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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Gürtel, in dem sich das Mondlicht spiegelte. Boote lagen wie aufgeblähte tote Fische mit dem Kiel nach oben an seinem Ufer. Netze waren zwischen ihnen aufgespannt. Die Anlegestelle – ein paar Planken, die auf Pfählen in den Fluss hineinragten – befand sich wenige Schritte entfernt.
    Ich wusste nicht, wie spät es war, aber es zeigte sich kein Streifen Licht am Horizont, kein Zeichen, dass die Nacht jemals enden würde. Kälte breitete sich vom Fluss über das Ufer aus.
    Ich setzte mich zwischen zwei Booten in den Sand und wickelte mich in den Wollumhang ein. Mein Herz schlug nicht mehr so schnell wie zuvor. Ich gähnte, fühlte mich auf einmal müde und zerschlagen. Mit angezogenen Knien und unter dem Umhang verschränkten Armen lehnte ich mich an eines der Boote und betete darum, dass keiner der Pilger wusste, was sich zwischen dem Schultheiß und mir in der Burg abgespielt hatte.
    Ich erwachte, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.
    »Trudchen?«, flüsterte ich und öffnete die Augen.
    Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war. Unter mir war kein Stroh, sondern Sand, und das Gesicht über mir war nicht das meiner Schwester, sondern das von Vater Ignatius. Ich sah die Falten um seine Augen, sein grau durchzogenes Haar, das vom Wind zerzaust wurde, und das Kupferkreuz, das vor seiner Brust hin und her schwang.
    Und dann erinnerte ich mich. Es war, als träfe ein Stein meinen Magen. Ich zog die Luft so scharf ein, dass der Priester zusammenzuckte.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte er. »Wir haben dich schlafen lassen, solang es ging, aber die Barke hat gerade angelegt. Wir müssen aufbrechen.«
    Ich setzte mich auf. Sand rieselte von meinen Schultern.
    »Guten Morgen, Langschläferin«, rief eine ältere Bäuerin. Ich kannte sie flüchtig. Sie stammte aus einem der Nachbardörfer.
    Wilhelm, der Müller von Winetre, lachte, während er mit einem großen Beutel auf den Schultern zur Anlegestelle ging. »Hast Glück, dass wir dich zwischen den Booten gesehen haben, sonst wären wir ohne dich gefahren.«
    Ich fragte mich, ob es nicht eher Pech war. Die Überzeugung, die mich in der Nacht aus der Hütte geführt hatte, war verschwunden, die Stimme in meinem Kopf halb vergessen, als hätte ich sie nur geträumt. Vielleicht stimmte das auch.
    Vater Ignatius reichte mir einen Bierschlauch. Ich trank da raus. Das Bier war warm, hatte wohl neben dem Feuer gelegen, das zwei Männer gerade mit Sand löschten. Der Drachenfels ragte hinter ihnen im ersten Tageslicht auf.
    Gertrud, Klara und die anderen Mägde würden sich bald auf den Weg zur Burg machen. Sie würden an meiner Hütte klopfen und von Trudchen erfahren, dass ich mich auf dem Weg nach Köln befand. Ich wusste nicht, was danach geschehen würde.
    »Wo sind deine Sachen?«, fragte Vater Ignatius.
    Ich sah mich um, doch dann fiel mir ein, dass ich nichts mit genommen hatte, noch nicht einmal einen Bierschlauch.
    »Verzeiht, Vater«, sagte ich. »In der Aufregung …«
    Der Priester zog die Augenbrauen zusammen. Ich dachte schon, er wäre verärgert, doch dann lächelte er. »Gott wird dich schon nicht hungern lassen.«
    Die Barke, die an der Anlegestelle auf uns wartete, war so lang wie der Küchentrakt auf Burg Drachenfels, aber weitaus schmaler. Schweine und Schafe standen eingezäunt darauf. Der Wind trug ihren Geruch bis zum Ufer. Ein Mast ragte in den Himmel. Zwei Matrosen rollten das Segel aus, das daran hing. Ein dritter Mann lehnte an dem langen Ruder am Heck des Schiffs und rief ihnen Befehle zu.
    Die meisten Pilger waren bereits an Bord. Ich kannte sie, wenn auch nicht alle mit Namen. Es waren größtenteils wohlhabende Bauern, die sich vom Frondienst in der Burg freigekauft hatten. Ich atmete auf, als mir klar wurde, dass keiner von ihnen wissen konnte, was geschehen war.
    Der Ritter, von dem Vater Ignatius gesprochen hatte, saß am Ufer auf seinem Pferd. Seine Rüstung bestand aus einem Beinteil, zwei Schulterstücken und einer verrosteten Brustplatte. Sein Schwert lag in Tücher eingewickelt hinter ihm auf dem Sattel. Er schwankte, und als ich näher kam, roch ich Wein.
    »Das ist Hubert von Alen«, sagte Vater Ignatius, der meinen Blick bemerkt haben musste, leise. »Er wird uns auf unserer Reise beschützen.«
    Ich knickste tief und senkte den Kopf. »Guten Morgen, werter Herr.«
    Der Ritter antwortete nicht. Sein Gesicht war rot und aufgedunsen, seine Nase die eines Trinkers. Ohne mich anzusehen, gab er seinem Pferd einen

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