Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
ein und sperrt die Bude bis 15 Uhr zu. Normalerweise! Aber heute hätte er noch einen Pressetermin gehabt, den er gestern per Telefon mit einer Lady vom Deutschen Fernsehen vereinbart hatte, und zwar für zwölf Uhr. Genau der Zeitpunkt also, zu dem der Schuss fiel. Ich sehe hier aber keine vom Deutschen Fernsehen, du vielleicht?“
„Ich auch nicht.“
Ich erinnerte ihn weiters an den Anruf, der vorgestern in der Wursthandlung Rott eingegangen war, was eine hundsgemeine Falle gewesen war, und so konnte ich mir plötzlich vorstellen, dass der Kerl, der da auf der Straße herumlag, auch in eine Falle gelockt worden war.
Guttmann schmeckte das natürlich gar nicht: „Aber er hat ihn doch überfallen und Geld von ihm verlangt!“
„Ich sage ja nicht, dass er die Hürriyet bei ihm kaufen wollte! Mich würde halt interessieren, wie er das Geld von ihm verlangt hat.“
Wir gingen zu Danner hin, und ich bat ihn um eine ehrliche Antwort auf meine einfache Frage: „Was hat der Türke genau zu dir gesagt, als er hereinkam?“
„Geld.“
„Nur ‚Geld‘?“
„Nein. ‚Du Geld.‘“
„Okay. Und hat er das ‚Du Geld‘ mit einem Rufzeichen hinten dran ausgesprochen oder vielleicht eher mit einem Fragezeichen?“
Danner ging langsam die Hutschnur auf: „Was sind denn das für Scheiß-Fragen?“ Und an Guttmann gerichtet: „Mit dem red’ ich sowieso überhaupt nicht! Weißt du eigentlich, dass der ein Dealer ist?“
Guttmann sagte: „Ja. Und wenn mir mein Arsch noch länger wehtut, dann überlege ich mir sogar, mir auch was zu kaufen, denn das Zeug lindert den Schmerz und soll die Nerven beruhigen. Hab’ ich jedenfalls gehört.“
Die paar unschuldigen Streifenbullen, die um uns herumstanden, wussten jetzt wieder ein bisschen mehr von der Welt, als sie eigentlich sollten. Sie schauten beschämt zu Boden, den sie mit ihren Schuhen bearbeiteten. Ich klopfte ihnen auf die Schultern und steckte ihnen jeweils eine Packung zum Probieren in die Brusttasche, dann sagte ich: „Ist für euch, Jungs! Aber nicht alles auf einmal, okay?“
„Okay!“
Ich nannte ihnen noch die Lieferkonditionen und gab ihnen Name und Adresse der Bezugsquelle. Dann schob ich Danner einen Finger in die Nase hinauf und schaute ihm dabei streng in die Augen, die überraschend schön waren, jetzt, wo er sie so weit aufriss. Ich sagte: „War es ein Fragezeichen oder ein Rufzeichen? Sprich, Elender!“
Endlich fand der Spinner den Teil seines Gehirns wieder, in dem die Wahrheit wohnte: „Ich glaube, er hat ‚Du Geld‘ gesagt und ein Fragezeichen hinten drangehängt.“
Ich bohrte weiter: „Und wirkte er dabei vielleicht sogar ein bisschen unsicher? Gebückt und defensiv möglicherweise wie einer von diesen Bettlern, die an jeder Straßenecke herumstehen und einem immer so auf den Sack gehen mit ihrem ‚Du Geld?‘?“
Er sagte: „Na ja, ja! Eigentlich hat er mich wie ein verdammter Hosenscheißer nach Geld gefragt.“
Danner war jetzt fast beleidigt, weil er gar nicht richtig überfallen worden war, wie er zugeben musste. In Hinblick auf seine Verteidigung würde er sich da natürlich was überlegen müssen, wenn er den Räuber nicht als Monster darstellen konnte, sondern als besseren Bettler beschreiben musste, als eine Art Mutter Teresa der Räuberei. Das würde den Richter dann sicher auf die Frage bringen, die auch ich ihm jetzt stellte: „Und wieso hast du ihn dann erschossen, du beschissener Idiot?“
Danner sprang nicht gerade vor Freude in die Luft, als ich ihn auf dieses kleine Problem seiner Verteidigung aufmerksam machte, aber ich konnte ihn wenigstens mit der Aussicht trösten, dass er im Knast von den ganzen Ausländern ganz sicher ordentlich in den Arsch gefickt werden würde, so hübsch, wie er in seiner Nazimontur aussah. Dann sagte Guttmann: „Führt ihn ab!“
Ich war zufrieden mit Danners Antwort und erklärte Gutti, warum: „Wenn der Kerl ein elender Räuber war, dann hätte er das Geld mit ganz vielen Rufzeichen verlangt, mit etwas mehr Nachdruck, verstehst du? Er aber hat nur ‚Du Geld?‘ gefragt, als ob er gar nicht recht wusste, ob er hier auch richtig war, stimmt’s?“
„Scheiße, ja!“
„Also wurde er hierher geschickt, um sich das Geld abzuholen, das man ihm woanders versprochen hatte.“
„Aber von wem? Und wofür?“
„Von seinem Auftraggeber, für den er Rott ermordet hat. Gutti! Ich glaube mittlerweile, dass hier nur die Waffe herumliegt, aber nicht der wirkliche Mörder. Der
Weitere Kostenlose Bücher