Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Schlafengehen spritzte.“
Ich fragte: „Aber ist der nicht daran gestorben?“
Lemmy sagte: „Michael Jackson schon, aber die hier hat mehr Substanz.“
Wir hielten uns dann wieder vorne in seinen Verkaufsräumlichkeiten auf, wo er einen alten Computer stehen hatte, der ihn über ein langes Kabel mit der großen weiten Welt verband. Ich schätzte mal, dass Lemmy damit sein abartiges Sexleben gestaltete und darin nach Woodstock Amateurs oder ähnlichen Ludern suchte, denen er es vor seinem Bildschirm richtig besorgen konnte, jedenfalls wusste er sofort wieder mehr als wir: „Ich such’ jetzt mal auf Pornopedia, okay? Das ist so eine einschlägige Website, auf der alles Wissenswerte über die Pornoindustrie gesammelt ist.“
Ich sagte: „Dann such mal!“
Er fütterte die Einschlägige mit ein paar Schlagwörtern, dann setzte er seine Lesebrille auf und schaute ein paar Augenblicke lang genau hin, bevor er sie wieder abnahm und „Uh!“ sagte.
Ich fragte: „Was ist?“
Lemmy drehte seinen Bildschirm zu uns, und dann sahen wir da ein paar Fotos von einer Art anatolischem Ziegenhirten, der im Leben nicht weiter aufgefallen wäre, wenn er nicht ...
„Du meine Güte, ist das ein Hengst?“, fragte Guttmann schließlich, der nun sein Telefonat beendet hatte und wieder zu uns gestoßen war. „Das muss doch wehtun!“
Aber Lemmy meinte: „Ihm nicht.“
Zu dem Foto vielleicht nur so viel: Was der Kerl da in der Hose hatte, das hatte Onkel Fritz aus St. Pölten nicht, so ist kein Einheimischer gebaut. Und was das für den Fortbestand unserer schönen Nation hieß, das konnte man sich vorläufig nur denken. Ich sagte: „Kein Wunder, dass die Kleine da hinten noch ein paar Tage überlegen wollte, ob sie sich vom Üzgür vernaschen lässt!“ Aber Lemmy wusste es wieder besser: „Kein Wunder, dass sie noch ein paar Tage überleben wollte. Schließlich ist sie noch Jungfrau!“
Die „Wieso weißt denn du das?“-Frage konnte ich mir in diesem Fall sparen.
Lemmy fand dann Folgendes für uns heraus: Ein paar gewiefte Geschäftsleute aus Istanbul, die ihre Hammel in Anatolien grasen ließen, bevor sie diese in Istanbul verkauften, hatten den Kerl vor einem Jahr beim Ziegenhüten entdeckt. Sie hatten ihn Das Schwert des Ostens genannt und zunächst auf einem Jahrmarkt in Istanbul ausgestellt, wo man ihn gegen ein kleines Entgelt anschauen, aber nicht anfassen durfte. Bald aber war ihnen eingefallen, dass es da ja ganz andere Möglichkeiten gab. Guttmann wollte es genau wissen und fragte:
„Was denn für Scheiß-Möglichkeiten?“
Lemmy: „Sie haben angefangen, Filme mit ihm zu drehen, und sie auf ihre bezahlpflichtige Website gestellt: Das Schwert des Ostens fickt hier, Das Schwert des Ostens fickt dort, es fickt dies und es fickt das. Man kriegte den Eindruck, dass erstmals in der Geschichte der Menschheit ein Türke alles ficken konnte, was er wollte. Das kam bei den Türken, die noch nicht viel gesehen hatten von der Welt und oft nur die eigene Schwester kannten, natürlich besonders gut an, und jeder von denen sollte sich denken: Das Schwert des Ostens kriegt die alle nur, weil er so gut gebaut ist, und bald wollten sie das auch.“
Man kennt das aus dem weiten Feld der Werbung: Hüpft einer in den See hinein, hüpfen alle anderen nach. Ich sagte: „Wie Ümit und Üzgür, die auch darauf angesprungen waren.“
Lemmy sagte: „Genau. Der tiefere Sinn dahinter ist natürlich ein wirtschaftlicher, ihr Konzept ist ein mehrgliedriges.“
Mein Einwand dagegen lautete: „Sag bitte in diesem Zusammenhang nicht mehrgliedrig, okay? Sag einfach mehrteilig.“
„Okay. Das Schwert des Ostens ist mittlerweile ein Riesenimperium mit zahlreichen Franchisenehmern in praktisch allen Ländern, in denen Türken leben. In sogenannten Flagshipstores verkaufen sie alles mögliche Zeug, mit dem sie die Burschen anfixen, das ist der erste Teil der Verwertungskette. Als letzter Schritt werden überall, wo es diese Flagshipstores gibt, Schönheitskliniken aufgekauft, wo gleich vor Ort geschnipselt werden kann. 5000 Euro per Operation, bar auf die Kralle, da kommt ganz schön Kleingeld in die Kasse. Die Leute, die hinter der Sache stecken, hüten jedenfalls keine Schafe mehr oder rühren irgendwo die Soße in ihrem Kebab-Stand. Sie haben es sogar schon aus der Trainingshose heraus in normale Kleidung geschafft. Ein Aufstieg, wie er nur noch der englischen Mittelschicht nach der industriellen Revolution zuteilgeworden
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