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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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nehmen.«
    Der Ritter blinzelte. »Nun, ich habe etwas anderes gehört. Was den Sinn für die Pflicht angeht, meine ich. Dass die Geschichte um die Entführung nicht ganz stimmen kann, habe ich mir allerdings gedacht. Die Bauern haben mir berichtet, wie ihr hereingekommen seid und wie ihr miteinander umgeht. Wenn es eine Entführung gab, dann in gegenseitigem Einvernehmen.« Er nickte und wandte sich wieder an Aruda. »Doch damit stecken wir in der Zwickmühle, Eure Hoheit.«
    »Ihr steckt in der Zwickmühle«, sagte Dauras. »Mir ist es egal, wie Eure Entscheidung ausfällt. Aber ich warte nicht lange darauf. Es gibt einen Trupp Soldaten, den ich finden muss.«
    Der Ritter seufzte. »Ich muss zugeben, ich habe wenig Lust, das Leben meiner Männer und meiner Familie auf Spiel zu setzen für die Intrigen und die Launen dieses Kaisers. Ich fürchte, in dieser Geschichte ist keine Ehre zu gewinnen, wie auch immer es ausgeht, und wir haben andere, ernsthafte Probleme hier an der Grenze.«
    Er sah Dauras an. »Ihr sagt, Ihr sucht den Ritter, der euch gefordert hat. Meinetwegen. Gebt mir Euer Ehrenwort, dass Ihr Euch stellen wollt, dann könnte ich Euch vermutlich ziehen lassen.«
    »Stellen!« Dauras lachte auf. »So kann man es vielleicht nennen. Ihr habt mein Wort, dass ich sogleich diese Soldaten aufsuche, die nach mir gefragt haben.«
    »Damit werde ich mich zufriedengeben. Die Männer des Kaisers wollten Euch, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen dafür gesorgt, dass sie Euch bekommen. Damit ist meine Pflicht erfüllt, was auch immer Bponur daraus machen mag. Ich hoffe, Ihr haltet Euer Wort.«
    Dauras nickte. Er reichte Aruda die Hand. »Kommt«, sagte er. »Lasst uns unser Schicksal suchen.«
    Sie zögerte.
    Der alte Ritter sprach sie noch einmal an. »Hoheit«, sagte er leise. »Ich will diesen Kampf nicht. Aber als Ritter   … Niemand soll mir vorwerfen, dass ich eine Dame im Stich lasse. Ich frage Euch also noch einmal, und dieses Mal ohne Druck und Drohung: Wollt Ihr mit diesem Mann gehen, oder sollen wir Euch in unsere Obhut nehmen? Wenn Ihr es wirklich wollt, wenn Ihr selbst es wollt   … dann werden wir sehen, was wir tun können, um Euch heimzubringen.«
    »Heimbringen«, sagte Aruda bitter. Sie sah zu dem Ritter auf, dann zu Dauras und wieder zu dem Ritter. Ein schmerzerfüllter Ausdruck trat in ihre Augen. »Ich würde gern bei Euch bleiben   – wenn Ihr mir unter Eurem Dach Zuflucht gewährt und mich nicht zu meinem Vater zurückschickt.«
    »Kind!« Der Ritter sah sie erschrocken an. »Wollt Ihr meine ganze Familie auslöschen? Meine Burg besteht aus einer Palisade und einem Erdwall. Wie könnte ich mich gegen den Kaiser stellen?«
    Aruda schüttelte den Kopf. »Dann lasst uns ziehen«, sagtesie. »Dann bleibe ich bei diesem Mann, weil er als Einziger nie nach der Gefahr gefragt hat, sondern mich einfach nur beschützt. Um meinetwillen, nicht für meinen Vater oder für meinen Rang oder für seine Ehre.
    Er ist der Einzige, der das je für mich getan hat.«

20.10.962 – ÖSTLICH VON REPPELEN
    D auras und Aruda folgten der unbefestigten Nebenstraße, über grüne Hügel und weite Wiesen. Es war warm geworden, fast ein Spätsommertag, wie der Oktober sie in manchen Jahren noch einmal brachte. Ein lauer Wind trug den Duft von Gras heran, von Herbstjasmin und spätem Flieder. Zu ihrer Linken erstreckte sich ein Wald, und Dauras spürte, dass dort überall Krieger lauerten. Er lächelte zufrieden in sich hinein.
    Seit Tagen suchten sie nach den Soldaten aus der Hauptstadt, und die Hinweise hatten Dauras erst nach Reppelen geführt und von da aus parallel zur Handelsstraße nach Osten.
    Die Krieger im Wald bewiesen Dauras, dass er sich in die richtige Richtung bewegte. Ohne Zweifel gehörten sie zu den Legionären   – und ihre Zahl zeugte davon, dass der freche Ritter nicht allzu viel Vertrauen in seine Fertigkeiten setzte.
    Aber die Verstärkung aus dem Hinterhalt würde ihm nichts nutzen, schwor sich Dauras.
    Er peilte den Punkt an, wo der Trupp aus dem Wald kommen würde, und beschloss, einfach früher dort zu sein.
    In dem offenen Gelände schritt er schnell aus und merkte bald, wie die Krieger zurückblieben und außer Reichweite seiner Sinne gerieten.
    Aruda musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten. »So warte doch!«, rief sie. »Warum rennst du mit einem Mal los?«
    »Weniger plaudern«, sagte Dauras, »mehr Atem.«
    »Wenn es wenigstens etwas gäbe, was die Eile lohnt!«
    »Zu einem

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