die Kleine schlief immer noch ruhig und fest, und sie hatte noch immer alle Klamotten an. Es schien, als würden die Düfte seiner Pflanzungen sie in mildem Dämmer halten, und ich dachte: Wenn ich doch nur ein bisschen mit dir reden könnte, Blume des Ostens! Vielleicht würde sich mir dann das Wesen von euch verdammten Türken erschließen. Was treibt euch an, wovon träumt ihr, was sind eure Ängste?
    Man wusste einfach viel zu wenig voneinander!
    Als wir zurückkamen, gab ich Lemmy die Papers für seine Joints. Er sagte „Danke!“, aber nicht: „Wie war dein Tag, Schatz, möchtest du etwas essen?“
    Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass ich ihn überhaupt noch nie etwas essen gesehen hatte, genauso wenig wie pissen. Irgendwann vor ein paar Jahren hatte er mal versucht, sich eine Pizza ins Quattro Stazzione liefern zu lassen, aber irgendwie hatte das nicht so recht geklappt, weil die von der richtigen Pizzeria sich von ihm verarscht gefühlt und „Schieb dir deine Pizza doch in den Arsch, du Scheiß-Freak!“ zu ihm gesagt hatten. Also ließ er es in der Folge einfach

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