Das Schwert - Thriller
Wichtigkeit der Aufgabe, mit der sie betraut waren. Nach seiner Darstellung war es ein gerechter Krieg, und er konnte es kaum erwarten, nach Basra und zu seinen Männern zurückzukehren.
Eines Tages hatte ihr Vater sie beiseitegenommen und gesagt: »Georgie, gib auf ihn acht, ja? Warte, bis er so weit ist. Mir gegenüber wird er sich nicht öffnen, nicht in einer Million Jahre. Dir aber wird er sein Herz ausschütten. Pass auf, dass du zur Stelle bist, wenn es so weit ist. Lass ihn nicht aus den Augen. Ich werde mit eurer Mutter ein paar Tage wegfahren. Sehen wir, was dann passiert.«
Zwei Tage dauerte es. Sie waren mit den Hunden unterwegs, zwei Labradors, Fin und Finbar, und er hatte Witze erzählt, typische Soldatenwitze, ein bisschen anzüglich, ein bisschen rassistisch, ein bisschen sentimental, als er plötzlich mitten auf dem Weg stehenblieb und von einem Weinkrampf gepackt wurde, der mehr als eine halbe Stunde andauerte. Sie hatte dabeigestanden, die Hunde festgehalten und geschwiegen, auch nicht der Versuchung nachgegeben, ihn zu berühren, nur waren ab und zu auch ihr die Tränen gekommen, aus schierem Mitleid mit seinem Schmerz, dessen wahre Ursache sie nicht kannte, höchstens ahnte.
Endlich hatte er sich beruhigt, und sie waren stumm zurück zum Haus gegangen. Dort lotste sie ihn in die Bibliothekund goss ihm einen Whisky ein, dreifach, pur, und sich das Gleiche.
Er redete fünf Stunden lang ununterbrochen. Er hielt mit nichts hinterm Berg, und jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen schaute, sah sie die Brutalität dieser Wahrheit darin widergespiegelt. Er sprach von den Schrecknissen, deren Zeuge er gewesen war, den abscheulichen Dingen, die er und seine Männer getan hatten, von dem Hass, den die Iraker ihnen entgegenbrachten, der Angst, die sie Tag und Nacht begleitete.
Wenn sie Samiha anschaute, erkannte sie in ihren Augen dieselben Spuren erlebter Unmenschlichkeit und das Wissen um die Grausamkeit dieser Welt. Es war unmöglich, ihr nicht zu glauben.
Samiha berichtete alles, was sie in den Monaten ihrer Arbeit für die Ahl al-Dschanna erfahren hatte. Sie wusste über Jack und das Schwert Bescheid, wusste, weshalb Raschid al-Masri es auf Jack abgesehen hatte und dass er Naomi als Köder benutzte. Sie brachte Jacks Rückkehr aus Schottland mit einer Auslandsreise Raschids kurz vorher in Zusammenhang. Sie schilderte Georgina, was für eine Art von Mensch Raschid war, ein kaltblütiger Killer, und dass er regelrecht Jagd auf Jack gemacht hatte. Und Georgina glaubte ihr. Glaubte ihr rückhaltlos.
Sie wandte sich wieder dem Computer zu, um nach weiteren Informationen über Jack Goodrich zu forschen, und diesmal grub sie tiefer als vorher. Ihr Bruder, der einen Kurs in Datenverschlüsselung in Sandhurst absolviert hatte und sich in seiner Freizeit viel mit dem Computer beschäftigte, hatte ihr mehr beigebracht, als sie von Gesetzes wegen wissen durfte, unter anderem, wie man einen Code knackte und Passwörter ausbaldowerte oder selbst erzeugte und andere Sicherheitsbarrieren überlistete. Jetzt kamen ihr die illegalen Fähigkeiten gut zupass.
Was sie herausfand, beunruhigte sie. Der Fall Jack Goodrich roch nach MI6. Seine Frau hatte eine gehobene Position im Büro des Geheimdienstes hier in der Botschaft gehabt. Ein Mann, der für sie gearbeitet und nach ihrem Tod ihren Posten eingenommen hatte, war nach Schottland gereist, um Goodrich zu suchen, und seither verschollen. Sie gewann den Eindruck, dass der Mann ohne Zustimmung seiner Vorgesetzten gehandelt hatte. Der Professor war seit seiner Rückkehr nach Kairo am Donnerstag observiert worden, doch hatte der MI6 ihn am selben Abend noch aus den Augen verloren und erst in der letzten Nacht wieder aufgespürt. Man war ihm von der Amerikanischen Universität aus gefolgt, wo er mehrere Stunden scheinbar auf jemanden oder etwas gewartet hatte.
Und damit nicht genug. Ein Schwert wurde erwähnt, das Goodrich gefunden haben sollte oder gestohlen. Eine radikale islamistische Gruppierung namens Ahl al-Dschanna und geheime Unterredungen mit deren Vertretern. Darüber gab es noch weitere Dateien, doch sie widerstanden all ihren Tricks und Kniffen. Schließlich gab sie auf. Sie wusste genug.
Sie schob ihren Stuhl zurück und lächelte Samiha an.
»Er ist in einer Kirche«, sagte sie. »In einer Kirche in Schubra al-Chaima. Keine Ahnung, wo das ist, doch wozu gibt es Stadtpläne. Sie wissen nicht, was er dort will, aber sie glauben, dass er immer noch dieses
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