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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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achtete darauf, dass sie seinen Blick spürten.
    Im Salon zerstreuten sich die Ritter. Der Kanzler blieb unbefangen in Dauras’ Nähe und geleitete ihn an einen Tisch. »Bedienen Sie sich«, sagte er und wies auf die Getränke. Dann hieß er seine Gäste noch einmal willkommen. Er sprach von ihrer gemeinsamen Arbeit, der Einheit des Reiches und der Zukunft.
    Nichts regte sich auf den Straßen vor dem Haus.
    Dauras fragte sich, ob sein Misstrauen ihn etwa irreleitete, ob er nur deswegen hinter den Gesten des Kanzlers etwas wahrnahm, weil er es wahrnehmen wollte .
    Der Kanzler ging durch den Saal und sprach mit den Gästen. Er bot Pfeifen und Tabak an. Dauras richtete seine Wahrnehmung misstrauisch auf die Flaschen und Karaffen vor ihm.
    Kanzler Arnulf kehrte zu ihm zurück. »Wie ich sehe, scheint die Auswahl der Getränke Sie nicht zu überzeugen«, stellte er fest. »Dieser Wein   …« Er wies auf eine Karaffe. »… aus Gredan, zum Beispiel, aus der Zeit vor der Spaltung. Aber zum Glück habe ich etwas weit Kostbareres zu kredenzen.«
    Bei diesen Worten hob er die Stimme. Die Gäste in der Nähe verstummten und blickten zu ihm hin. Er ging auf die holzgetäfelte Wand zu und schob eine mit verschnörkeltem Schnitzwerk verzierte Platte zurück.
    Dahinter kam ein Fach mit einer kunstvoll gearbeiteten Kassette zum Vorschein. Eine kleine Flasche lag darin, in Samt gepolstert. Dauras bemerkte es schon, noch bevor Arnulf das Kästchen öffnete. Der Kanzler löste das Fläschchen behutsam aus der Polsterung.
    »Meine Herren!«, hob er an. »Heute könnt Ihr Zeugen eines kleinen Wunders werden. Und ich fürchte, ein Wunder ist nötig, um einen Streit beizulegen, von dem der ein oder andere in diesem Raum bereits gehört haben mag.«
    Er sah Dauras an und lächelte. Es war still geworden im Salon. Dann und wann hörte man einen der Gäste an der Pfeife ziehen.
    »Der Leibwächter unserer geliebten Kaiserin ist mir in der Vergangenheit leider oft mit Misstrauen begegnet«, fuhr der Kanzler fort. »Das hat mich sehr in Bedrängnis gebracht, denn Ihre Majestät hat mir die Aufgabe erteilt, in ihrem Reich für Frieden zu sorgen. Wie könnte ich dieser Aufgabe gerecht werden, wenn ich nicht einmal mit dem Mann Frieden halten kann, der ihr am nächsten ist?
    Ich werde also vor dieser Gesellschaft und vor dem südländischen Mönch, der mir misstraut, darlegen, wie viel ich zu geben bereit bin für den Frieden und die Einigkeit im Reich. Und zeigen werde ich dies hiermit!«
    Er hob das Fläschchen. Es bestand aus einem geschliffenen Kristallglas und erinnerte an einen Diamanten. Der Kanzler drehte es. Dauras schnaubte verächtlich.
    Was für ein billiges Schauspiel ist das jetzt? »Wie Ihr wisst, meine Herren«, sagte der Kanzler, »konnte ich eine neue Zauberkundige für den Hof gewinnen. Sie kennt das Rezept für einen Theriak, ein Allheilmittel, das gegen alle Gebrechen hilft.«
    »Magie?«
    Dauras bekam nicht mit, von wem dieser Zwischenruf kam. Aber er merkte, wie die Stimmung im Saal sich veränderte. Bei einem Teil der Gäste wuchs die Erwartung, andere wurden unruhig. Manche wirkten empört.
    »Bei Bponur!«
    »Das ist Alchemie!« Dauras erkannte die Stimme von Eutychus von Eiselstein, dem Vertreter der geistlichen Ritterorden in der Hauptstadt. »Das muss ich mir nicht anhören. Kommt!«
    Er rief den Befehl in den Raum hinein und machte brüsk kehrt. Die meisten der geistlichen Gäste und auch einige andere folgten ihm. Dauras hörte gemurmelte Drohungen.
    Der Kanzler lächelte ungerührt. Er sprach zu den Gästen, die geblieben waren. »Ein umstrittenes Thema«, sagte er. »Ich weiß. Doch zum Glück haben wir hier im Westen einen etwas weiteren Horizont als unsere Brüder in Barrat. Ich ließ unsere Hofmagierin also den Trank bereiten. Allein die Zutaten haben mich ein Vermögen gekostet. Doch was bedeutet Gold gegen die Freundschaft unter den Freunden der Kaiserin?«
    Er wandte sich Dauras zu und hielt ihm das Fläschchen hin. »Ich habe also beschlossen, dass dies mein Friedensgeschenk für Sie sein soll. Ich will mit Ihnen gemeinsam diesen Theriak teilen, ein paar Tropfen nur, doch fast so wertvoll wie eine Grafschaft. Mein Opfer für den Frieden im Reich.«
    Dauras schnaubte. Fast hätte er laut aufgelacht. »Nein danke«, sagte er. »Ich fühle mich nicht krank.«
    »Sie sind zu bescheiden.« Die Stimme des Kanzlers schnurrte. »Auch ich habe zu meiner Zeit das Schwert geschwungen. Nicht so oft wie Sie, möchte

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