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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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müssen. Lord Otori ist ein guter Mann.«
    »Ich bin es müde, das zu hören. Ich weiß, dass er ein guter Mann ist. Ich sage nur: Er wird mich nie lieben.« Ich wusste, dass sie mir ins Gesicht sah. »Aber ich weiß auch«, fuhr sie fort, »dass Liebe nicht für unsere Klasse bestimmt ist.«
    Ich war es, der jetzt zitterte. Ich hob den Kopf und unsere Blicke trafen sich.
    »Warum empfinde ich sie dann?«, flüsterte sie.
    Ich wagte nicht zu sprechen. Die Worte, die ich sagen wollte, schwollen in meinem Mund riesig an. Ich konnte ihre Süße und ihre Kraft kosten. Wieder glaubte ich sterben zu müssen, wenn ich sie nicht besitzen konnte.
    Die Trommeln schlugen. Die Feuer loderten. Shizuka sagte aus der Dunkelheit: »Es wird spät, Lady Shirakawa.«
    »Ich komme«, sagte Kaede. »Gute Nacht, Lord Takeo.«
    Ich erlaubte mir nur eines: ihren Namen auszusprechen, wie sie den meinen ausgesprochen hatte. »Lady Kaede.«
    Bevor sie sich abwandte, sah ich ihr Gesicht aufleuchten, es wurde heller als die Flammen, heller als der Mondschein auf dem Wasser.

KAPITEL 8

    Wir folgten den Frauen langsam zurück in die Stadt; dort gingen wir in unsere getrennten Herbergen. Irgendwo unterwegs holten die Tohanwachen uns ein, und wir wurden von ihnen bis zur Tür begleitet. Sie blieben draußen und einer unserer Otorimänner hielt im Korridor Wache.
    »Morgen reiten wir nach Terayama«, sagte Shigeru, als wir uns zum Schlafen fertig machten. »Ich muss Takeshis Grab besuchen und dem Abt, der ein alter Freund meines Vaters war, meine Aufwartung machen. Ich habe einige Geschenke für ihn aus Hagi.«
    Wir hatten viele Geschenke mitgebracht. Die Packpferde waren damit beladen, außerdem trugen sie unser eigenes Gepäck, Kleidung für die Hochzeit, Proviant für die Reise. Ich dachte nicht weiter an die Holzkiste, die wir nach Terayama bringen würden, oder an ihren möglichen Inhalt. Mich trieben andere Sehnsüchte, andere Sorgen um.
    Das Zimmer war so stickig, wie ich gefürchtet hatte. Ich konnte nicht schlafen. Um Mitternacht hörte ich die Tempelglocken läuten, dann verstummten wegen der Ausgangssperre alle Geräusche bis auf das erbärmliche Stöhnen der Sterbenden an den Schlossmauern.
    Schließlich stand ich auf. Ich hatte keinen richtigen Plan im Kopf. Nur die Schlaflosigkeit zwang mich, etwas zu tun. Kenji und Shigeru schliefen, und ich hörte, dass die Wache draußen döste. Ich nahm das wasserdichte Kästchen, in dem Kenji Giftkapseln aufbewahrte, und band es unter meine Unterwäsche. Dann zog ich dunkle Reisekleidung an und holte das kurze Schwert, dünne Garrotten, ein Paar Haken und ein Seil aus ihrem Versteck in den Holzkisten. Jede dieser Bewegungen dauerte lange, weil ich sie in völliger Stille ausführte; aber Zeit ist für den Stamm anders, sie verlangsamt oder beschleunigt sich nach unserem Willen. Ich hatte es nicht eilig, und ich wusste, dass die beiden Männer im Zimmer nicht aufwachen würden.
    Der Wachtposten rührte sich, als ich an ihm vorbeihuschte. Ich ging zum Abort und schickte mein zweites Ich an ihm vorbei ins Zimmer. Im Schatten wartete ich, bis er wieder eingenickt war, wurde dann unsichtbar, erkletterte das Dach vom Innenhof aus und sprang hinunter auf die Straße.
    Ich hörte die Tohanwachen am Tor der Herberge und wusste, dass Patrouillen in den Straßen sein würden. Mir war klar, dass mein Vorhaben gefährlich, dass es Wahnsinn war, aber ich musste es durchführen. Zum Teil wollte ich die Fertigkeiten prüfen, die mir Kenji beigebracht hatte, bevor wir nach Inuyama kamen, vor allem aber wollte ich das Stöhnen am Schloss zum Verstummen bringen, damit ich schlafen konnte.
    Ich ging durch die engen Straßen und näherte mich auf einem Zickzackweg dem Schloss. In einigen Häusern brannte noch Licht hinter den Läden, doch die meisten waren schon dunkel. Im Vorübergehen fing ich Gesprächsfetzen auf: Ein Mann tröstete seine weinende Frau, ein Kind lallte wie im Fieber, dann ein Wiegenlied, ein Streit von Betrunkenen. Ich kam auf der Hauptstraße heraus, die direkt zum Burggraben und zur Brücke führte. Ein Kanal begleitete sie; für den Fall einer Belagerung war er mit Karpfen gefüllt. Die meisten schliefen, ihre Schuppen glänzten schwach im Mondlicht. Hin und wieder wachte einer plötzlich auf, schnellte hoch und platschte zurück. Ich fragte mich, ob die Fische träumten.
    Ich ging von Eingang zu Eingang, immer auf der Hut vor Schritten, Stahlgeklirr. Die Patrouillen beunruhigten mich nicht

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