Das Schwert in Der Stille
der Attentatsversuch würde scheitern. Sie wollten Takeo nicht verlieren, deshalb sind sie eingeschritten, um das zu verhindern. Mein Onkel hat dabei eine Rolle gespielt.«
»Und du?«
»Ich nicht, ich war nur der Meinung, der Versuch sollte gemacht werden. Ich fand, dass Takeo jede Chance auf Erfolg hatte, denn solange Iida lebt, wird es keinen Aufstand gegen die Tohan geben.«
Ich kann nicht glauben, dass ich das höre, dachte Kaede. Ich bin in einen solchen Verrat verwickelt. Sie spricht von Iidas Mord so leichthin, als wäre er ein Bauer oder ein Ausgestoßener. Wenn jemand uns hört, werden wir zu Tode gefoltert. Trotz der zunehmenden Hitze schauderte sie.
»Was werden sie mit ihm machen?«
»Er wird einer von ihnen und sein Leben wird ein Geheimnis für uns und alle anderen.«
Also werde ich ihn nie wiedersehen, dachte sie.
Vom Pfad her hörten sie Stimmen, und gleich darauf kamen Lady Maruyama, Mariko, ihre Tochter, und ihre Begleiterin Sachie über den Graben und setzten sich zu ihnen. Lady Maruyama war so bleich wie Shizuka zuvor und ihr Verhalten hatte sich auf undefinierbare Art verändert. Sie hatte etwas von ihrer starren Selbstbeherrschung verloren. Sie schickte Mariko und Sachie ein Stückchen weg, sie sollten mit dem Federball spielen, den das Mädchen mitgebracht hatte.
Kaede versuchte sich normal zu unterhalten. »Lady Mariko ist ein reizendes Mädchen.«
»Sie ist keine besondere Schönheit, aber sie hat Intelligenz und Güte«, antwortete ihre Mutter. »Sie gleicht mehr ihrem Vater. Vielleicht ist das ein Glück. Selbst Schönheit ist gefährlich für eine Frau. Besser, von den Männern nicht begehrt zu werden.« Sie lächelte bitter und flüsterte dann Shizuka zu: »Wir haben sehr wenig Zeit. Ich hoffe, ich kann Lady Shirakawa vertrauen.«
»Ich werde nichts sagen, was Sie verrät«, sagte Kaede leise.
»Shizuka, erzähl mir, was geschehen ist.«
»Takeo wurde vom Stamm entführt. Das ist alles, was Lord Shigeru weiß.«
»Ich hätte nie gedacht, dass Kenji ihn hintergehen würde. Es muss ein schwerer Schlag gewesen sein.«
»Er sagte, es sei immer ein verzweifeltes Spiel gewesen. Er gibt keinem die Schuld. Sein Hauptanliegen ist jetzt Ihre Sicherheit. Ihre und die des Kindes.«
Kaede glaubte zuerst, Shizuka meine die Tochter, Mariko, doch dann sah sie die leichte Röte in Lady Maruyamas Gesicht. Sie presste die Lippen zusammen und schwieg.
»Was sollen wir tun? Versuchen zu fliehen?« Lady Maruyama drehte mit weißen Fingern den Ärmel ihres Gewands hin und her.
»Sie dürfen nichts tun, was Iidas Verdacht wecken könnte.«
»Wird Shigeru nicht fliehen?« Die Stimme der Lady war dünn wie ein Halm.
»Ich habe es ihm vorgeschlagen, aber er sagt, das wird er nicht tun. Er wird zu genau beobachtet, außerdem glaubt er, dass er nur überleben kann, wenn er keine Angst zeigt. Er muss sich verhalten, als würde er den Tohan und dem vorgeschlagenen Bündnis voll und ganz vertrauen.«
»Er wird also die Hochzeit abhalten?«, sagte sie lauter.
Vorsichtig entgegnete Shizuka: »Er wird so tun, als wäre das seine Absicht. Wir müssen uns ebenso verhalten, wenn wir sein Leben retten wollen.«
»Iida hat mir Botschaften geschickt, in denen er mich drängt, ihn als Ehemann anzunehmen«, sagte Lady Maruyama. »Ich habe um Shigerus willen immer abgelehnt.« Sie starrte Shizuka verzweifelt an.
»Lady, sprechen Sie nicht von diesen Dingen. Seien Sie geduldig, seien Sie tapfer. Wir können nichts tun außer warten. Wir müssen so tun, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen, und wir müssen Lady Kaedes Hochzeit vorbereiten.«
»Sie werden sie als Vorwand benutzen, um ihn zu töten«, erwiderte Lady Maruyama. »Kaede ist so schön und so tödlich.«
»Ich will nicht, dass meinetwegen ein Mann stirbt«, rief Kaede, »am wenigsten Lord Otori.« Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen und schaute weg.
»Was für eine Schande, dass du nicht Lord Iida heiraten und ihm den Tod bringen kannst!«, rief Lady Maruyama.
Kaede zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden.
»Vergib mir«, flüsterte Lady Maruyama. »Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich habe kaum geschlafen. Ich bin außer mir vor Angst - um ihn, um meine Tochter, um mich, um unser Kind. Du hast meine Grobheit nicht verdient. Du bist ohne eigene Schuld in unsere Angelegenheiten verstrickt. Ich hoffe, du denkst nicht zu schlecht von mir.«
Sie nahm Kaedes Hand und drückte sie. »Wenn meine Tochter und ich sterben, bist du
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