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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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überfallen hat?“
    „Türke oder Tschetschene, scheißegal! Hauptsache Ausländer!“ Tatsächlich hatte das Land, was Ausländer betrifft, eine lange Liste fragwürdiger Entscheidungen der Justiz angesammelt: zu Tode gekommene Asylwerber, deren Tod nie untersucht wurde; verprügelte Neger, die dann immer selbst daran schuld gewesen sein sollten; erstickte Drogensüchtige, auf die man sich so lange draufgesetzt hatte, bis ihnen buchstäblich die Luft ausging. Und immer kamen die Täter aus dem Schlamassel raus, ohne dass ihnen am Zeug geflickt wurde.
    Danner würde es also nicht viel anders ergehen.
    Die Mädels um Big Bärbel saßen wie immer auf ihrer Bank, hatten Kuchen und Wein ausgepackt, dazu Mayonnaise und Gurken. Ein typisches Schwangerencamp. Auch wenn nicht alle schwanger waren, aßen sie doch alle aus Solidarität mit der, die schwanger war, als ob sie selbst schwanger wären.
    Um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, legte ich das Säckchen Gras, das ich noch bei mir hatte, auf den Tisch. Big Bärbel kannte mich natürlich, und sie kannte auch die Natur der Männer. Noch nie hatte ihr einer etwas gegeben, ohne dass er etwas dafür wollte, also fragte sie: „Was willst du dafür?“
    Ich legte den Schuldschein auf den Tisch und fragte: „Kennt ihr den Issik Alejew?“
    Bärbel sagte: „Und ob!“
    Sie schaute an sich hinunter, dorthin, wo ihr Fett quoll und wo unter ihrem Fett die Frucht ihres Leibes heranwuchs, sie sagte: „Ist der Vater von denen.“
    Ich wollte es noch mal hören: „Sagtest du, von denen ?“
    „Ja. Es werden Zwillinge!“
    „Dann müssen die kleinen Alejews aber ohne Vater aufwachsen.“
    „Die kleinen Tschertes! Sie heißen wie ich!“
    „Aber hallo!“
    Ich hatte bisher nicht gewusst, dass Big Bärbel Tscherte hieß, aber es sah so aus, als habe sie diesmal wirklich ganz tief in den Dreck hineingegriffen, und ich erklärte ihr kurz, warum. Nicht nur, dass der Vater ihrer Kinder tot war, sie hatte jetzt auch noch seine Schulden am Hals, jedenfalls jene, für die sie bürgte. Verständlich also, dass wir auf ihre Tränen vergeblich warteten, stattdessen sagte sie: „Ich hoffe, dass es ein langer und schmerzhafter Tod war.“
    Dass ihr Stecher leiden musste, das konnte ich ihr dann allerdings nicht garantieren, so ein Schuss ins Gesicht führte in der Regel zu einem schnellen und schmerzfreien Tod. Aber ich konnte ihr wenigstens versichern, dass er nicht gut aussehen würde, wenn er bald irgendwo zu Grabe getragen wurde, kleiner Nachsatz: „Falls sich überhaupt jemand für seinen Leichnam interessiert.“
    „Ich nicht!“
    Big Bärbel lehnte das nicht nur wegen der zu erwartenden hohen Begräbniskosten ab, sie war einfach insgesamt enttäuscht von ihm und wollte ihn nicht mehr sehen, sie sagte: „Der Arsch hat sich seit einer Woche nicht mehr bei mir gemeldet, also soll er verfaulen, wo der Pfeffer wächst!“
    Nichts war schlimmer als enttäuschte Frauen. Sie konnten so schwer verzeihen und ritten oft noch Jahre, nachdem man sie längst verlassen hatte, darauf herum, wenn man sie mal zufällig irgendwo auf der Straße traf. Und wehe, man schaute dabei glücklich aus der Wäsche! Dass man genau deshalb glücklich war, weil man sie verlassen hatte, das kapierten sie einfach nicht.
    Jetzt, wo dem Issik aber alle Ablehnung der Welt entgegenschlug, wollte ich irgendwie nicht, dass sein Leben so vollkommen sinnlos rüberkam, also sagte ich: „He, Leute! Immerhin hat er Rott, dem braunen Arschloch, das Licht ausgeblasen. Wir müssen ihm also auch alle irgendwie dankbar sein. Und wer weiß, ob er nicht seine guten Seiten an die da drinnen weitergegeben hat.“
    Ich deutete auf Bärbels Bauch, und sie schniefte: „Ja, da hast du recht. Vielleicht werden sie ja mal gute Boxer.“
    Das brachte mich endlich auf den eigentlichen Grund unseres Besuchs: „Hat denn der Issik geboxt?“
    Big Bärbel wollte davon nichts mehr wissen, aber eine ihrer Freundinnen klärte uns netterweise auf: „Der Issik hat drüben im Grosny Gym geboxt, und er brauchte dringend einen Satz neuer Boxhandschuhe. Mit denen wollte er nächste Woche drüben im Einkaufszentrum von dem Lugner einen Kampf bestreiten – Bummbumm-Issik gegen weiß der Teufel wen, ein paar andere Idioten halt, die sowieso den ganzen Tag im Keller auf einen Sandsack eindreschen, als Preisgeld hätte es hundert Euro gegeben.“
    Hier hakte sich Big Bärbel wieder in die Veranstaltung ein: „Hundert Euro! Ich hab’ den Spinner also

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