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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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leider früh mein Haupthaar genommen. Also bedecke ich meinen Kopf jetzt mit Tuch.«
    Die Einheimischen kümmerten sich nicht um seine Antwort. Nach und nach kehrten sie zu ihren eigenen Gesprächen zurück. Aruda saß beklommen da, die Hände im Schoß gefaltet. Die Wirtin stellte zwei Krüge vor sie hin.
    Dauras runzelte die Stirn. Er hatte das Gefühl, dass er etwas sagen sollte, den Inhalt seiner Kiepe auf dem Tisch ausbreiten und anpreisen. Stattdessen malte er sich aus, wie er den zu Scherzen aufgelegten Bauern neben sich packte, ihm ins Gesicht schlug und Kauf-meinen-Honig! brüllte. Er versuchte, das Bild aus dem Kopf zu kriegen. Aber es war ein zu verlockender Gedanke.
    Aruda nippte an ihrem Bier. »Wir haben Honig von Tannen«, sagte sie. »Das habt ihr bestimmt nicht im Dorf. Ihr solltet ihn kosten.«
    »Ne«, sagte der Mann neben Dauras. »Wir haben nur Honig von Bienen, das ist wahr.«
    Dauras ballte die Fäuste unter dem Tisch und wandte seine Sinne dem Scherzbold zu. Kauf-meinen-Honig ! Er lächelte unter seiner Kapuze und hielt sich mit Mühe zurück.
    »Vielleicht solltet ihr’s beim Ritter versuchen, wenn euer Honig gut ist«, warf der Mann neben Aruda hilfsbereit ein. »Der kauft auch auswärts.«
    Dauras horchte auf. »Wo sitzt der denn? Wir haben keine Burg gesehen, als wir zum Dorf gekommen sind.«
    »Hinterm Wald.« Der Bauer wies unbestimmt in eine Richtung.
    »Und eigene Bienen hat er außerdem«, sagte ein anderer.
    »Und Tannen«, fügte der Witzbold von vorhin hinzu.
    »Kommen oft auswärtige Händler hier durch?«, fragte Aruda.
    »Neee«, erwiderte der Bauer. »Die Straße ist weit genug weg.«
    »Zum Glück«, warf ein weiterer ein. »Die bringt nicht nur Händler, sondern noch mehr seltsames Volk. Wie die Soldaten vor zwei Tagen.«
    »Soldaten?«, fragte Dauras.
    Der Bauer, der ihm gegenüber saß, sah ihn an. Misstrauisch kniff er die Augen zusammen, doch dann schüttelte er den Kopf. »’ne ganze Schar aus der Hauptstadt. Legion. Kaiserliche. Stell dir vor, so ’n Blinder hat ’ne Prinzessin entführt, erzählen die.«
    Ein paar der Männer lachten.
    »Und es kommt noch dicker!« Einer der Bauern prustete. »Da war so ’n Jüngling dabei, der beste Schwertkämpfer vom Hof des Kaisers. Die Frau, die bei den Kriegern war, hat erzählt, der will den Blinden herausfordern. ›Der wird den feigen Mädchenräuber schon in die Schranken weisen‹, meinte sie.«
    »Die sind verrückt in der Hauptstadt, was?«, befand ein anderer am Tische.
    »Aber Gold ham ’se«, wandte einer ein. »Zehn Goldmark, wenn wer den Blinden sieht und meldet.«
    »Dieser beste Schwertkämpfer aus der Hauptstadt«, fragte Dauras. »Wie war sein Name?«
    Seine Stimme war so kalt, dass das Lachen am Tisch verstummte. Die Bauern schauten verwirrt.
    »Keine Ahnung.«
    »Nie gehört.«
    »’n Ritter von Ledingen. ›Merkt euch den Namen‹, sagt die Frau.«
    Aruda legte Dauras beruhigend die Hand auf den Arm. »Was hast du?«, flüsterte sie. Es war so leise geworden in der Stube, dass ihre Stimme laut klang.
    Dauras stand langsam auf. Ein paar der Bauern taten esihm gleich. Dauras schlug die Kapuze zurück und drehte den Kopf, wie um den Blick über die Runde schweifen zu lassen.
    »Bitte«, flehte Aruda. »Was ist mit unserer Tarnung?«
    Einer der Bauern lachte auf. »Schaut her   – ein Blinder! Und der Knabe daneben soll wohl eine Prinzessin sein!«
    Keiner lachte mit. Die Bauern blickten von Dauras zu Aruda.
    »Na ja«, räumte einer ein. »Den Blinden gibt’s also wirklich. Aber keine Ahnung, warum der ’ne Herausforderung für ’nen Ritter sein soll.«
    Dauras konzentrierte sich. Er hob die Faust, holte aus und trieb sie durch die mehr als einen Zoll dicke Tischplatte. Das Holz barst, Bierkrüge und Teller flogen zur Seite. Das zerschlagene Brett hing schräg in der Oberfläche des Tisches.
    »Das«, sagte Dauras, »tue ich mit meinen Händen. Mit dem Schwert spalte ich Schilde und Rüstungen. Ich werde diesem Ritter aus der Hauptstadt zeigen, wen er herausgefordert hat   – Dauras, einen Meister aus dem Tempel des Schwertes in Sir-en-Kreigen.« Er grinste den Bauern neben ihm an. » Den Namen solltet ihr euch merken.«
    »Hm, nichts für ungut, Mann.« Der Bauer stieg hastig über die Bank. »Wir ha’m nur erzählt, was die Fremden gesagt haben.« Er verließ den Raum.
    Die Schankstube leerte sich rasch. Dauras sah die Bauern an, die noch hier waren. »Was ist?«, fragte er. »Wer die zehn

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