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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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meine Erbin. Ich vertraue dir mein Land und mein Volk an. Gib gut auf sie Acht.« Sie schaute über den Fluss, in ihren Augen glänzten die Tränen. »Wenn es die einzige Möglichkeit ist, sein Leben zu retten, muss er dich heiraten. Aber dann werden sie ihn trotzdem töten.«
    Am Ende des Gartens führten Stufen in der Befestigungsmauer hinunter zum Schlossgraben, wo zwei Vergnügungsboote vertäut lagen. Über den Stufen war ein jetzt offenes Tor, aber Kaede vermutete, dass es am Abend geschlossen wurde. Durch das Tor konnte man Schlossgraben und Fluss sehen. Zwei Wachen saßen träge an der Mauer, als wären sie von der Hitze betäubt.
    »Draußen auf dem Wasser wird es heute kühl sein«, sagte Lady Maruyama. »Vielleicht sind die Bootsleute käuflich…«
    »Dazu würde ich nicht raten, Lady«, sagte Shizuka dringlich. »Wenn Sie versuchen zu fliehen, werden Sie Iidas Verdacht wecken. Am besten ist es, wenn wir ihn besänftigen, bis Arai näher kommt.«
    »Arai wird nicht nach Inuyama kommen, solange Iida lebt«, erklärte Lady Maruyama. »Auf eine Belagerung wird er sich nicht einlassen. Wir haben dieses Schloss immer für uneinnehmbar gehalten. Es kann nur von innen fallen.«
    Sie schaute wieder vom Wasser zum Hauptturm. »Wir sitzen hier in der Falle. Das Schloss hält uns in seiner Gewalt. Doch ich muss hier weg.«
    »Versuchen Sie nichts Überstürztes«, bat Shizuka.
    Mariko kam und klagte, es sei zu heiß zum Spielen. Sachie folgte ihr.
    »Ich bringe sie ins Haus«, sagte Lady Maruyama. »Sie hat schließlich Unterricht…« Ihre Stimme versagte, und Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. »Mein armes Kind. Meine armen Kinder.« Sie faltete die Hände über dem Bauch.
    »Kommen Sie, Lady«, sagte Sachie. »Sie müssen sich hinlegen.«
    Kaede bekam aus Mitleid feuchte Augen. Die Steine des Hauptturms und der Mauern um sie herum schienen sie zu erdrücken. Das Grillenzirpen war laut und machte sie benommen; die Hitze schien vom Boden zurückzustrahlen. Lady Maruyama hatte ihrer Meinung nach Recht: Sie waren alle gefangen und hatten keine Fluchtmöglichkeit.
    »Wollen Sie ins Haus zurück?«, fragte Shizuka sie.
    »Lass uns noch ein bisschen hier bleiben.« Kaede fiel ein, dass es noch etwas gab, worüber sie reden musste. »Shizuka, du kannst offenbar kommen und gehen, wie du willst. Die Wachen vertrauen dir.«
    Shizuka nickte. »Ich habe in dieser Hinsicht einige Fähigkeiten des Stamms.«
    »Von allen Frauen hier bist du die Einzige, die fliehen könnte.« Kaede zögerte; sie wusste nicht, wie sie das formulieren sollte, was sie ihr sagen musste. Schließlich brach es aus ihr heraus: »Wenn du gehen musst, dann musst du gehen. Ich will nicht, dass du meinetwegen bleibst.« Dann biss sie sich auf die Lippe und schaute rasch weg, denn sie hatte keine Ahnung, wie sie überleben sollte ohne das Mädchen, auf das sie sich inzwischen verließ.
    »Wir sind am sichersten, wenn niemand von uns zu gehen versucht«, flüsterte Shizuka. »Aber auch davon abgesehen kommt es nicht in Frage. Wenn Sie es mir nicht befehlen, werde ich Sie nie verlassen. Unsere Leben sind jetzt vereint.« Wie zu sich selbst fügte sie hinzu: »Nicht nur Männer haben Ehre.«
    »Lord Arai hat dich zu mir geschickt«, sagte Kaede, »und du sagst mir, dass du vom Stamm bist, der seine Macht über Lord Takeo durchgesetzt hat. Bist du wirklich frei, solche Entscheidungen zu treffen? Hast du die Wahl, dich für die Ehre einzusetzen?«
    »Lady Shirakawa weiß viel für jemand, dem nichts gelehrt wurde.« Shizuka lächelte, und einen Augenblick lang wurde Kaede das Herz leichter.
    Sie blieb fast den ganzen Tag am Wasser und aß nur wenig. Die Damen des Haushalts leisteten ihr einige Stunden lang Gesellschaft, sie sprachen von der Schönheit des Gartens und den Hochzeitsvorbereitungen. Eine von ihnen war in Hagi gewesen und beschrieb die Stadt voll Bewunderung, erzählte Kaede Legenden der Otori und flüsternd von der alten Fehde mit den Tohan. Alle drückten ihre Freude darüber aus, dass Kaede diese Fehde beenden werde, und sagten ihr, wie froh Lord Iida über das Bündnis sei.
    Kaede wusste nicht, was sie angesichts der betrügerischen Hochzeitspläne antworten sollte, und flüchtete sich in Schüchternheit. Sie lächelte, bis ihr das Gesicht wehtat, sagte aber kaum etwas.
    Dann bemerkte sie Lord Iida persönlich. Er ging, von drei oder vier Gefolgsleuten begleitet, durch den Garten auf den Pavillon zu.
    Die Damen verstummten sofort. Kaede

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