Das Schwert - Thriller
sage dir noch, wohin. Wenn du nicht parierst, erschieße ich dich und fahre die verdammte Kiste selbst.«
Ob es die Bestürzung war, eine Frau fluchen zu hören, oder die Erkenntnis, dass er sich eben in die Hose gemacht hatte, jedenfalls wagte der Fahrer keinen Protest. Der Wagen erzwang sich die Ausfahrt, nicht ohne eine tiefe Schramme in dem Tor zu hinterlassen, welches der Posten sich verspätet zu schließen bemühte. Der Fahrer bog nach rechts ab und raste die leere Straße entlang.
Dschamila nahm Kopftuch und Gesichtsschleier ab und lächelte Jack an. Sie blieb beim Arabischen.
»Damit haben wir unseren Teil getan«, sagte sie. »Der Rest liegt bei dir. Wie sieht der nächste Schritt aus?«
44
Der perfekte Verdächtige
Georginas Wohnung
Eine halbe Stunde später
»Sie haben mir erzählt, ich hätte in Norwich meine Eltern ermordet und wäre dann nach Schottland gefahren, um Simon und die Gilfillans zu erschießen. Sie hatten alles fein säuberlich ermittelt, Entfernungen und Tatzeiten aufgelistet und die Kugeln verglichen. Kaum zu glauben, aber sie haben sogar einen armen Wicht zwischen Schottland und Norfolk hin und her fliegen lassen, um nachzuweisen, dass es möglich war, die Taten in der von ihnen festgestellten Reihenfolge zu begehen. Ich bin der perfekte Verdächtige; sie ziehen nicht einmal in Erwägung, dass es einen anderen Täter geben könnte. Ich habe ihnen gesagt, wie es wirklich war, und sie haben mir ins Gesicht gelacht. Sie sagten, eine Geschichte, die derart an den Haaren herbeigezogen ist, hätten sie noch nie gehört, ich sollte Kriminalromane schreiben. Übrigens erheben auch die Ägypter Anspruch auf meine Person: Sie wollen mich für die Morde heute Morgen in Schubra zur Verantwortung ziehen.«
Dschamila musterte sein Gesicht, während er redete, und zweifelte nicht einen Moment daran, dass er die Wahrheit sagte. Die reine Wahrheit, die keine Polizei auf der ganzen Welt ihm glauben würde. Was Georgina anging, so wich die kribbelnde Erregung der Rettungsaktion der beklommenen Frage, ob es klug gewesen war, bei diesem Husarenstreich mitzumachen. Sie stellte sich vor, ihre Mutter könnte Wind von den Umtrieben ihrer Tochter bekommen, und schaudertebei dem Gedanken an die frostige Stimme, mit der sie solche »Dummheiten« zu kommentieren pflegte. Eine Gefängnisstrafe wäre leichter zu ertragen als ihr Sarkasmus.
Sie hatten den britischen Detective und den Fahrer im Auto zurückgelassen, geknebelt und mit Stricken gefesselt, die Dschamila eigens zu diesem Zweck auf dem Basar der Zeltmacher gleich neben dem Polizeirevier erstanden hatte. Der Wagen parkte in einer Seitenstraße, also befanden sich die beiden vermutlich immer noch in ihrer ungemütlichen Lage, aber Georgina beruhigte ihr Gewissen damit, dass nach menschlichem Ermessen kein ernsthafter Schaden für sie zu befürchten war. In ein oder zwei Stunden würde man sie entdecken und den ausländischen Kollegen in sein Hotel bringen, wo er in einem heißen Bad und anschließend gründlich durchgewalkt von den kundigen Händen des im Hotel angestellten Masseurs das erlittene Ungemach vergessen konnte.
Sie befanden sich wieder in Georginas Wohnung. Samiha war nach Georginas und Dschamilas Weggang vorhin aufgewacht und hatte nicht wieder einschlafen können. Das Gefühl, dass kostbare Zeit ihr ungenutzt zwischen den Fingern zerrann, quälte sie, dazu kam, dass sie ihre Kinder nie wiedersehen würde, wenn es nicht gelang, Mohammed al-Masri an der Ausführung seiner Wahnsinnstat zu hindern. Einen großen Becher neben sich, setzte sie sich an Georginas Computer und ging auf Jagd im World Wide Web. Als die anderen wiederkamen, gesellte sie sich im Wohnzimmer zu ihnen und berichtete, was ihre Nachforschungen zutage gefördert hatten.
»Die Konferenz steht nominell unter dem Vorsitz von Präsident Mubarak, der die Absicht hat, bei sämtlichen Sitzungen anwesend zu sein. Da er jedoch bei den Friedensverhandlungen eine entscheidende Rolle spielt, wird er nicht in persona die Konferenz leiten. Man hat eineHandvoll Friedensnobelpreisträger eingeladen, um diese Rolle zu übernehmen. An Mubarak selbst kommen wir nicht heran. Nicht in der Kürze der uns zur Verfügung stehenden Zeit und auch sonst nicht, realistisch betrachtet.
»Die Person, die für uns in Frage käme, ist der Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Megdi Jusuf. Jusuf ist die eigentliche treibende Kraft, was die Konferenz angeht. Er hat, zusammen mit seinem israelischen
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