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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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nicht mehr so gut auf den Beinen, die Lungen machten häufig schlapp, und das Herz hörte zwischendurch immer mal wieder auf zu schlagen. Seine schlechte Verfassung sowie das heiße Wetter und seine unbeschreiblichen Plattfüße berücksichtigend, konnte ich also damit rechnen, dass wir uns erst zur Weihnachtsfeier wiedersehen würden.
    Als ich alleine bei Danners Trafik ankam, hatte sich bereits ein Menschenknäuel davor gebildet, das es zu entwirren galt. Ich zog meine Knarre und schoss einmal kräftig in die Luft, das Publikum zerstreute sich wie erwartet in alle Richtungen, und ich hatte endlich freie Sicht auf die Dinge.
    Was ich dann sah, war aber nicht so schön, dass ich es gleich malen wollte: Danner stand verschwitzt in kurzen Hosen und mit nacktem Oberkörper in der Tür zu seinem Laden und hatte immer noch seinen Schießprügel in der Hand. So stolz, wie er noch gestern damit herumgewackelt hatte, war natürlich klar gewesen, dass er ihn irgendwann verwenden würde, und keine drei Meter von ihm entfernt lag jetzt einer im grünen Trainingsanzug mit leichten Einsprengseln von Rot und Weiß auf der Straße herum, wobei das Rot vom vielen Blut immer dominanter wurde, und wenn ich eins und eins zusammenzählte, dann hatte Danner etwas damit zu tun. Ich richtete also meine Luger auf ihn und fragte, was man in so einer Situation halt so fragt: „Warst du das, Arschloch?“
    Ich hätte die Sache jetzt schnell und alleine zu Ende bringen können, aber nun kam die erste Streife mit Blaulicht und Höllenlärm um die Ecke gebogen, und es passierte, was immer passiert, sobald ein paar zu viel von uns Menschenkindern auf einem Haufen zusammen sind: Fehler.
    Diese verdammten Idioten sprangen nämlich aus ihren Autos und richteten ihre Knarren auf mich. Es dauerte dann eine halbe Ewigkeit, bis Guttmann endlich doch noch angekeucht kam, und selbst wenn man seine Plattfüße, die Hitze und sein Übergewicht berücksichtigte, musste er sich meine drängende Frage gefallen lassen: „Verdammt, wo warst du?“
    Mit einem kaum hörbaren „Kriminalpolizei!“ aus dem trockenen Mund und der Dienstmarke in der Hand brachte er endlich wieder etwas Struktur in das ganze verdammte Chaos, und bald wusste wieder jeder halbwegs, wer zu den Guten gehörte und wer zu den Schlechten. Seine Verspätung entschuldigte Guttmann damit: „So ein verdammter Freak hat mich umgerannt!“
    Ich sagte: „Du wiegst 120 Kilo! Wer um alles in der Welt sollte dich umrennen?“
    Er sagte: „Werd jetzt bitte nicht persönlich, okay!“
    So weiß, wie er nun im Gesicht war, und so schwer, wie er atmete, war es vielleicht keine gute Idee, ihm den Toten zu zeigen. Aber schließlich war er der Bulle, und wer sollte sich sonst darum kümmern? Erwartungsgemäß war er nicht begeistert: „Heilige Scheiße! Wo ist denn sein Gesicht?“
    Ich sagte: „Das muss noch irgendwo da herumliegen.“
    Gutti schnauzte ein paar Streifenbullen an, dass sie endlich den Tatort sichern sollten, und dann gingen wir zu Danner, der noch immer mit seiner Waffe in der Hand vor seinem Laden herumstand. Gutti nahm sie ihm ab und legte ihm die Handschellen an, ohne dass der sich wehrte, dann fragte auch er, was man halt so fragt: „Warst du das, Arschloch?“
    Danner bestritt erst gar nicht, dass er das gewesen war. Aber er war seltsam reserviert, wie mir gleich auffiel, und konnte sich über seinen finalen Sieg gar nicht richtig freuen: „Ja, das war ich! Aber der Scheiß-Türke hat mich überfallen, also ...“
    Weil ich ein neugieriger Mensch war, fragte ich, wie er sich denn sicher sein konnte, dass es ein Scheiß-Türke war, den er da umgelegt hatte, und seine Antwort kam klar und deutlich: „Liest du denn keine Zeitung, du Arsch?!“
    Es sprach tatsächlich einiges dafür, dass es der aus der Zeitung war. Der Tote trug ja netterweise immer noch den gleichen Trainingsanzug, in dem er vorgestern fotografiert worden war; seine Gestalt war wie auf dem Foto breit und gedrungen; seine Faust war wie aus einem Felsen herausgebrochen, sein Ärmel steckte voller Dynamit; die Haare waren schwarz und dicht. Also war für Guttmann die Sache genauso klar wie für Danner: „Sieht aus wie ein Türke, riecht wie ein Türke, ist ein Türke.“
    Nur für mich roch das alles nach Gosse . Ich erinnerte mich nämlich an den Anruf, den Danner gestern erhalten hatte, als ich bei ihm war, und erzählte Guttmann davon: „Wie alle ordentlichen Südländer legt Danner ab zwölf Uhr eine Siesta

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